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Aktuar: Österreichischem Pensionssystem fehlt Diversifikation

Die Komplexität in der zweiten Säule verhindere eine weitere Verbreitung. Daher dürfte das Absinken der „Nettoersatzrate“ aus der ersten Säule kaum kompensiert werden.

Ab 2025 werde die demographische Situation in der ersten Säule des österreichischen Pensionssystems „dramatisch“ werden und sich dann über die folgenden zehn Jahre „verschlechtern“, so Christoph Krischanitz, Geschäftsführer des versicherungstechnischen Beratungsunternehmens arithmetica.

Erst ab 2035 werde sich das Verhältnis von aktiven Arbeitern zu Menschen, die versorgt werden müssen (inklusive Kinder, Arbeitslose, Kranke und Pensionisten), einpendeln und über die darauffolgenden Jahrzehnte gleich bleiben.

Aber weil die zweite und dritte Säule in Österreich so schwach sind, wird dieses Problem in der ersten Säule das gesamte Pensionssystem treffen.

Der Aktuar ging sogar so weit, diese Risikokonzentration auf das demographische Risiko als „fahrlässig“ zu bezeichnen.

„Dem österreichischen Pensionssystem fehlt es an Diversifikation, eine gute Mischung der verschiedenen Säulen wäre notwendig“ hielt er fest.

Langsam greifen nun erste Pensionsreformen des staatlichen Systems aus den Jahren 2001 und 2003, durch die die durchschnittliche Nettoersatzrate von derzeit 80% auf rund 60% absinken wird – aber Krischanitz betonte, dass Voraussagen in diesem Bereich „sehr schwierig“ seien.

Allerdings ist es klar, dass der derzeitige Verbreitungsgrad der zweiten Säule nicht ausreichen wird, um diese Lücke zu füllen: Rund 40% der Erwerbstätigen sind derzeit in irgendeiner Form an der betrieblichen Altersvorsorge beteiligt, sei es über Pensionskassen, Versicherungslösungen oder nicht-gedeckte Rückstellungen in den Bilanzen von Unternehmen.

Laut Krischanitz sind die Instrumente zur Schaffung einer betrieblichen Pensionsvorsorge zu komplex, so gebe es zu viele davon ohne ausreichende Größe um eine Effizienz zu gewährleisten.

Er sagte, dass dies viele Unternehmen abschrecke. Zudem fehle der Druck von den Arbeitnehmern und der Politik zur Schaffung von Pensionsplänen.

Krischanitz ist überzeugt, dass die Nachfrage ab 2025 einsetzen wird, wenn die Auszahlungen aus der ersten Säule effektiv weniger werden, aber dann werde es auch in den Unternehmen kein Geld hierfür mehr geben.

Der Aktuar rief die Politik auf, steuerliche Anreize für Unternehmen zur Schaffung von Pensionsplänen einzuführen oder aber auch ein Obligatorium anzudenken.

Eine Ausnahme zur Untätigkeit vieler Unternehmen in Sachen Altersvorsorge ist der österreichische Holzverarbeiter Egger, der gerade einen Pensionsplan für seine 1.500 Mitarbeiter aufgesetzt hat.

Beraten von der Betrieblichen Altersvorsorge Consulting GmbH wurde das Mandat für eine versicherungsförmige Lösung an die Allianz vergeben.

In einer Pressemitteilung nannte Egger die „demographische Entwicklung“ als Grund, warum man die Versorgung seiner Mitarbeiter über das aktive Arbeitsleben hinaus absichern wolle.

Eine Versicherungslösung sei gewählt worden, weil man den Fokus auf Garantie und Sicherheit legen wollte.