Foundation | Welcome

Menu


Aktuare: Beitragsorientierte Systeme mit Designfehlern

Pensionspläne, die rein beitragsorientiert – oft auch „defined contribution“ (DC) genannt – sind, brauchen ein besseres Design, um die Risiken für die Mitglieder zu minimieren, betonten Aktuare bei einer Konferenz in Wien.

„Es gibt keinen Grund, warum DC Pläne nicht das selbe Leistungsniveau erreichen können wie leistungsorientierte „defined benefit“ (DB) Pläne, zumal die Auszahlungen aus Letzteren in den vergangenen Jahren auch deutlich geschrumpft sind,“ erläuterte Ken Forman von der DC Working Group der Group Consultatif, einer Dachorganisation für europäische Aktuarsverbände.

„Jedoch haben einige Design-Fehler DC-Plänen den Ruf eingebracht, „der arme Cousin“ von DB-Plänen zu sein.“ Einer dieser Fehler seien die gleichbleibenden relativ niedrigen Einzahlungen im Laufe des Arbeitslebens - stattdessen sollte es ermöglicht werden, Beiträge in unterschiedlicher Höhe zu leisten, je nach finanzieller Situation.

Andererseits sollten sich aber auch die Mitglieder darauf einstellen, notfalls zu einem späteren Zeitpunkt die Rente anzutreten, wenn sich äußere Umstände oder ihre eigene Situation ändern würde.

Lebenszyklus-Modelle, bei denen der Aktienanteil des Portfolios dem Lebensalter angepasst wird, seien grundsätzlich eine gute Idee, so Forman, jedoch seien einige dieser Modelle zum Beispiel in den USA nicht gut durchdacht gewesen und hätten zum Beispiel kurz vor dem Rentenantrittsalter in Unternehmensanleihen statt Staatsanleihen investiert.

„Die Käufer dieser Produkte und vermutlich auch ihre Manager haben die Risiken nicht voll verstanden – vielleicht wäre es Aufgabe der Aktuare an der Gestaltung solcher Modelle mitzuwirken.“ Hier seien auch die Entscheidungsträger gefragt, Risiken von DC-Plänen besser zu vermitteln.

„Junge Leute sollten bereit sein, Investmentrisikos einzugehen“, betonte Forman aber in der Übergangsphase zum Rentenantritt sei dann Vorsicht geboten. Um das Langlebigkeitsrisiko abzufangen helfe unter anderem die Verrentung des Alterseinkommens, aber Forman betonte, dass Produkte wie etwa Annuitäten, die selbst weiter investieren, derzeit so kompliziert und teuer seien, dass es dafür praktisch keinen Markt gäbe.

Im Zusammenhang mit der Preisbildung bei solchen Produkten sei auch die Datenlage wichtig, denn wenn nur unzureichend Daten über die Langlebigkeit vorhanden seien, könne es zu Überteuerung kommen, stellte die DC Working Group in ihrem Bericht „Avoiding Pitfalls In Retirement: A Report on Defined Contribution Pensions!” fest.

Die Arbeitsgruppe kann sich auch “Geld-zurück” Garantien bei solchen Produkten vorstellen, denn Annuitäten hätten in den letzten Jahren keine besonders gute Kritik bekommen, wegen Überteuerung und Undurchsichtigkeit. Einen weiteren Schutz können an die Inflation-gekoppelte Anleihen bieten, denn gerade bei langen Auszahlungsphasen könne die Inflation viel Kaufkraft der Rente “auffressen”.

Solche Inflation-linked Bonds müssten flächendeckender zugänglich werden oder alternativ könnte eine europaweite Tauschbörse für Inflationsrisiken eingeführt werden, so die Arbeitsgruppe.

Wie ernst das Langlebigkeitsrisiko, ist zeigen Berechnungen aus Großbritannien wonach ein 25-Jähriger im Jahr 1985 mit einer Auszahlungsphase von durchschnittlich 13,2 Jahren rechnen konnte und eine 25-Jährige mit 21,4 Jahren. Anhand der neuesten Sterbetafeln sind diese Zeitspannen auf 16,9 Jahre beziehungsweise 24,2 Jahre angestiegen.

„Wenn der heutige Trend weiter anhält müsste das Rentenantrittsalter alle zehn Jahre um ein Jahr angehoben werden (für Männer) und ein wenig langsamer für Frauen, um den Ausgleich zwischen Einzahlungs- und Auszahlungsphase zu halten“, so der Bericht.