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„Alternative Indexing könnte ein großer Trend werden“

Die weiter kochende Eurokrise stellt Investoren vor harte Prüfungen im Spannungsfeld von Sicherheit, Liquidität und Rendite. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Eberhard Schwarz, Generalbevollmächtigter bei der BayernInvest Kapitalanlagegesellschaft mbH über die aktuellen Lage im institutionellen Markt und interessante Investmentstrategien.

Eberhard Schwarz

IPE Institutional Investment: Herr Schwarz, Sie sagten bei unserem letzten Gespräch vor knapp einen Jahr „Bei Investoren ist Liquidität weiterhin König“, wie sehen Sie die aktuelle Lage?
Schwarz: Keine Frage, Sicherheit und Liquidität sind weiterhin die dominierenden Faktoren. Nehmen Sie als Beispiel die Schlagzeile von EADS, die direkt ein EZB-Konto eröffnen möchten. Ich denke dies sagt alles über die aktuelle Einschätzung am Markt zu Themen wie Kontrahentenrisiko. Wie stabil ist die Eurozone bzw. ihre Banken? Das ist eine Frage, die allenthalben im Raum steht.


IPE Institutional Investment: Sicherheit ist das eine Thema, die Notwendigkeit im aktuellen Niedrigzinsumfeld Renditen zu generieren, das Andere. Wie sehen Sie hier die Reaktionen?
Schwarz: Die Zinszusagen, die viele institutionelle Anleger abseits der Corporates betreffen, sind natürlich ein großes Thema. Auch macht es die Politik mit Verordnungen und Gesetzen – ich nenne hier beispielhaft nur Basel III und Solvency II – nicht einfach und treibt Investoren in kaum rentierliche Staatspapiere. Investoren sprechen mittlerweile davon, dass sie mehr Zeit für die Umsetzung von Regularien verwenden, als für das eigentliche Asset Management, das stimmt nachdenklich.


IPE Institutional Investment: Was bleibt als Investment im Fixed Income-Universum?
Schwarz: Corporates bieten weiterhin ein attraktives Chance-/Risikoverhältnis – gerade gegenüber Staatsanleihen. Pfandbriefe bleiben interessant, wobei im Einzelfall die Markttiefe eine wichtige Rolle spielt. Dazu kommen im Fixed Income-Bereich Spezialitäten wie EM-Debt oder auch Loans. Und schließlich, bei ganzheitlicher Betrachtung, stehen Global Bonds als Anlagealternative zur Verfügung.


IPE Institutional Investment: Sind Emerging Markets noch ein probates Mittel?
Schwarz: Man muss festhalten, dass Investoren das Thema EMD sicher nicht als Substitut sehen, sondern vielmehr als komplementäre Assetklasse in einem diversifizierten Fixed Income-Portfolio. Die Region bleibt nicht nur aufgrund der etwas höheren Renditen weiterhin hoch interessant, schließlich bleibt beim Blick auf Themen wie Staatsverschuldung und wirtschaftliches Wachstum die Frage, ob die sogenannten Industrienationen wie Deutschland, Japan oder die USA auch langfristig die sichereren Schuldner sind.


IPE Institutional Investment: Vielfach werden Aggregate Strategien als Instrument beworben, um dem Renditedilemma zu entkommen. Wie stehen Sie dazu?
Schwarz: Es mag sinnvoll sein, hier zu investieren, wir dürfen allerdings auch in diesem Fall nicht eine Art Wunderkiste erwarten. Mehr Rendite heißt nun einmal mehr Risiko. Dieses erhalten Sie bei Aggregate Strategien zumeist in Form von Wechselkursrisiken, da sie global investieren müssen, um die Chancen auch tatsächlich auszuschöpfen. Konzentrieren sie sich nur auf den Euroraum in den besseren Ratingregionen, so ist der Mehrertrag gar nicht so hoch.


IPE Institutional Investment: Welche Möglichkeiten bieten sich außerhalb des Fixed Income-Sektors – erleben wir ein Comeback der Aktie?
Schwarz: In der Tat können wir seit Ende letzten Jahres wieder eine verstärkte Nachfrage nach Dividendenpapieren verzeichnen. Investoren stellen sich zunehmend die Frage, ob sie lieber in ein Schuldrecht oder doch in ein Eigentumsrecht investieren möchten und beantworten die Frage angesichts der aktuellen Schuldenkrise entsprechend.


IPE Institutional Investment: Kommen darüber hinaus wieder vermehrt alternative Anlagen zum Zug?
Schwarz: Ich würde hier stark differenzieren. Im engeren Sinne ganz sicher ja bei Private Equity und nein bei Hedgefonds. Darüber hinaus ist im Markt ganz klar Interesse an Rohstoffen, Infrastruktur und Real Estate zu erkennen.


IPE Institutional Investment: Denken Sie über eine Ergänzung ihres Produktportfolios in eine dieser Richtungen nach?
Schwarz: Ganz grundsätzlich – wir werden uns sicher nicht anorganisch verstärken. Wenn es um eine Erweiterung des Produktportfolios in Richtung alternative Anlagen geht, so sprechen wir über eigene Entwicklungen bzw. Partnerschaften. Die werden beispielsweise im Bereich Rohstoffe oder aber auch über das BayernLB-Netzwerk mit der RealIS für Immobilien bereits gelebt.


IPE Institutional Investment: Wir haben viel über Krisen gesprochen, wie sind Sie selbst als BayernInvest durch das unfreundliche Marktumfeld gekommen?
Schwarz: Angesichts weiter gestiegener Assets under Control von mittlerweile 37,8 Mrd. Euro darf man beileibe nicht jammern. Gerade für uns als mittelgroßen Anbieter zeigt sich, dass Servicebereitschaft und die persönliche Betreuung – neben guten Produkten – viele Kunden überzeugen.


IPE Institutional Investment: Wir haben viel über Trends und aktuelle Bewegungen im Markt gesprochen. Zum Abschluss die Frage – wo sehen Sie über den eher kurz- bis mittelfristigen Tellerrand hinaus geblickt Themen im Markt?
Schwarz: Ich denke, Alternative Indexing könnte so ein großer Trend werden. Denken Sie beispielsweise nur an den Bondbereich. Muss ich als Investor unbedingt meine Allokation an den im Index stark vertretenen großen Schuldnern ausrichten? Solchen Fragen müssen wir uns als Asset Manager künftig konkreter stellen.


IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke!