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„Beim Thema Cash Equitization erwarte ich deutliche Zuwächse“

Der ETF/ETP-Markt konnte auch im abgelaufenen Jahr mit rund 20% in Europa deutlich wachsen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Simon Klein, Head of Sales ETP & Insitutional Mandates EMEA and Asia, Deutsche Asset & Wealth Management, über aktuelle Trends und Themen am Markt.

Simon Klein

IPE Institutional Investment: Herr Klein, bei professionellen Investoren ist ein Trend zu beobachten, wonach sie ihre Cash-Positionen möglichst schnell wieder investieren wollen. Liegt das nur an den seit längerer Zeit sehr niedrigen Zinssätzen?
Klein: Dass Anleger ungern Cash-Positionen halten möchten, wenn diese aufgrund der derzeitigen Niedrigzinsphase praktisch kein Rendite bringen, ist nachvollziehbar. Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass die Gefahr besteht, wertvolle Renditepunkte zu verpassen, wenn Kapital nicht in der eigentlich geplanten Allokation investiert ist und der Investmentpfad zu stark von der Benchmark abweicht. Lassen Sie mich dazu ein Beispiel anführen. Studien zeigen, dass ein zehnjähriges Investment in den S&P 500 Index eine durchschnittliche jährliche Performance von 12,1% gebracht hat. Wer jedoch nur die besten zehn Tage davon verpasst hätte, müsste sich mit einer Jahresperformance von 6,9% begnügen. Das zeigt, dass es wichtig ist, investiert zu sein. Natürlich hätte im Umkehrschluss derjenige, der die zehn schlechtesten Tage in dieser Zeitspanne verpasste, eine deutlich höhere Rendite erzielt. Doch weil man die Märkte nicht wirklich timen kann, ist es sinnvoll dauerhaft im Markt zu sein.

IPE Institutional Investment: Professionelle Investoren halten ja aus sehr unterschiedlichen Gründen Bargeld-Bestände, die zügig wieder angelegt werden sollten. Welche Fälle sind aus Ihrer Sicht in der Praxis besonders wichtig?
Klein: Große Nachfrage sehen wir für den Einsatz von ETFs beim Cash Management und Transition Management. Beim Cash Management werden liquide Mittel – beispielsweise zugeflossene Dividenden oder Zinsen – vorübergehend so investiert, dass sie eine Rendite erwirtschaften, aber dennoch schnell liquidierbar und somit jederzeit verfügbar sind. Wir sprechen hierbei auch von Cash Equitization. Dafür werden immer öfter ETFs eingesetzt, weil diese sehr transparent, flexibel und liquide sind. Und weil man mit ETFs verschiedenste Bereiche abdecken kann – beispielsweise alle möglichen Aktien- und Anleihesegmente.

IPE Institutional Investment: Wie definieren Sie im Unterschied dazu Transition Management?
Klein: Beim Transition Management werden die Mittel, die für ein Investment in einer bestimmten Assetklasse geplant sind, gewissermaßen in besonders liquiden Anlageprodukten innerhalb dieser Assetklasse geparkt, wobei ETFs aufgrund ihrer hohen Liquidität eine wichtige Möglichkeit darstellen. Dazu ein konkreter Fall: Wenn der Anlageausschluss eines Investors ein bestimmtes Investment beschlossen hat, aber etwa noch eine Ausschreibung dazu bei einem Consultant läuft, die Due Diligence noch nicht abgeschlossen ist oder auch eine weniger liquide Assetklasse wie Infrastruktur oder Private Equity anvisiert ist, kann sich das Investment aufgrund interner Prozesse zeitlich verzögern. In diesem Fall greifen viele Investoren zu ETFs, die liquide Anlagen in genau diesem Segment abbilden, um die Zeit zu überbrücken und das Kapital bereits in der betreffenden Assetklasse zu parken.

IPE Institutional Investment: Die Idee des Cash Equitization ist nun nicht neu. Neu ist jedoch, dass dafür immer öfter ETFs eingesetzt werden. Was sind die Vorteile von ETFs beispielsweise gegenüber Futures, Indexoptionen oder anderen Investmentfonds?
Klein: In jüngster Zeit sind bei institutionellen Anlegern immer stärker die Vorteile von ETFs in den Vordergrund getreten. Das sind zum einen die generellen Vorteile wie Transparenz, Flexibilität, Liquidität, niedrige Kosten sowie die Sicherheit eines regulierten Produkts, das als Fonds ausgestaltet ist. Zum anderen lässt sich erkennen, dass ETFs in den letzten Jahren bei den niedrigen Kapitalmarktzinsen hinsichtlich Performance und Volatilität die Nase vorn hatten. Und nicht zuletzt entfallen bei ETFs die Rollrisiken bei längerfristigen Investments, die zumindest über einen oder mehrere Rolltermine hinausreichen. Insofern stellen wir auch fest, dass Institutionelle immer öfter bei der Cash Equitization zu ETFs greifen.

IPE Institutional Investment: Wie ist das Liquiditätsmanagement mit ETFs, wie es vor allem die großen skandinavischen Pensionskassen betreiben, einzuordnen?
Klein: Skandinavische Investmenthäuser wie Pensionskassen beispielsweise benutzen ETFs sehr oft als Liquiditätsbausteine. Das ist eine Entwicklung, die wir in Deutschland so noch nicht gesehen haben, die aber schon bald auch bei uns Realität werden könnte. Kurz gesagt, werden dabei bei jeder strategischen Asset Allocation ETFs als zusätzliches Basisinvestment eingesetzt, um über die notwendige Liquidität zu verfügen, falls eine Anlageentscheidung kurzfristig geändert wird. Hierbei kann die gewünschte Allokation durch den Verkauf der entsprechenden ETFs und den Aufbau der gewünschten neuen Position sehr schnell und sehr kostengünstig hergestellt werden.

IPE Institutional Investment: Lässt sich beziffern, welche Zusatzrenditen sich mit Cash Equitization erzielen lassen?
Klein: Das ist schwer zu beziffern. Grundsätzlich können ETFs beitragen, dass die Rendite oberhalb der Cash-Rendite liegt und der Investor an der Anlageklasse partizipiert, die der ETF abbildet.

IPE Institutional Investment: Keine Chance ohne Risiko. Worauf müssen Anleger vor allem achten, um Nachteile zu vermeiden?
Klein: Auch bei ETFs gibt es Unterschiede in der Ausgestaltung, den Kosten, der Liquidität und der Handelbarkeit sowie andererseits bei der abgebildeten Benchmark, dem Track Record und auch dem Emittenten. Die Investoren kommen also nicht umhin, die gewünschten ETFs vor dem Investment auf Herz und Nieren zu prüfen.

IPE Institutional Investment: Die Auswahl an ETFs ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Welche Kategorien werden abgedeckt und können für Cash Equitization eingesetzt werden?
Klein: Hier möchte ich nur für unser Haus sprechen und kann sagen, dass Deutsche Asset & Wealth Management schon jetzt eine große Palette an ETFs anbietet, die die Wünsche auch sehr anspruchsvoller Kunden erfüllt. Wir können mit unseren ETFs von Aktien über Anleihen und Währungen extrem viele Marktsegmente abdecken. Überdies stehen wir in einem ständigen Dialog mit unseren Kunden und den Kundenberatern, sodass wir bei möglichen Vakanzen schnell reagieren können.

IPE Institutional Investment: Professionelle Investoren investieren oft auch in spezielle Segmente. Gibt es denn auch für Bereiche wie Immobilien, Private Equity, Rohstoffe oder Infrastruktur vergleichbare ETFs?
Klein: Die Deutsche AWM hat für alle genannten Segmente entsprechende ETFs im Angebot. Allerdings muss hierzu bemerkt werden, dass die ETFs keine Direktinvestments darstellen. Sie spiegeln nicht die Entwicklung einzelner Rohstoffe, Immobilien oder Infrastrukturprojekte wider, sondern orientieren sich beispielsweise an Rohstoffindizes, REITs, Immobilienaktien oder gelisteten Infrastrukturtiteln.

IPE Institutional Investment: Im Cash Management werden manchmal auch sehr kurzfristig erhebliche Summen investiert und auch wieder abgezogen? Kann das mit ETFs reibungsfrei dargestellt werden?
Klein: Gerade das zeichnet ETFs aus, dass sie auch größere Investments bzw. Mittelabflüsse kurzfristig bewältigen können. Große ETFs zählen mittlerweile zu den liquidesten Anlageprodukten an der Börse überhaupt.

IPE Institutional Investment: Der ETF-Markt insgesamt ist 2014 in Europa um rund 20% gewachsen, mehr als in den Vorjahren. Halten Sie ein ähnliches Wachstum für möglich?
Klein: Nach Ansicht unserer Vertriebsexperten wird sich die positive Entwicklung des ETF-Marktes aus 2014 in diesem Jahr nahtlos fortsetzen. Die Schätzungen für das Marktwachstum liegen zwischen 15 und 20%. Wir sehen bei Aktien und noch viel mehr bei Anleihe-ETFs gute Entwicklungsmöglichkeiten mit überdurchschnittlichen Mittelzuflüssen. Als Wachstumstreiber haben sich die Faktoren Produktinnovation, Services und Kosteneffizienz herausgestellt. Und das dürfte sich 2015 noch fortsetzen. Echte Produktinnovationen, die Anlegern Zugang zu bislang nicht investierbaren Märkten verschaffen, Kosteneffizienz, die ETFs einen Vorteil im Wettbewerb beispielsweise mit Futures oder institutionellen Mandaten beschert, und nicht zuletzt die Serviceleistungen, die etwa über Musterportfolios mit den dazugehörigen Statistiken und Auswertungen ETFs für institutionelle Investoren zu einer unverzichtbaren Produktgattung machen.

IPE Institutional Investment: Und welche Rolle kann künftig der Trend zur Cash Equitization spielen?

Klein: Hinsichtlich Cash Equitization erwarte ich ebenfalls deutliche Zuwächse. Die genannten Vorteile sprechen für sich und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis etwa der Trend aus Skandinavien, ETFs als Liquiditätsbausteine einzusetzen, auch hier zur Praxis wird und die institutionelle Anlegerschaft die Vorteile von ETFs in ganzer Breite erkennt und für sich nutzt.

IPE Institutional Investment:
Danke für die Ausführungen.