Die Schaffung einer Kapitalmarktunion in Europe hat „oberste Priorität“ für Guy Verhofstadt, dem Brexit-Koordinator des Europäischen Parlaments.
„Wir müssen mit der Kapitalmarktunion ‚Volle Kraft Voraus’ gehen, um eine attraktive Basis für ausländische Investoren zu schaffen“, sagte er gegenüber unserer Redaktion bei einer Pressekonferenz anlässlich der Messe des österreichischen Quartalsmagazins „Der Börsianer“ vergangene Woche in Wien.
„Derzeit haben wir zum Beispiel keinen wirklichen Kreditinvestitionsmarkt für Europa“, so Verhofstadt.
Deshalb rief er die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, die Finanzmarktregulierungen zu modernisieren, um „Wettbewerbsgleichheit zu schaffen und so Geschäftsinvestitionen anzulocken“.
Das „größte Problem“ sei, so Verhofstadt, das Fehlen einer Einigung über den Resolution Fund der Bankenunion.
„Er wird groß genug sein, um die Probleme mittelgroßer Banken zu lösen, aber es gibt bislang keine Einigung darüber, wie er finanziert werden soll“, so Verhofstadt.
In Bezug auf britische Finanzprodukte nach dem Brexit betonte er, dass „es Regeln geben muss“, die von der EU definiert werden müssten:
„Natürlich dürfen Produkte von Großbritannien auf den Kontinent, aber nur regelkonforme – und wir müssen diese Regeln bestimmen.“
Er hielt fest, dass dies auch bedeuten kann, dass einige Produkte unter den neuen EU-Regelungen nicht mehr erlaubt sein werden.
„Es geht nicht darum, jemanden zu strafen, sondern um Prinzipien“, betonte Verhofstadt.
Darüber hinaus hofft er ferner, dass die EU und Großbritannien ein Assoziationsabkommen ausverhandeln:
„Wir müssen einen ‚Schweizer Albtraum’ verhindern, also eine Beziehung der EU mit einem anderen Staat, die aus lauter Einzelbestimmungen besteht.“
Brexit-Koordinator: Kapitalmarktunion als „oberste Priorität“ um ausländische Investitionen zu sichern
