Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen verwalteten zum Jahresende den Rekordwert von knapp 1.050 Mrd. Euro für Anleger in Deutschland. Auf Jahressicht ist das verwaltete Vermögen von Produkten gemäß Artikel 8 beziehungsweise 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) damit um rund 16% gewachsen. Auf Publikumsfonds entfielen mit 764 Mrd. Euro (+9% auf Jahressicht) knapp drei Viertel der Bestände, Spezialfonds für institutionelle Kunden verwalteten mehr als 280 Mrd. Euro (+36%).
Quelle: BVI
Das kräftige Wachstum bei Spezialfonds im Jahr 2024 beruhte unter anderem auf Umklassifizierungen bestehender Produkte. Darüber hinaus floss ihnen netto neues Anlegergeld in Höhe von 5,6 Mrd. Euro zu. Auf private Organisationen ohne Erwerbszweck wie Kirchen und Stiftungen (+2,7 Mrd. Euro) und Kreditinstitute (+1,6 Mrd. Euro) entfiel ein Großteil des Neugeschäfts. Außerdem legten vor dem Hintergrund steigender Aktien- und Anleihekurse auch die Anteilwerte von Spezialfonds nach Artikel 8 und 9 zu.
Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen profitierten ebenfalls von der guten Wertentwicklung an den Wertpapiermärkten. Im Durchschnitt stiegen die Anteilwerte von Aktienfonds um 12,5%. Bei Mischfonds waren es 8,6% und bei Rentenfonds 5,7%. Auch Geldmarktfonds verzeichneten eine ungewöhnlich starke Wertenwicklung. Hintergrund waren vor allem hohe Kursgewinne von in US-Dollar anlegenden Papieren, die von Wechselkurseffekten im letzten Quartal profitierten. Während im Aktienbereich börsengehandelte Indexfonds im Durchschnitt höhere Renditen als aktiv anlegende Produkte erzielten, war es im Rentenbereich genau andersherum. Übrigens lagen Artikel 8- und Artikel 9-Fonds trotz der positiven Renditen im Jahr 2024 durchschnittlich rund 0,5 Prozentpunkte unter dem Mittelwert aller Produkte mit dem jeweiligen Anlageschwerpunkt in der BVI-Statistik. Dabei dürfte der Renditerückstand aber nicht primär mit der Integration von Nachhaltigkeitsmerkmalen zusammenhängen.
Quelle: BVI
Das Neugeschäft war bei Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen dagegen rückläufig. Im Jahr 2024 zogen Anleger unter dem Strich rund 9 Mrd. Euro ab. Damit setzt sich ein bereits länger andauernder Trend fort: Nachdem Anleger in den ersten Monaten nach Einführung der EU-Offenlegungsverordnung vor dem Hintergrund insgesamt hoher Netto-Mittelzuflüsse in Fonds frisches Geld in Artikel 8- und Artikel 9-Fonds investierten, folgte bereits ab Ende 2021 eine Seitwärtsbewegung beim Neugeschäft. Seit Mitte 2023 ist es sogar negativ. Das seit Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung kumulierte Netto-Mittelaufkommen der Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen betrug per Ende 2024 nur 37,2 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Bei Fonds ohne Nachhaltigkeitsmerkmale waren es 98,1 Mrd. Euro.
Hauptgrund für das gesunkene Interesse dürfte eine Neubewertung des Themas Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund politischer Krisen wie dem Ukraine-Konflikt, der Wirtschaftsschwäche und hoher Inflationsraten sein. Darüber hinaus bremsen auch regulatorische Hürden im Vertrieb von nachhaltigen Fonds die Nachfrage, wie zum Beispiel die obligatorische Nachhaltigkeitspräferenzabfrage. Immerhin hat die EU-Kommission vor Kurzem im Rahmen des Maßnahmenpakets zur Vereinfachung der EU-Regeln und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit erste Schritte zum Bürokratieabbau in der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorgestellt. Ein ernsthafter Wandel hin zu Vorschriften, die für Aufsicht, Branche und Anleger praxistauglich sind, würde nachhaltiges Investieren wieder attraktiver machen.
Quelle: BVI
BVI berichtet über „Nachhaltigen Fondsmarkt“
