Der Fondsbranche flossen bis Ende Juni 2022 netto 52 Mrd. Euro in Fonds und Mandaten zu. Das ist das fünftbeste Absatzergebnis. Höhere Zuflüsse in den ersten sechs Monaten erzielte die Branche nur in den Jahren 2021 mit 111 Mrd. Euro, 2015 mit 110 Mrd. Euro, 2017 mit 78 Mrd. Euro und 2000 mit 54 Mrd. Euro.
Offene Publikums- und Spezialfonds starteten im Januar 2022 mit einem Rekordabsatz von insgesamt über 30 Mrd. Euro. Im weiteren Jahresverlauf reduzierten sich die monatlichen Zuflüsse angesichts der Marktturbulenzen durch den Ukrainekrieg und die hohe Inflationsrate. Im Juni flossen netto 0,3 Mrd. Euro aus offenen Fonds ab. Abflüsse verzeichneten sie zuletzt im März 2020, damals summierten sich die Rückgaben auf 12 Mrd. Euro.
Mischfonds mit Zuflüssen, Abflüsse bei Geldmarkt- und Rentenfonds
Beim Publikumsfonds-Absatz drehte sich das Vorzeichen im laufenden Jahr. Nach Zuflüssen von 14,1 Mrd. Euro im ersten Quartal verzeichneten sie Abflüsse von 5,5 Mrd. Euro im zweiten Quartal. Allein im Juni zogen Anleger über 5 Mrd. Euro ab. Das Neugeschäft im ersten Halbjahr ist einerseits von starken Zuflüssen in Mischfonds geprägt und andererseits von Anteilscheinrückgaben bei Geldmarktfonds sowie Rentenfonds. Mischfonds erhielten 16,3 Mrd. Euro neue Gelder. Damit knüpfen sie an den Vorjahreszeitraum an, als ihnen 16,9 Mrd. Euro zugeflossen waren. Geldmarktfonds und Rentenfonds belasteten den Absatz der Publikumsfonds im laufenden Jahr mit insgesamt 13 Mrd. Euro. 2021 hatten sich bis Ende Juni die Zuflüsse in Rentenfonds (1,5 Mrd. Euro) und die Abflüsse aus Geldmarktfonds (1 Mrd. Euro) annähernd ausgeglichen.
Das Neugeschäft von Aktienfonds ist 2022 aufgrund der Börsenturbulenzen deutlich zurückgegangen. Sie erhielten über 5 Mrd. Euro neue Gelder, fast ausschließlich in aktiv gemanagte Fonds. Im ersten Halbjahr 2021 flossen Aktienfonds 35,4 Mrd. Euro zu, davon knapp die Hälfte in Aktien-ETFs.
Während der deutsche Absatzmarkt bis Ende Juni 2022 Zuflüsse erzielte, verbuchten Wertpapier-Publikumsfonds, die in Europa aufgelegt wurden, nach Angaben von Morningstar Abflüsse von insgesamt 145 Mrd. Euro. Dies ist vor allem auf Rückgaben von Geldmarktfonds (108 Mrd. Euro) und Rentenfonds (85 Mrd. Euro) zurückzuführen. Hingegen flossen zum Beispiel Mischfonds und Aktienfonds 26 bzw. 19 Mrd. Euro zu.
Spezialfonds-Absatz: Versicherer überholen Altersvorsorgeeinrichtungen
Die deutsche Fondsbranche verwaltete Ende Juni 2022 ein Vermögen von 3.859 Mrd. Euro. Auf offene Spezialfonds entfallen 1.975 Mrd. Euro, auf offene Publikumsfonds 1.303 Mrd. Euro, auf geschlossene Fonds 48 Mrd. Euro und auf Mandate 533 Mrd. Euro. Bei den Spezialfonds sind Altersvorsorgeeinrichtungen mit 636 Mrd. Euro die volumengrößte Anlegergruppe; dazu gehören zum Beispiel berufliche Versorgungswerke. Versicherungsgesellschaften haben 560 Mrd. Euro in Spezialfonds angelegt. Auf beide Gruppen entfallen zusammen 61% des Gesamtvermögens. Aus diesen Zahlen wird einmal mehr deutlich, dass die Assetmanagement-Branche einen hohen Stellenwert bei der Altersvorsorge in Deutschland hat. Auch beim Neugeschäft liegen Versicherungsgesellschaften und Altersvorsorgeeinrichtungen mit Zuflüssen von insgesamt knapp 30 Mrd. Euro vorne. In diesem Jahr sind es die Versicherer, die bis Ende Juni am meisten neue Gelder in Spezialfonds angelegt haben. Vermutlich haben sie Direktanlagen in Spezialfonds umgeschichtet. In den sechs Jahren zuvor waren Altersvorsorgeeinrichtungen der Absatztreiber.