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„Das Thema Risiko stand bei Kundenmandaten schon immer stark im Vordergrund“

Nicht erst seit der Finanzkrise 2008 ist das Thema Risiko unter institutionellen Investoren zum „Buzzword“ geworden. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Matthias Kowallik, Leiter Sales / Sparkassen, HSH Nordbank AG, und Daniel Schattke, Head of Product Management Luxembourg, HSH Asset Management S.A., über effiziente Möglichkeiten, Risiko ohne den Verzicht auf Rendite zu begrenzen und wagte gemeinsam mit seinen Gesprächspartnern einen Ausblick auf mögliche Antworten in der institutionellen Anlage auf die aktuelle Marktkrise.

IPE Institutional Investment: 2008 war ein Jahr, in dem die Risikotragfähigkeit vieler institutioneller Investoren massiv gelitten hat. Wie stark hat das Thema „Risiko“ mittlerweile Einfluss auf Investitionsentscheidungen?
Schattke: Das Thema Risiko stand bei der Umsetzung von Investitions- entscheidungen bei Kundenmandaten schon immer stark im Vordergrund. Die Finanzkrise und die daraus resultierende angespannte Risikotragfähigkeit einzelner Kunden haben den Fokus noch mal deutlich verschärft.
Kowallik: Das Thema Risiko bekommt eine zentrale Bedeutung bei der Investitionsentscheidung. Die reine „Asset Allocation“-Betrachtung wird zur theoretischen Übung, wenn nicht real in Assetklassen investiert werden kann, weil die Risikobudgets keine Marktbewegungen zulassen. Kunden wünschen die Performance der Assets, möchten aber nicht das Risiko tragen. Es hat für Investoren eine besondere Qualität, wenn sie wissen, dass Sie in der Regel nicht von Extremszenarien überrascht werden können weil aktives Management Risikobudgetrestrikionen explizit berücksichtigt. Insbesondere wenn „Asset-Allocation“-Simulationen auf Gesamtbankebene durchgeführt werden, ist eine Differenzierung der Bewertung der Marktschwankungen besonders wichtig. Beispiel: eine negative Korrelation des Zinsbuchs zur Aktienposition verliert an Wirkung, wenn die negative Aktienentwicklung in der Vermögens- bilanz durch den Wertzuwachs im Zinsbuch ausgeglichen wird – die ungleiche HGB Bilanzierung diesen Effekt aber nicht berücksichtigt und lediglich den negativen Wert der Aktienposition ausweist. Interessant ist auch, dass Kunden nur scheinbar Risiken reduzieren da Sie durch einen Hedge ggf. neue Risiken aufbauen. Beispiel: zur Reduzierung von Aktienrisiken wird eine CPPI-Struktur auf Schuldscheinbasis bevorzugt. Hier wird z.B. Marktpreisrisiko Aktien gegen ein Emittentenrisiko (welches aktuell im besonderen Fokus liegt), in Kombination mit hohen Gebührenstrukturen, ausgetauscht.

IPE Institutional Investment: Welche Maßnahmen werden dabei von Investorenseite ergriffen, welche Risikomaßstäbe angewendet?
Schattke: In der Umsetzung gibt der Kunde uns sein Risikoprofil vor, welches dann in Form von Spezialfonds-, bzw. Vermögens- verwaltungsmandaten durch die HSH Nordbank im Rahmen einer Anlageberatung umgesetzt wird. Dabei fließt das vom Kunden vordefinierte Risikomaß in die Anlagestrategie mit ein. Damit soll sichergestellt werden, dass im Verlaufe eines Geschäftsjahres die im Vorfeld definierte Risikotragfähigkeit des Kunden nicht unterschritten wird. Als Risikomaß dient in vielen Fällen der Value-at-Risk (VaR) auf (Teil-)Portfolioebene.
Kowallik: …. und der im Vorfeld max. Verlust für das Jahr. Damit bekommen die Risikomaßstäbe eine, für den Investor deutlich positive, asymmetrische Komponente. Der VaR dient für das Risikobudget im Normalfall, im Worst Case wird der Extremwert in der Regel nicht überschritten. Alternativ neigen Investoren in der Praxis dazu, Assetklassen abzubauen und im Geldmarkt zu verweilen. Hierbei wird aber häufig vergessen, dass die Kosten der verpassten Gelegenheit die Differenz von Tagesgeld zur Performance der Assetklasse sind. Interessanter Weise wird durch die Risikoreduktion ein neues Risiko aufgebaut – das Risiko der Ertragskraft der Aktiva.

IPE Institutional Investment: Gerade die Gesamtbanksteuerung spielt mittlerweile eine sehr große Rolle. Wie sehen Sie diese Entwicklung und wie haben Sie darauf reagiert?
Kowallik: Die Gesamtbanksteuerung spielt bei vielen Banken die zentrale Rolle. Während vor Jahren Investitionsentscheidungen durch intuitives Handeln ausgelöst wurden haben sich heute die Bedürfnisse der institutionellen Kunden massiv geändert. Asset Allocation Betrachtungen erfolgen heute nicht mehr losgelöst auf die Anlageseite beschränkt, sondern es werden alle Assetklassen in der Bilanz berücksichtigt (bspw. Credit im Kundengeschäft, Fristentransformationen etc.). Wir haben uns sehr früh auf die Anforderungen eingestellt und bieten Beratungsleistungen an, die sich vom Depot A ausgehend auf Wunsch auf die gesamte Bankbilanz ausbreiten. Beispiel: wenn die Simulation und die Rahmenparameter ergeben, dass es für einen Kunden vorteilhaft ist die Credit-Quote weiter auszubauen, stellen wir uns im nächsten Schritt die Frage der Bewertung.

IPE Institutional Investment: Welche Rolle spielen angesichts der Märkte Themen wie Wertsicherung und Absolute Return?
Schattke: Die meisten Strategien der HSH Nordbank sind mit einem Werterhaltungskonzept versehen, welches auch in der Finanzkrise 2008 überzeugen konnte. Dadurch, dass Marktrisiken eingegangen wurden, deren Risiken über den Einsatz von „technischen Modellen“ gesteuert sind und Kreditrisiken vom Grundsatz her nicht Bestandteil unserer Anlagephilosophie sind, konnten größere Verluste vermieden werden. Absolute Return Strategien und Hedgefonds anderer Anbieter konnten in diesem Umfeld nicht überzeugen, da viele Manager die Kreditrisiken in Ihren Portfolien unterschätzt haben, bzw. aufgrund komplex strukturierter Anlagen nicht genau kannten.
Kowallik: Wertsicherung spielt die zentrale Rolle im Asset-Management. Absolute Return bekommt insbesondere im aktuellen Zinsmarkt eine Bedeutung. Beispiel: bei Betrachtung der Zinsstrukturkurve (z.B. im Laufzeitband 1-5 Jahre) stellt sich die Frage, wie eine positive Performance zukünftig zu erwarten ist. Durch eine Stildiversifikation in Absolute Return Strategien wird es ermöglicht, dass der Investor auch bei steigenden Zinsen eine positive Performance realisieren kann. Durch derartige Modelle lässt sich insbesondere eine Semi-Aktive Komponente in die Zinsbuchsteuerung integrieren. Wer heute lediglich auf symmetrische Modelle setzt (z.B. im Rentenmarkt) wird bei steigenden Zinsen ggf. von der Credit-Krise in die Abschreibungskrise für Zinsinstrumente laufen. 

IPE Institutional Investment: Gerade quantitative Investments scheinen vor diesem Hintergrund sehr interessant, wie sehen Sie die Entwicklung dort?
Schattke: Die Anlagephilosophie der technischen Modelle, welche in den HSH Strategy Fonds zum Einsatz kommen, basiert auf dem Sprichwort von Mark Twain: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“. Wir sind der Auffassung, dass sich ein erfolgreiches Risikomanagement nur über eine Eliminierung des Faktors Mensch bei Investitionsentscheidungen erreichen lässt.  Das Verhalten des Menschen wird durch Gier und Angst gesteuert. Diese kann in kritischen Marktsituationen zu Fehlentscheidungen führen. Daher übernehmen bei uns quantitative Modelle, u.a. die „technischen Modelle“, die Investitionsgradsteuerung. Diese konnten jahrelang bei Spezialfonds und Publikumsfondsmandaten unserer Kunden überzeugen. 
Kowallik: Quantitative Modelle werden zunehmend bedeutender als Stildiversifikaton. Daneben bekommt die Transparenz Bedeutung. Im Kern ist die strukturierte Verfügbarkeit der Informationen zu fokussierten Produkten und Konzepten ein wichtiger Faktor – nur wenige Kunden kaufen eine Black Box.

IPE Institutional Investment: Wie haben Sie in Ihrem Modell bei der HSH Nordbank auf die Entwicklungen der vergangenen 24 Monate reagiert und welche Produkte stehen nun im Fokus?
Kowallik: Quantitative Modelle stehen generell im Spannungsfeld der Frage, ob und inwieweit Marktveränderungen zu Anpassungen in der Modellsystematik führen müssen. Hierzu gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Wir vertreten den Standpunkt, dass entsprechende Eingriffe grundsätzlich nur bei strukturellen Verschiebungen an den Märkten vorgenommen werden sollten. Die Ereignisse seit Ausbruch der Krise haben aber auch mehr als deutlich gezeigt, dass kein quantitatives System in der Lage ist, politisch motivierte Staatseingriffe in die Märkte adäquat zu antizipieren. Wenn die „normale“ Marktmechanik (zumindest temporär) ausgehebelt wird, hilft in letzter Konsequenz nur ein risikobewusster Umgang mit den eigenen Modellen. Es ist beispielsweise explizit Teil der Anlagestrategie unseres erfolgreichen Sentiment LS-Ansatzes, in außergewöhnlichen Marktsituationen risikoreduzierend in die Signalumsetzung des Modells einzugreifen. Wir halten diese Option im Sinne unserer Anleger für mehr als vertretbar. Die laufende Modellanalyse hat im Falle des Sentiment LS allerdings gezeigt, dass unser quantitativer Ansatz der historisch einmaligen Extremphase an den Märkten auch per se gewachsen war.

IPE Institutional Investment: In Ihrem Produktportfolio ist mir auch der Private Equity-Dachfonds HSH Swift Capital Partners Institutional II aufgefallen, der eine Vorzugsrendite von 6% p.a. in den ersten fünf Jahren ausschütten soll. Könnten Sie die Funktionsweise und das Konzept dahinter erläutern?
Schattke: Private Equity Fonds realisieren ihre Gewinne erst beim Verkauf der Beteiligung. Typischerweise wird eine Unternehmensbeteiligung 3 bis 7 Jahre gehalten. In der Zwischenzeit gibt es keine laufenden Erträge, da der Cash Flow im Unternehmen eingesetzt wird. Das bedeutet, dass in den ersten Jahren eines Private Equity-Fonds geplant keine Gewinne anfallen, da es noch keine Verkäufe im Portfolio gibt, aber Kosten anfallen. Diesen Effekt nennt man J-Curve. Als Belohnung für die Geduld der Anleger erwirtschafteten die Top Private Equity Manager bisher weit überdurchschnittliche Renditen.
Kowallik: Es gibt jedoch eine Reihe von Kunden, die die J-Curve nicht durchlaufen wollen und von Anfang an regelmäßige Erträge generieren möchten. Aus diesem Grund haben wir das Konzept der Vorzugsrendite umgesetzt. Es funktioniert folgendermaßen: Anleger erhalten für die ersten 5 Jahre ihrer Investition auf das abgerufene Kapital eine Vorabausschüttung von 6% p.a., die voll ertragswirksam ist. Sie wird 2x p.a. ausgeschüttet und von der HSH Nordbank vorfinanziert. Diese Vorfinanzierung wird anschließend aus den Erträgen der Zielfonds zurückgeführt. Der Clou für den Anleger: Alle Kapitalrückführungen der Fonds stehen ihm zu 100% zu. Die Vorfinanzierung wird nur aus den Erträgen der Zielfonds bedient. Das bedeutet für den Anleger neben einer besseren Planbarkeit seiner Erträge auch zusätzliche Sicherheit. 

IPE Institutional Investment: Wie war das bisherige Feedback von Investorenseite dazu? Die Ausschüttung dürfte bei vielen auf Interesse stoßen…
Kowallik: Das stimmt. Swift ist das zweite Produkt in dieser Reihe. In den letzten Jahren konnte die HSH Nordbank zusammen mit Partnern knapp 500 Mio. Euro bei größtenteils institutionellen Investoren platzieren.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns zum Abschluss noch auf den Immobilienbereich zu sprechen kommen. Hier haben Sie 2008 offensichtlich gute Arbeit geleistet - Renditeziele erfüllt und nur kleinere Abschreibungen…
Kowallik: Stimmt, hier haben wir gegenüber dem Wettbewerb einen entscheidenden Vorteil. Während die klassischen Immobilienpublikumsfonds hohe Geldmarktquoten haben, kann der Investor gezielt in Immobilienklassen seiner Vorstellung investieren. Assetklassenquoten werden so auch mit dem gewünschten Asset befüllt und nicht mit einer Mischform aus Tagesgeldern und Immobilien.

IPE Institutional Investment: Könnten Sie uns die Immobilienexpertise der HSH Nordbank im Real Estate-Sektor kurz umschreiben?
Kowallik: Die HSH Nordbank bietet ihren Kunden und Geschäftspartnern als Sektorspezialist eine breite Palette von Produkten und Leistungen rund um die Immobilie. Schwerpunkte des Finanzierungsgeschäftes sind die Assetklassen Wohnen, Büro, Einzelhandel und Logistik. Über das Finanzierungsgeschäft hinaus werden alle weiteren Immobilienaktivitäten des Bankkonzerns in der Tochtergesellschaft HSH Real Estate gebündelt und zentral gesteuert. Gemessen an der Bilanzsumme gehört die HSH Real Estate zu den Top 10 der Immobilien-Aktiengesellschaften in Deutschland. Die Aktivitäten der HSH Real Estate umfassen schwerpunktmäßig das Fondsgeschäft für private und institutionelle Investoren sowie Beteiligungen und Dienstleistungen. Der Bereich Dienstleistungen untergliedert sich in die Geschäftsfelder Advisory und Development Services, Asset und Property Management sowie Research. Das Volumen der betreuten Assets under Management beträgt 5,8 Mrd. Euro.
Schattke: Ziel der HSH Real Estate ist es, insbesondere das Fondsgeschäft weiter auszubauen. Im institutionellen Bereich ist die HSH Real Estate über die LB Immo Inv

st aktiv. Mit dem innovativen Fondsbausteinsystem gelang der LB Immo Invest ein Quantensprung am Markt der Immobilien-Spezialfonds. Investoren können hier durch gezielte Anlage in unterschiedliche Nutzungsarten ihr gewünschtes Rendite-Risiko-Profil präzise abbilden. Die LB Immo Invest GmbH wurde 2001 gegründet und verwaltet als Immobilien- Kapitalanlagegesellschaft derzeit 13 Immobilien-Sondervermögen, darunter 7 Individualfonds und 6 Fondsbausteine. Das Immobilienvolumen liegt per Ende Mai bei über 2,0 Mrd. Euro. Im Bereich der geschlossenen Immobilienfonds für Privatanleger ist die HSH Real Estate über die HGA Capital und über die 50% Beteiligung an der US Treuhand aktiv.

IPE Institutional Investment: Wird die Region Deutschland bzw. Europa weiterhin im Fokus stehen, oder planen Sie eine geographische Expansion?
Kowallik: Auch zukünftig gehört das Immobiliengeschäft zu den Kerngeschäftsfeldern der HSH Nordbank. Dabei liegt der Fokus auf ihrer Kernregion Norddeutschland sowie den deutschen Metropol- regionen, die auch über die Standorte in Berlin, Düsseldorf, München und Stuttgart bedient werden. Darüber hinaus begleitet die HSH Nordbank ihre Kunden bei Investitionen in den wichtigen westeuropäischen Märkten. Die Tochtergesellschaft HSH Real Estate AG ist weiterhin als internationaler Investment- und Assetmanager aktiv. Über die LB Immo Invest wird vornehmlich in Deutschland, darüber hinaus in Europa investiert. Vier der sechs Bausteinfonds sind reine in Deutschland investierte Fonds.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke.


HINWEIS:
Die HSH Nordbank AG veranstaltet zum Leitthema „Risikokontrolliert Investieren“ ein Expertenforum, das im September in Hamburg (8.9.) und Köln (10.9.) stattfindet. Über folgenden Link können Sie sich <link http: www.hsh-nordbank.de de homekundenbereiche institutionellekundenaltestruktur newsunddownloads_2 aktuelleproduktinformationen van09 anmeldung>hierfür anmelden.