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Deckungsgrad-Streit in der Schweiz

Einzelne Berechnungen über den durchschnittlichen Deckungsgrad der Schweizer Pensionskassen im Jahr 2008 gehen weit auseinander und verwirren sogar die Experten – unterdessen sind etliche Kassen aber schon wieder völlig ausfinanziert.

Mitte September hatte die Konferenz der regionalen Aufsichtsbehörden Zahlen veröffentlicht, wonach von 3.200 Pensionskassen nur 30% im vergangenen Jahr in Unterdeckung waren und überhaupt nur 8,2% einen Deckungsgrad von unter 90% aufwiesen, der Grenzwert ab dem Sanierungsmaßnahmen gesetzt werden müssen.

Der Schweizer Vermögensverwalter Swisscanto hatte auf Basis einer Umfrage unter beinahe 300 Pensionskassen (vor allem große, die etwa 60% des gesamten Schweizer Pensionsvermögens der zweiten Säule verwalten) eine durchschnittliche Unterdeckung von 60% errechnet.

Auf ein ähnliches Ergebnis kam die Schweizer Beraterfirma Complementa, die für das Jahresende 2008 einen durchschnittlichen Deckungsgrad von 96,7% aus einer Stichprobe von über 430 Pensionskassen errechnete, die etwa 70% des Pensionskassenvermögens verwalten und 60% der Mitglieder der zweiten Säule betreuen.

Die Unterschiede in den Berechnungen stammen aus den Unterschieden in den Stichproben und dem Umstand, dass sowohl Swisscanto als auch Complementa die Ergebnisse nach Größe der Pensionskasse gewichten. Dennoch beschuldigten Kritiker die zwei Unternehmen der „Panikmache“ und der „Übertreibung“.

Die regionale Aufsicht der Nord-Schweiz hatte im August ebenfalls ein deutlich positiveres Bild von der Situation der Pensionskassen in der Region gezeichnet, als es die Swisscanto-Zahlen vermuten hatten lassen. Nach diesen Zahlen hätten sich nur 32% der Pensionskassen in der Region in Unterdeckung befunden.

Swisscanto-CEO Gérard Fischer betonte jedoch, dass den Experten nicht klar sei, wo die Zahl der 3.200 Pensionskassen, die von der Konferenz der kantonalen Aufsichtsbehörden veröffentlicht worden war, stammt. Er zitierte offizielle Statistiken wonach es in der Schweiz nur 2.500 autonome und teilautonome Vorsorgeeinrichtungen gibt, also jene mit kapitalgedeckten Pensionsverpflichtungen im Gegensatz zu vollversicherten Pensionszusagen.

„Vielleicht sind mehrere Portfolios, die von einer Kasse verwaltet werden mehrfach gezählt worden“, spekulierte Fischer. Er strich heraus, dass es zwischen den Aufsichtsbehörden und Swisscanto Gespräche geben werde, um Details zu den Zahlen zu hinterfragen.

Unterdessen hat Complementa im „Risiko Check-Up“ festgestellt, dass es im ersten halben Jahr 2009 zu einer deutlichen Erholung der Deckungsgrade gekommen ist. Der durchschnittliche Deckungsgrad ist per Ende-August auf 101,8% gestiegen.