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Der Einsatz strukturierter Produkte aus Sicht eines Asset Managers, 2. und letzter Teil

Die Unternehmensberatung McKinsey kommt in einer Studie zur Zukunft der Branche zu dem Schluss, dass im Jahre 2010 zwischen 25 bis 30% der Erträge mit Produkten erzielt werden, die es heute noch gar nicht gibt. Der wachsende Bedarf nach Produkten, die mehr Sicherheit und maßgeschneiderte Auszahlungsprofile bieten, hat die Zertifikate-Branche schon längst erkannt und genutzt. Das Asset Management steht deshalb jetzt unter hohem Innovationsdruck. Bereits in wenigen Jahren werden die führenden Vermögensverwalter ihre Produktpalette stark verändert haben.

In den kommenden Jahren wird auch durch die demografische Entwicklung eine dramatische Verschiebung der Anlegerbedürfnisse zu beobachten sein: Weg vom Vermögensaufbau hin zur Vermögenssicherung und zur Einkommenserzielung.

Wie sieht die Produktpalette der Zukunft aus? An Bedeutung werden gewinnen

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 Garantielösungen
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Einkommensorientierte Lösungen wie absolute oder total Return-Strategien
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 Alternative, unkorrelierte Asset Klassen und
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 Alpha-Lösungen, bei denen die Erzielung eines Mehrertrags (Alpha) im Vordergrund steht.

Allen Lösungsansätzen ist eines gemeinsam: Sie enthalten Techniken wie Derivate, Leverage, Short-Positionen, wie sie auch Investmentbanken bei strukturierten Produkten einsetzen. Dazu ein paar Beispiele:

Ein institutioneller Kunde wünscht zum Beispiel ein Investment Emerging Markets Bonds. Aufgrund der Verpflichtungsstruktur ist er an einem möglichst hohen Kupon von 4,5% interessiert. Daneben sind eine Kapitalgarantie und ein zumindest leichter Leverage gewünscht. Durch die Verbindung eines Publikumsfonds als Underlying für einen Schuldschein mit Kapitalgarantie, kann eine sehr gute Lösung geschaffen werden.

Für Privatanleger sind vor allem Produkte wie die Target Click Funds von ABN AMRO gedacht: Mit einem klassischen Mischfonds oder einem Lebenszyklusfonds ließe sich eine harte Garantie nicht darstellen. Für die Target Click Funds werden ganz gezielt derivative Instrumente zur Investition in Aktienmärkte eingesetzt, kombiniert mit simpler Kassenhaltung und mit Bonds. Damit die eingebaute Sicherheit die Rendite nicht allzu sehr belastet, wird die Aktienquote über Derivate gehebelt. Trotz geringer Kapitalbindung ist so ein hoher Aktienanteil zu erreichen.

Der zweite große Bereich, in dem Asset Manager neue Lösungen finden müssen, sind die einkommensorientierten Strategien. Insbesondere für Privatanleger ist die Kombination von unterschiedlichen Alpha- und auch Betaquellen sinnvoll, um hierdurch eine Verstetigung des Mehrertrages zu erreichen, zum Beispiel gegenüber dem Geldmarkt. Das Ziel könnte lauten: Euribor plus 200 Basispunkte.

Ein Beispiel dafür ist der ABN AMRO Absolute Return Bond Fund. Durch die Zusammenfassung von fünf separaten Alphaquellen (Duration/Zinsstruktur, Bondselektion, Emerging Market Bond, High Yields sowie Währung) lässt sich das Abweichungsrisiko um 2/5 reduzieren oder bei gegebenem Risikoniveau das so genannte Information Ratio, die Messzahl für den Erfolg, nahezu verdoppeln. Hierdurch entsteht ein Rentenfonds für alle Marktphasen.

Diese Beispiele zeigen, dass die Fondsindustrie Lösungen anbieten kann, die dem Kunden Mehrwert liefern und nicht hinter Zertifikatlösungen zurückbleiben. Im Gegenteil: Der Kunde muss sich nicht nach jeder Börsenphase für ein neues Zertifikat oder eine neue Struktur entscheiden, sondern kann sich über einen Marktzyklus auf seinen Asset Manager verlassen und damit seine Entscheidung an Profis delegieren

Gleichzeitig zeigen die Fallbeispiele: Der Einsatz von strukturierten Produkten im Asset Management ist kein Selbstzweck und auch kein Modetrend. Vielmehr werden strukturierte Produkte dazu verwendet, um konkrete Anlagelösungen zu entwickeln. Und das Bedürfnis nach solchen Lösungen wird in Zukunft deutlich zunehmen.

Auch wenn die Fondsbranche nie die Schnelligkeit der Zertifikate-Branche erreichen wird: Die Instrumente werden moderner. Zertifikate und Fonds haben beide ihre Daseinsberechtigung. Der Erfolg hängt von alten Tugenden ab, auf die sich die Fondsindustrie zurückbesinnen muss: Erstellung von kundengerechten, innovativen Lösungen für einen ganzen Marktzyklus sowie der Generierung von Netto-Alpha durch aktives Management.

Dabei werden strukturierte Produkte Teil der Strategie. Der Einsatz von strukturierten Produkten im Asset Management wird in den kommenden Jahren nicht mehr die Ausnahme, sondern eher die Regel sein.

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*) Hans-Jürgen Schäfer ist CEO der ABN AMRO Asset Management (Deutschland) GmbH.