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„Der Fixed Income Markt wird immer wichtiger für die ETF-Branche“

Vor gut 15 Jahren, am 11. April 2000 wurde der erste ETF in den Xetra-Handel aufgenommen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach in Frankfurt mit Hermann Pfeifer, Head of Lyxor ETFs German-Speaking Europe & Eastern Europe, über 15 Jahre ETFs in Europa und die aktuellen Entwicklungen am Markt.

Hermann Pfeifer

IPE Institutional Investment: Herr Pfeifer, seit 11. April können wir über 15 Jahre ETFs in Europa sprechen, wie fällt Ihr Fazit aus?
Pfeifer: ETFs haben die Wertpapieranlage zunächst einmal demokratisiert. Mit ETFs haben nun auch Retail-Investoren die Möglichkeit, in alle relevanten Märkte zu den gleichen Kosten wie institutionelle Investoren anzulegen. Für den institutionellen Anleger sind ETFs ein hervorragendes Tool, um sowohl auf strategischer als auch auf taktischer Ebene unterschiedliche Investmentthemen anzugehen, die sich mit aktiv gemanagten Produkten so schnell und flexibel kaum oder nur sehr schwierig umsetzen lassen.

IPE Institutional Investment: Wie stellt sich für Sie die Anbieterlandschaft dar, immerhin sprechen wir über fast 50 aktive Adressen im europäischen Markt.

Pfeifer: Es wird ja immer wieder über eine Konzentration auf der Anbieterseite gesprochen. Allerdings wird dies länger dauern als erwartet. Tatsache ist aber, dass der Markt auf Dauer nicht alle Anbieter ernähren können wird. Größe ist insofern sicher ein wichtiger Faktor. Schauen Sie beispielsweise in die USA. Dort haben die größten vier Anbieter mittlerweile rund 90% Marktanteil auf sich vereint.

IPE Institutional Investment: Sind Nischenstrategien noch ein vielversprechendes Mittel?

Pfeifer: Der wichtigste Faktor bei einem Niedrigkosten-Produkt wie dem ETF ist sicher das Thema der „Skaleneffekte“. Größe ist vor diesem Hintergrund ein entscheidendes Merkmal. Für neue Player im Markt kann der Blick auf eine Nische zwar zunächst hilfreich sein. Allerdings sind die Markteintrittsbarrieren letztlich so hoch, dass die Frage bleibt, ob der Nischenblick allein auf Dauer funktionieren kann. Denn Nischen sind nicht notwendigerweise nur neuen oder kleineren Anbietern vorbehalten.

IPE Institutional Investment: Was wird über die kommenden Jahre das Rennen an der Spitze entscheiden? Sind letztlich die Kosten das ausschlaggebende Argument?
Pfeifer: Es wird hier keinen singulären Grund geben. Vielmehr wird es auf der Anbieterseite darauf ankommen, ein insgesamt qualitativ hochwertiges Produkt anzubieten, das den Anforderungen der Investoren gerecht wird. Kosten allein sind da beileibe nicht der ausschlagegebende Faktor. Wir haben das bereits bei Anbietern gesehen, die sehr stark auf das Thema gesetzt haben, und nicht unbedingt Erfolg hatten. Der Markt lernt zunehmend, dass die Management Fee allein nicht entscheidet. Insofern werden wir über das Thema meines Erachtens die kommenden Jahre kaum mehr sprechen, im Gegensatz zur Qualität der Produkte.

IPE Institutional Investment: Physisch vs. Synthetisch, konkret – worauf sollten Investoren bei der Auswahl achten?

Pfeifer: Die Regularien sind mittlerweile sowohl für die physische als auch die synthetische Replikation gleich. Daher muss es für den Investor bei der Auswahl eines ETFs nur noch darum gehen, welche Replikationsmethode den jeweiligen Markt besser darstellen kann. Das kann ein physisch oder synthetisch replizierender ETF sein. Keine der beiden Methoden ist grundsätzlich besser oder schlechter. Diese Frage wird von Investoren auch kaum mehr gestellt.

IPE Institutional Investment: Wie stehen Sie zum Thema Smart Beta?

Pfeifer: Smart klingt natürlich immer gut. Das Thema ist allerdings in seiner gesamten Breite schwer zu erfassen, insofern muss man schon genauer hinsehen, was wirklich hinter einer jeweiligen Strategie steckt. Faktor-basierte Strategien beispielweise können eine gute Ergänzung sein. Insgesamt sind erste Absatzerfolge bei Smart Beta bereits erkennbar. Eine breite Marktdurchdringung allerdings braucht noch Zeit.

IPE Institutional Investment: Schaut man auf die Zuflüsse, so konnten Renten-ETFs zuletzt deutlich an Bedeutung gewinnen, ein Trend der anhält?
Pfeifer: Sie haben Recht, im Bestand sprechen wir noch von einem Verhältnis von ca. 80:20 pro Aktien. Bei den Neuzuflüssen liegen beide Assetklassen gegenwärtig gleich auf, was sicher auch am stark ausgebauten Angebot der Branche im Fixed Income Bereich liegt. Betrachtet man die grundsätzlich rentendominierte Vermögensallokation der Investoren, ist dies kein Wunder. Vor diesem Hintergrund wird der Fixed Income Markt immer wichtiger für die ETF-Branche.

IPE Institutional Investment: Abschließende Frage, wo sehen Sie für die kommenden 15 Jahre das größte Wachstumspotenzial - Retail oder Institutionell?

Pfeifer: Privatkunden erkennen immer stärker die Vorteile von ETFs und haben hier einen großen Nachholbedarf. Insofern wird – und das zeigt uns auch der Blick in die USA – das weit größere Wachstum in den kommenden Jahren aus dem Retailsektor kommen.

IPE Institutional Investment: Herr Pfeifer, besten Dank für diese Einschätzungen!