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„Die vergangenen Jahre waren eine gute Zeit zu lernen, wie wichtig Risikomanagement in jeglicher Hinsicht ist“

Viele Aussagen institutioneller Anleger zeigen mittlerweile, dass trotz Volatilität der Aktienmärkte der Kauf von Eigentumsrechten gegenüber Schuldrechten angesichts der aktuellen Eurokrise als zunehmend attraktiv angesehen wird. Doch wie gehen Asset Manager angesichts unruhiger Märkte mit dem Thema Risikomanagement um? IPE Institutional Investment-Chefredeakteur Frank Schnattinger sprach mit Flavien Duval, Chief Risk Officer und Mitglied des Vorstandes von Edmond de Rothschild Asset Management (EdRAM) über die Anforderungen und die Herangehensweise bei EdRAM.

IPE Institutional Investment: Aktien waren direkt nach der Finanzkrise eine Assetklasse, die von Investoren vielfach nur mit der Kneifzange angefasst wurde. Wie sehen Sie die aktuelle Situation?
Duval: Die reflexartige Ablehnung von Aktien nach dem Ausbruch der Finanzkrise ist durchaus noch in unserem Bewusstsein. Dennoch kann ich mittlerweile klar einen Trend zurück in die Anlageklasse Equities erkennen. Ich spreche kein Geheimnis aus, wenn ich sage, dass Aktien inzwischen von vielen Investoren gegenüber Staatsanleihen als interessante Alternative angesehen werden.

IPE Institutional Investment: Dennoch steht Risikomanagement Ihrer Ansicht nach weit oben…
Duval: Richtig. Dieses Thema ist angesichts der Lernkurve der vergangenen Jahre bei jedem Investor von enormer Bedeutung.

IPE Institutional Investment: Wie geht man als aktiver Stock Picker mit dem Thema um?
Duval: Nun, man muss zunächst unterscheiden. Das Investment unterliegt zum einen einem systematischen Risiko, das allein durch das Exposure im Aktienmarkt begründet ist. Dies kann ich nicht beschneiden, sonst brauche ich über die Anlageklasse gar nicht nachdenken. Anders sieht es dagegen beim Umgang mit den „Überzeugungen“ des Fondsmanagers, also dem Einzeltitelrisiko aus.

IPE Institutional Investment: Was ist zu tun?
Duval: Hier geht es um das Thema Diversifikation bzw. Reduktion der Korrelation untereinander. Diese gilt es vollständig zu beherrschen. Intuitiv leicht zu verstehen, aber – um aus der Praxis zu sprechen – im Einzelfall sehr komplex.

IPE Institutional Investment: Viele Investoren schauen als erstes auch auf den Tracking Error. Wie stehen Sie dazu als Risikomaß?
Duval: Eine schlechte Wahl, sofern man nicht weitere Kennziffern ergänzt. Ich sehe diesbezüglich immer mehr Kunden, die zwar grundsätzlich auf den Tracking Error achten, diesen allerdings nur als einen von vielen Kriterien anlegen. Der Tracking Error allein sagt nichts über die Qualität des Fondsmanagers bzw. das Risikomaß aus. Viel wichtiger ist, dass sie genau in den Fonds schauen und verstehen wie Einzeltitel zur Performance beitragen und wie die Streuung aussieht. Dies kann ihnen der Tracking Error nicht ansatzweise liefern.

IPE Institutional Investment: Worauf sollte man noch achten?
Duval: Liquidität ist ein anderes Thema. Wie groß sind meine einzelnen Positionen, wie schnell kann ich sie im Fall der Fälle am Markt verkaufen? Das sind typische Fragen, die man sich stellen muss. Aber hier müssen sie noch einen Schritt weiter gehen. So führen wir regelmäßig spezifische Stresstests durch, z.B. was passiert wenn ein oder mehrere Ankerinvestoren im Fonds ihre Positionen verkaufen.

IPE Institutional Investment: Das kommt sicher aber auch auf die aktuelle Investorenstruktur an?
Duval: Korrekt. Aber Investoren fragen mittlerweile konkret nach der entsprechenden Struktur. Die vergangenen Jahre waren eine gute Zeit zu lernen, wie wichtig Risikomanagement in jeglicher Hinsicht ist.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für die Einblicke.