Für die neuen Stresstests, die EIOPA für die Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge (EbAV) vorbereitet, wird es „nur zwei Basisszenarien“ geben, hielt Gabriel Bernardino, Vorsitzender der europäischen Aufsichtsbehörde, bei der bAV Handelsblatt-Tagung in Berlin fest.
Er bestätigte, es werde „Vereinfachungen“ in den Stresstests geben, verglichen mit den Tests, die im vergangenen Jahr durchgeführt worden waren, und noch 18 Szenarien beinhaltet hatten.
Bernardino betonte, die EIOPA wolle die Beteiligungsquote von KMUs an der Befragung erhöhen.
Er rief speziell auch deutsche Branchenvertreter dazu auf, mitzumachen, denn dies sei „der einzige Weg“ für die europäische Aufsichtsbehörde, „die Besonderheiten des deutschen Systems zu verstehen und einen Eindruck davon zu bekommen“.
Zum Zeitplan hielt der EIOPA-Vorsitzende fest, dass die Tests zwischen Mai und Juli abgehalten werden und danach eine Analyse der Antworten vorgenommen werden wird.
Er erwartet, dass ein abschließender Bericht bis Jahresende vorliegen wird, damit die EIOPA dann im ersten Quartal 2016 die europäische Kommission zum weiteren Vorgehen beraten kann.
Bernardino erläuterte, dass die Stresstests sowohl auf beitragsorientierte Pläne als auch auf leistungsorientierte angewendet werden. Außerdem müssten die „Auswirkungen auf unterschiedliche Altersgruppen innerhalb von Pensionsplänen“ in Betracht gezogen werden und die „Belastbarkeit der Pensions-Systeme in Hinblick auf verschiedene Schocks wie Niedrigzinsumfeld und Langlebigkeit“ getestet werden.
Der EIOPA-Vorsitzende versprach, dass jegliches Konzept zur Abschätzung der Nachhaltigkeit eines Pensionssystems, etwa in der Form eines Holistic Balance Sheet (HBS)-Ansatzes, „in angemessener Form“ implementiert werden wird und „Besonderheiten einzelner Pensionssysteme berücksichtigen“ wird.
Für Deutschland nannte er in diesem Zusammenhang speziell die „Nachschusspflicht für Arbeitgeber“ sowie „die Rolle des ‚pension protection fund’ – PSV“.
Er betonte erneut, dass er „nie gesagt habe, dass Solvency II auf EbAV angewendet werden soll“, sagte aber, dass die EIOPA „die Aufsichtsbehörden mit einem Regelwerk ausstatten will, um die nachhaltige Finanzierung von Systemen analysieren zu können“.
Bernardino erläuterte: „Wenn festgestellt wird, dass Rentenversprechen nicht-nachhaltig finanzierbar sind, dann sollten lokale Aufsichtsbehörden die Befugnis haben, einzuschreiten“. Aber er fügte hinzu, dass dies „niemals eine Einheitslösung sein könne“.
Allerdings zeigte er sich überzeugt, dass es „keine grenzüberschreitenden Pensionspläne in Europa geben wird, ohne einen harmonisierten Regulierungs-Ansatz auf europäischer Ebene“, der „jedoch nicht auf allen Ebenen gleich sein sollte“, aber vor allem in Sachen Bewertung von Nachhaltigkeit und Finanzierung.
Darüber hinaus nannte er zwei weitere Themenbereiche, in denen Pensionssysteme in ganz Europa verbessert werden sollten, nämlich Kostentransparenz und Informationen zum Risikoträger.
„Eine größere Transparenz zur Frage, wer das Risiko in einem Pensionsplan trägt, würde eine realistischere Erwartungshaltung mit sich bringen und es den Versicherten erlauben, besser für Ihre Zukunft zu planen“, so Bernardino.
Zu den Kosten hielt er fest, dass „der Kenntnisstand zu Kosten und Gebühren im Rentensektor sehr niedrig ist, und dass in vielen Fällen nicht einmal die Treuhänder und das Management von Pensionseinrichtungen über alle Kosten und Gebühren in ihren Rentenplänen Bescheid wissen“.
EbAV: Bernardino verspricht „einfachere Stresstests“
