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Eine kritische Analyse des deutschen Spezialfondsmarktes, 3. Teil – die Anteilseigner

In den ersten beiden Teilen dieser Artikelserie wurde auf die Situation bei den Anbietern, insbesondere den Admin-KAGen eingegangen. Dabei sollte man aber nicht übersehen, dass die Anbieter nicht nur regulatorischen Sachzwängen unterliegen oder ihre Kunden zufriedenstellen müssen, sondern dass sie auch in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Anteilseignern stehen.

Ernesto Burzić

Vor kurzem erschien bei der FAZ ein Essay unter dem Titel „Bankenkrise: Siechtum mit System“ (s. Weblink am Ende des Artikels), bei dem sich namhafte Vertreter der deutschen Bankenbranche kritisch zur Situation in der Finanzbranche äußerten. Es wurden einige Fragestellungen aufgeworfen, die mich bewogen haben das Thema Anlegerpsychologie noch zurückstellen und zunächst das Verhältnis von Anbieter zu Anteilseigner zu beleuchten. In meinen bisherigen Artikeln wurden diverse Geschäftsmodelle wie bspw. Depotbankfunktion, Investor Office, etc. aus der Sichtweise der Anbieter vorgestellt. Dabei bewegen sich die Anbieter aber nicht in einem luftleeren Raum. Es ist daher notwendig auch auf die Befindlichkeiten und das Beziehungsgeflecht zu erörtern, in dem die Anbieter eingebettet sind.

Wenn Kinder erwachsen werden
Die meisten deutschen Fondsgesellschaften sind oftmals als „Anhängsel“ ihres Mutterkonzerns entstanden. Für die Banken waren sie willkommene Gelegenheiten zusätzliches Geschäft im Trading und Treasury zu generieren und dementsprechend war auch die Einstellung der Banken zu ihren Töchtern. Viele dieser Gesellschaften fristeten zunächst eher ein ruhiges Schattendasein. Mit der Demokratisierung des Wertpapier- und Anlagegeschäftes durch das Internet ab Mitte der 90er Jahre rückten die ehemals stiefmütterlich behandelten Fondsgesellschaften wieder zunehmend in den Blickpunkt des Bankmanagements.

Grosse internationale Konzerne und institutionelle Anleger wollten auch für deutsche Investmentstrukturen Lösungen, wie sie im angelsächsischen Raum längst üblich waren. Multi-Manager-Fonds welche dem heutigen Masterfonds entsprechen, Global Custody und Investment Consulting waren Themen die von Kundenseite an die Banken herangetragen wurden. Die Töchter wurden nun immer wichtiger für die Kundenbeziehung. Dies machte aber auch eine entsprechende Professionalisierung im Asset Management notwendig, welche ungeahnte Konsequenzen mit sich ziehen würde.

Mit wachsendem Fondsvolumen und entsprechenden regulatorischen Neuerungen auf EU-Ebene waren auch Investitionen in die Fondsgesellschaften notwendig. Mit Volumina die schnell den Milliardenbereich erreichte, stieg auch das Haftungsrisiko für die Banken. Gleichzeitig drohte ein Verlust der Einflussnahme, die Fondsgesellschaften entwickelten zunehmend ein Eigenleben. Ehemals kleine Tochtergesellschaften, insbesondere die Admin-KAGen wuchsen innerhalb kurzer Zeit explosionsartig in Grössenordnungen, welche die Anteilseigner im Falle eines Kollapses zu begraben drohten.

Diese Situation für sich genommen könnten die Banken noch stemmen. Als Reaktion auf die Finanzmarktkrisen der letzten Jahre hat die Gesetzgebung die Risikovorschriften zwischenzeitlich auch für die Mutterkonzerne deutlich verschärft. Sie sind jetzt mit eigenen Eigenkapitalanforderungen konfrontiert, während parallel dazu auch die Tochtergesellschaften entsprechende Mittel benötigen, um Investitionen und Risiken abzudecken. Eigenkapital ist jedoch zu einem knappen und teuren Gut geworden. Wenn die Banken neue Wege finden müssen, ihr originäres Kreditgeschäft einigermassen profitabel zu betreiben, dann erscheinen die Töchter nur noch wie eine zusätzliche Last.


Folgen einer Marktkonzentrierung für Anteileigner
Wir betrachten nochmal folgendes Szenario. Es bestehe ein Spezialfondsmarkt mit zehn Banken und ihren Fondsgesellschaften. Das Gesamtvolumen des Spezialfondsmarktes betrage 900 Mrd. Euro. Die Banken A,B und C sind Anteilseigner einer sehr grossen und erfolgreichen Admin-KAG. Die sieben restlichen Banken beschliessen ihre KAG Präsenz aufzugeben und übertragen ihre Fonds auf die Admin-KAGen. Sie vereint nun als alleiniger Anbieter im Spezialfondsmarkt das gesamte Marktvolumen von 900 Mrd. Euro. Die restlichen sieben Banken beschränken sich darauf Dienstleistungen im Asset Management, Brokerage und ggfs. etwas Custody zu erbringen.

Diese Traumkonstellation für jeden Geschäftsführer oder Manager einer Fondsgesellschaft wäre ein Super GAU, ein Alptraum der Anteilseigner A, B und C. Zunächst einmal wurde die Admintätigkeiten auf ihre Tochtergesellschaft ausgelagert, was mit mehr Volumen und Ertrag verbunden ist. Für die Anteilseigner bedeutet dies, dass damit auch die Haftung und Eigenkapitalproblematik an sie ausgelagert worden ist. Die sieben restlichen Banken haben mit einer Auslagerung der Fondsadministration ihre eigenen Geschäftsrisiken elegant an A, B und C weitergereicht.

Während sich die anderen Banken nun etwas bequemer zurücklehnen und in Ruhe andere profitablere Geschäfte betreiben können, obliegt es den Anteilseignern A, B und C zu schauen, dass ihre Admin-KAG die notwendigen Mittel für laufende Investitionen erhält und in der Lage ist, eventuelle Risiken abzudecken. Aufgrund der enormen Grösse der Admin-KAG beschliessen internationale Aufsichtsbehörden sie als systemrelevant einzustufen und verlangen ihrereseits eine weitere Aufstockung des Eigenkapitals. Was sollte bspw. die amerikanische Notenbank daran hindern, wie aktuell diskutiert, nicht nur die Niederlassungen der Auslandsbanken sondern gleich sämtliche Tochtergesellschaften eines Konzerns in ihre Überlegungen einzubeziehen?

Die Anteilseigner A, B und C sind nun an ein "Monster" gekettet, welches diametral zu ihrer originären Banktätigkeit steht und laufend Eigenkapital saugt. Darüber hinaus sind sie als Anteilseigner auch unter ständiger Beobachtung des Marktes. Die im Essay geforderte Demarkationslinie zwischen dem was Kerngeschäft einer Bank ist und was nicht, wird am oben überspitzten Beispiel deutlich: ist es Sache der Banken den Anlegern und der Aufsicht Fondsplattformen, insbesondere Admin-KAGen, in Perfektion zur Verfügung zu stellen, für die sie im Ernstfall haften müssten, aber von denen sie eigentlich recht wenig haben?


Wenn sich Wege trennen
Die Anteilseigner und ihre Fondsgesellschaften sind nun am Scheideweg. Die Kinder sind erwachsen geworden. Eigentlich müsste man sie jetzt loslassen, damit sie sich um sich selbst und um ihre eigenen Finanzierungsquellen kümmern können. Es wäre nur konsequent ihnen in ihrem Wachstumsstreben nicht mehr im Wege zu stehen und sie ihrem Schicksal zu überlassen. Diese Einsicht mag den Entscheidungsträgern jedoch schwer fallen. Der Gedanke an Eigenständigkeit ihrer Tochtergesellschaften scheint vielen unvorstellbar, aber so neu ist er nicht.

Betrachtet man die Entstehung und Geschichte der Deutschen Bank sowie der Commerzbank so wird deutlich, dass auch in alten Zeiten Privatbanken oftmals Ausgründungen und Neugründungen vorgenommen haben, um bestimmte den Privatbanken dienlichen Zwecken zu erfüllen. Die Deutsche Bank wurde ursprünglich mit der Idee gegründet, ein Zahlungsinstitut für den Überseehandel zur Verfügung zu haben, welche die deutschen Privatbanken unabhängiger vom Finanzplatz London machen sollte. Aus diesem historischen Kontext ist verständlich, dass die Deutsche Bank auch heute noch eine führende Position im internationalen Devisenhandel innehat. Auch die Gründung der Commerzbank erfolgte ursprünglich mit dem Ziel, dem hamburgischen Handel und Mittelstand die Aufnahme von neuen Finanzmitteln sowie das internationale Geschäft zu erleichtern.

Im Lauf der Geschichte waren es überwiegend Privatbankiers, welche in ihrem Netzwerk Mittel und Personen mobilisieren konnten, um neue Projekte ins Leben zu rufen. Auch die Konzeption einer universellen Admin Plattform, die sich dann mit dem Geschäftsfeld der „Master-KAG“ durchgesetzt hat, geht auf die Initiative von Privatbankiers zurück. Mit der Universal-Investment wurde bspw. eine Fondsgesellschaft ins Leben gerufen, welche mit einer offenen Architektur die Auflage von innovativen Fondsstrukturen erleichtern sollte. Sie sollte universell sein und war offen für Beteiligungen anderer Kreditinstitute.


Kampf der Welten
Hier wird der Unterschied zwischen Privat- und Geschäftsbanken deutlich. Viele Marktteilnehmer neigen dazu das Wirken von Privatbanken ausgehend von der Ist-Situation aus dem Kontext heraus zu betrachten und die aktuellen Sachverhalte einer Börsenlogik zu unterwerfen. Die Autoren des Essays haben korrekt festgestellt, dass sich die Akteure damit selbst zu Grunde richten. Wer durch das Kreditgeschäft langfristige Projekte finanzieren möchte und dafür eine ruhige Hand benötigt, sich aber freiwillig dem Gesetz der Börse unterwirft, wird auf Dauer die Tradingskandale erleben, welche in den letzten Wochen in den Medien die Runde gemacht haben.

Börsengelistete Institute sind zum Erfolg verdammt. In immer kleiner werdenden Zeitintervallen müssen sie der Öffentlichkeit Auskunft über ihre Geschäftsaktivitäten geben, mit jedem Quartals- und Jahresbericht die Ergebnisse der vorherigen Berichtsperiode übertreffen. Sie können gar nicht anders als Number Crunching zu betreiben und sich mit Scorings und Ratings röntgen zu lassen. Die Gier der Börse, die sich in den Algorithmen der computergesteuerten Tradingmodelle, den „Bots“ verselbstständigt hat, will mehr. Jetzt und sofort. Dadurch werden Institute zu Geschäften getrieben, welche sie nicht notwendigerweise komplett zu Grunde richten, aber ihnen durchaus nachhaltig schaden können.

Was die Autoren des Essays als „Siechtum mit System“ bezeichnen, ist das Wirken der kreativen Zerstörung wie sie einst Schumpeter beschrieben hat. Das heutige Bankensystem wird durch die überschüssige Liquidität der grossen Zentralbanken ins Wanken gebracht. Dieses Kapital wirkt wie die freigesetzten Winde aus Pandoras Kiste, es sucht sich effiziente Wege zur Vermehrung und zur Entladung. Gleichsam einer globalen Sturmflut sucht es sich neue Wege, spült ehemals stabile Gebilde aus und erodiert sie. Momentan erleben wir alle das Gefühl weggeschwemmt und mitgerissen zu werden, wir fühlen uns unbehaglich und unwohl. Es scheint als ob uns sprichwörtlich der Boden unter den Füssen entzogen wird. Daraus entsteht ein Gefühl der Nostalgie und Wehmut, ein Wunsch an alte Zeiten anknüpfen zu können. Es ist wie ein Festhalten an einem Ast oder Zweig in der Hoffnung nicht mitgerissen zu werden.

Die überschüssige Liquidität gibt den Bots die notwendige Energie und Munition, um sich auf ihren Handelsplattformen zu bekriegen. Der Aufsicht entgleitet zunehmend die Kontrolle über dieses Schlachtfeld, welches man mit der Marktkonzentration als Resultat der überbordenden Regulierung erst erschaffen hat. Beide bewegen sich in Tandem. Der gleichzeitige Wille zur Spekulation und zur Absicherung wie im Essay beschrieben, gleicht einer Autofahrt mit angezogener Handbremse. Weder die Aufsicht noch die Akteure wollen einsehen, dass der Kampf gegen die Rechenpower der Bots aussichtslos ist. Die Lösung kann nur eine Rücknahme der Börsennotierung sein, oder zumindest eine Ausgründung von Geschäftsbereichen, welche in Ruhe fernab des Börsentrubels betrieben werden müssen.

Im Gegensatz dazu können Privatbanken anders agieren. Privatbankiers steht es frei, den Zeitpunkt ihrer Geschäftstätigkeit zu bestimmen. Wer Zeit und Geld hat, kann gelassen sein. Bei historischer Betrachtung von Privatbanken stellt man schnell fest, dass auf eine rasante und stürmische Phase voller Innovationen durchaus längere Perioden regenerativer Pausen folgten. In der Kurzlebigkeit der heutigen Finanzwelt mag eine Ruhephase sonderbar und antiquiert erscheinen. Was für den einzelnen Betrachter wie ein endlos langgezogener Kaugummi erscheint, ist nichts anderes als ein evolutionärer Wirbel im Fluss der Zeit.


Weitere Einsichten aus der Vergangenheit
Die Autoren des Essays plädieren für eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, auf die ureigene Tätigkeit der Bank in der Kreditvergabe, insbesondere in der regionalen Verbundenheit. Ohne Anspruch Strukturpolitik betreiben zu müssen oder das grosse Rad zu drehen, fern von Aktionismus und dem Trittbrettfahren auf neue Moden und Trends. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. In dem Masse wie Banken durch strengere regulatorische Vorschriften mit sich selbst beschäftigt sind, die Märkte aber weiterhin üppig mit Liquidität versorgt sind, wird ihnen ihr angestammter Platz in der Kreditvergabe durch sog. Schattenbanken streitig gemacht (s. Weblink am Ende des Artikels). Private Equity Fonds und institutionelle Anleger entdecken aufgrund des allgemeinen Anlagenotstands das Geschäft mit Darlehen für sich. Es hat längst ein Paradigmenwechsel stattgefunden, der die Rolle der Geschäfts- und Privatbanken neu definiert.

Auch die meisten Privatbanken sind vor vielen Jahrhunderten quasi als Schattenbanken entstanden. Die Kaufleute des Mittelalters waren sich keiner Bankbetriebslehre oder einer Geldtheorie bewusst. Man finanzierte was einem opportun erschien, wobei persönliche Motive wie sozialer Aufstieg oder politische Interessen durchaus Teil des Geschäfts ausmachten. Die Kernkompetenz war daher nicht die per se die Kreditvergabe oder Finanzierung. Die Grundlage des kaufmännischen Geschäftsbetriebes, das „core business“ ist auch heute noch die Entwicklung und Pflege von Beziehungen, das was wir heute als Networking bezeichnen würden. Ohne Netzwerk kein Geschäft. Alles andere wie Kreditvergabe, Portfolio Management oder Fondsadministration sind lediglich gewinnbringende Tätigkeiten, die dazu dienen dieses Netzwerk aufrecht zu erhalten. Man sollte aber nicht von der Tätigkeit auf die Kernkompetenz schliessen.

Die ökonomischen Modelle und Definitionen, d.h. die Kanonisierung des Fachwissens ist wesentlich später entstanden. Das klassische Bild vom Bankwesen sind Beobachtungen aus der Zeit der Industriellen Revolution sowie nach den zwei grossen Kriegen der Neuzeit. Die Vergabe von Krediten war eben das was den Umständen entsprechend opportun erschien und die meisten Profite versprach. Die Volkswirtschaften mussten aufgebaut werden, Wachstum schien unbegrenzt und das benötigte Kapital konnte man in dieser Form nur von Banken erhalten.

Was ist dann die Rolle der Banken und der Fondsgesellschaften? Es gibt nur eine Schlussfolgerung: ein stabiles und weitreichendes Netzwerk aufzubauen und das Geschäft zu betreiben, welches den Umständen dieses Netzwerkes entspricht. Denn wenn beispielsweise aufgrund eines allgemeinen Wohlstands niemand mehr Kredite, Girokonten oder Spezialfonds benötigen würde, müssten sie dann ihre Pforten schliessen und sich selbst abschaffen? Nein, sie würden sich anderen gewinnbringenden Unternehmungen in ihrem Netzwerk zuwenden.

Daher haben Privatbanken immer schon, bewusst oder unbewusst, Strukturpolitik betrieben und richteten sich dabei nach den jeweiligen Gegebenheiten aus. Mal waren sie Private Equity Fonds, haben wie Hedgefonds auf den Ausgang von Kriegen spekuliert oder sie taten sich notfalls zusammen, um als Stabilisierungsfonds und Zentralbank zu fungieren. Die Entstehung der heutigen amerikanischen Notenbank geht auf diesen Umstand zurück. Die Entdeckung und Erschliessung der Neuen Welt, die Industrielle Revolution, das heutige Europa sowie viele Finanzinnovationen wären ohne das beherzte Eingreifen von Privatbanken nicht denkbar. Hier wird deutlich: Theorien sind adaptiv und entstehen aus der Praxis und nicht umgekehrt.


Zur einer Theorie der Fondsgesellschaften
Heute haben sich die Fondsgesellschaften und insbesondere die Admin KAGen ebenfalls weit über das hinaus entwickelt, wofür sie ursprünglich konzipiert waren. Und so wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank ihren ursprünglichen Aufgaben und Unternehmenszweck entwachsen sind, um sich über die weiteren Jahrzehnte international zu etablieren, so ist die Situation bei den deutschen Fondsgesellschaften vergleichbar mit den Ereignissen von damals.

Sollen die KAG-Anbieter überlebensfähig bleiben und wollen sich die Anteilseigner wieder auf das konzentrieren, was sie mit Leidenschaft betreiben wollen, so ist eine Trennung, im Sinne einer Entflechtung voneinander, unausweichlich. Die Interessen einer modernen Fondsgesellschaft sind zwangsläufig konträr zu den Interessen von Geschäfts- und Privatbanken. Sofern beide nicht unabhängiger voneinander agieren, wird dieser Interessengegensatz beide in der weiteren Geschäftstätigkeit blockieren und frustrieren. Dies bedingt auch anzuerkennen, dass sich der Begriff „Master-KAG“ als Beschreibung eines Sachverhaltes überlebt hat. Es werden darunter zuviele Dinge und Tätigkeiten verstanden, die bei näherer Betrachtung eigentlich nichts mehr miteinander zu tun haben. Wie bereits erwähnt, muss sich die Theorie der Praxis anpassen.

Deshalb ist die Zeit reif den Finanzinvestoren die Aufgabe zu übertragen, mit ihrer Erfahrung und dem Risikokapital den Fondsgesellschaften neue Wege in ihrer Entwicklung zu ebnen. Die im Essay geäusserte Kritik an dem Konzept der Selbstertüchtigung, dem „Empowerment“ sollte nicht dazu führen den eigentlichen Sinn von Empowerment auszublenden. Der Erfolg eines erfolgreichen Beteiligungsmanagements, das was wir unter Private Equity Investitionen verstehen, beruht darauf Geschäftsbereiche zur Marktreife zu bringen, um sie dann wieder loszulassen. Es wäre daher folgerichtig sich aus der aktiven Rolle als Eigentümer zurückzuziehen.

Unter Umständen wäre auch ein Management Buy-Out denkbar und einen Ehrenposten im Aufsichtsrat wird den ehemaligen Eigentümern sicherlich niemand verwehren. Im Hinblick auf die monumentalen Aufgaben die sowohl Banken als auch den Fondsgesellschaften bevorsteht, ist jetzt eine neue Generation von Eigentümern gefragt, die mit Leidenschaft und Elan die Verantwortung für die weitere Entwicklung nimmt.


Institutionelle Anleger als Stakeholder?
Als Zwischenschritt zu einer möglichen Entflechtung zwischen Bank und Fondsgesellschaft wäre ein Mittelweg möglich, bei dem Banken sich weiter auf ihre Kerngeschäftsfelder konzentrieren und dabei als Eigentümer der Fondsgesellschaften noch die Kontinuität in der Geschäftspolitik wahren können. Es muss vor allem wieder ein Interessensausgleich zwischen den Anteilseignern und den institutionellen Anlegern stattfinden.

Die Banken brauchen Rahmenbedingungen, um entsprechende Dienstleistungen zu erbringen und Anleger benötigen leistungsfähige Fondsgesellschaften sowie Admin-Plattformen um ihren Investitionsauftrag gerecht zu werden. Es wäre daher zu überlegen, wenn Anleger auf der Suche nach neuen Anlagemöglichkeiten sind sie über die Aufnahme von Darlehen an der weiteren Entwicklung der Fondsgesellschaften beteiligt. Eine externe Fremdfinanzierung mag zunächst abwegig und unüblich erscheinen. Ohne Frage, es ist ein Politikum, denn welches Signal sendet man denn damit an den Markt?

Aber Hand aufs Herz: ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Massnahmen. Warum sollten Anteilseigner schwierige Marktsituationen alleine bewältigen? Auch Anleger haben ein Interesse daran, dass ihre Fondsgesellschaft bzw. Admin-KAG die Bedürfnisse nach Sicherheit und Nachhaltigkeit berücksichtigt. Wer ein leistungsfähiges Reporting und Risikomodell zu einem günstigen Preis fordert, sollte auch bereit sein mit seinem Service Provider und seinen Anteilseignern zusammenzuarbeiten. Es geht hier um grundsätzliche Themen, die über das Finanzielle einer Transaktion hinausgeht.


Fazit und Ausblick
Im Essay haben die Autoren auf den renommierten Soziologen und Politiker Lord Dahrendorf verwiesen, der kurz vor seinem Tod in einem Gespräch mit der FAZ in 2009 auf die Frage einging, wie sich die heutigen Finanzmärkte von denen unterscheiden, die er in seiner Anfangszeit in London vorgefunden hat. Für ihn lag die Ursache der Finanzmarktkrise, insb. die ausufernden Spekulationen mit Finanzinnovationen, in der Informationsrevolution in den Finanzmärkten im Zuge der Globalisierung. Dabei wird oft übersehen, dass es die Globalisierung und Informationsrevolutionen immer schon gegeben hat. Diese Entwicklungen wurden lediglich in der Nachkriegszeit durch den Kalten Krieg vorübergehend unterbrochen.

Was uns weiterhin fehlt, ist eine Art „macro view“, eine globalere Sichtweise welches unser Bild von den Wechselbeziehungen in den globalisierten Finanzmärkten vervollständigt und weit über die volkswirtschaftliche Interpretation und Deutung von Konjunkturzahlen hinausgeht. Denn was genau, fragen die Autoren im Essay, können wir konstruieren oder modellieren, wenn uns das Verständnis vom Gesamtbild fehlt? Dann mutieren die Aktivitäten tatsächlich nur zu einem Number Crunching seiner selbst willen, welches sich selbst ad absurdum führt.

Im nächsten Artikel, Teil 4 dieser Serie, geht es daher um das Konzept der Einbettung der Märkte aus soziologischer Sicht. Ich möchte erörtern was Wirtschaftssoziologen über spekulative Blasen, Nachahmungseffekte und irrationale Märkte herausgefunden haben und was dies für den Spezialfondsmarkt bedeuten könnte. Von dieser allgemeinen, globalen Betrachtung und Basis werden wir uns im abschliessenden Teil 5 mit den Individuen und der Anlegerpsychologie beschäftigen.

Die Weihnachtszeit gibt einem Gelegenheit Dinge Revue passieren zu lassen. Langsam kehrt Ruhe ein, man wird nachdenklicher. Es ist Zeit für eine Entschleunigung. Ich hoffe, Ihnen beim Lesen neue und interessante Einblicke gegeben zu haben. Ich würde mich freuen, wenn Sie im nächsten Jahr hier wieder vorbeischauen und wünsche Ihnen in der Zwischenzeit erholsame Festtage und ein Frohes Neues.

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Weblinks:

<link http: lesesaal.faz.net wehler>FAZ Essay: Bankenkrise mit System

FAZ Gespräch mit Lord Dahrendorf
<link http: www.zeit.de finanzmarkt-regulierung-schattenbanken>

DIE ZEIT: Schattenbanken – die dunkle Macht

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Ernesto Burzić, Aotea Strategy Consulting.
Der Autor war viele Jahre im institutionellen Vertrieb von KAG Dienstleistungen für Fondsgesellschaften in Deutschland und Luxemburg tätig. Davor verbrachte er einige Zeit in den USA. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in der Ausarbeitung von Vertriebsstrategien für Anbieter als auch in der Betreuung von institutionellen Anlegern bei der Implementierung von Fondsstrukturen. Sein fachliches Interesse gilt der praktischen Anwendung aktueller Forschungsergebnisse aus den Bereichen Behavioral Finance sowie Neuroökonomie. Er ist unter info(at)aotea-strategy.com erreichbar.