IPE Institutional Investment: Frau Hellmann, Sie sind mittlerweile seit über einem Jahr verantwortlich für die deutsche Niederlassung von ING Investment Management. Ihr Vorgänger, Herr Schellenberg sprach bei Ihrer Ernennung von einer „großen Herausforderung im aktuellen Marktumfeld“. Wie lief das Jahr 2009 für Sie?
Hellmann: Sie werden überrascht sein, wir hatten 2009 ein sehr gutes Jahr. Als „Newcomer“ im deutschen Markt haben wir stark von der Unzufriedenheit vieler Investoren mit ihren bisherigen Managern im Rahmen der Finanzkrise profitiert. Dazu kommt unser Produktportfolio, mit durchaus spezifischen Produkten wie Senior Loans, zur Ergänzung bzw. Diversifikation. Auch unser konservativer Fokus hat uns ganz sicher sehr geholfen, hier weiteres Vertrauen in den Investorenbeziehungen aufzubauen.

IPE Institutional Investment: Was würden Sie zusammenfassend als Treiber für das Geschäft im vergangenen Jahr bezeichnen?
Hellmann: Ganz sicher Fixed-Income-Spezialitäten bzw. insgesamt die Fixed-Income-Seite. Auch auf der Aktienseite konnten wir wieder mehr Engagements verzeichnen, hier allerdings insbesondere in risikoadjustierten Strategien wie unsere Dividendenfondspalette.

IPE Institutional Investment: Gilt das auch für das aktuelle Umfeld oder haben Sie seit Jahresanfang eine veränderte Nachfrage festgestellt?
Hellmann: Auf der Rentenseite ist die Risikotragfähigkeit durchaus gestiegen, es werden wieder vermehrt Themen wie EM-Debt und Global High Yield nachgefragt, was sicher auch mit dem niedrigen Basiszins für risikofreie Assets wie Staatsanleihen zusammenhängt. Auf der institutionellen Seite ist der Druck, den Garantiezins zu erwirtschaften schließlich gestiegen. Den echten Durchbruch sehe ich allerdings noch nicht, es steckt – wie auch auf der Aktienseite – noch viel Vorsicht in den Entscheidungen.

IPE Institutional Investment: Apropos Vorsicht – wie stark sehen Sie das Thema Wertsicherung am Markt, das vielfach diskutiert wird?
Hellmann: Wenig. Wir haben hier ja auch Produkte im Angebot, aber ich kann ganz klar konstatieren: wenn Aktien – dann long-only.

IPE Institutional Investment: Emerging Markets war gerade eben ein gutes Stichwort – manch einer sieht hier das große Potenzial für die kommenden Jahre…
Hellmann: Dem pflichte ich bei! Es gibt sicher Ausnahmen, aber schauen Sie sich die wirtschaftlichen Rahmendaten der meisten, ehemals als Entwicklungsländer bezeichnete Regionen an. Vielfach wurde hier besser gewirtschaftet als in vielen großen Industrienationen. Auch die Demographie gibt dort noch viel Rückenwind für die kommenden Jahre bzw. Jahrzehnte. Ich sehe hier sowohl auf der Aktien- wie auf der Rentenseite gute Investmentmöglichkeiten. Von der Investorenseite ist wie gesagt derzeit eher die Rentenseite gefragt, aber grundsätzlich ist das Thema Emerging Markets ganz sicher sowohl auf der Aktien- als auch auf der Rentenseite ein sehr interessantes Thema.

IPE Institutional Investment: Welche Rolle spielt Stockpicking bzw. ein aktiver Ansatz Ihrer Meinung nach 2010 an den Märkten?
Hellmann: Der Trend aktiv vs. passiv ist nun ja bereits seit mehreren Jahren zu beobachten. Meiner Ansicht nach wird immer stärker deutlich, dass Core-Märkte von Investoren vielfach passiv bzw. indexnah abgedeckt werden, die Satelliten-Investments bzw. Spezialitäten allerdings aktiven Managern zur Generierung von Outperformance vorbehalten sind. Ich bin mir sicher, dass dieser Trend sich weiter verstärken wird. Auch bestimmte Investmentstile wie Dividendenstrategien bzw. Opportunitäten-Ansätze machen aktiv gestaltet sicher weiterhin viel Sinn. Hier wird dann aber auch der Manager gesucht, der nicht nur leicht von der Benchmark abweicht, sondern eine klare Meinung zum Markt umsetzt.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.