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Experte schlägt Schweizer BVK vor, sich von Complementa zu trennen

In seinem Bericht über die Pensionskasse des Schweizer Kantons Zürich, die BVK, schreibt der Rechtsexperte Georg Müller, dass sich die Versorgungseinrichtung von ihrem langjährigen Partner, der Beraterfirma Complementa, trennen soll.

Zürich

Nach der Verhaftung des früheren Anlagechefs der BVK, Daniel Gloor, im Juni vergangenen Jahres hatte die Kantonsregierung externe Untersuchungen der Struktur der Pensionskasse in Auftrag gegeben.

In seinem Bericht hielt Müller fest, dass er „keine Mängel festgestellt hat, die dringend behoben werden müssten, um ein deliktisches Verhalten von Mitarbeitenden zu verhindern“.

Er empfiehlt jedoch dass die Complementa, die seit 1991 das Investment Controlling für die BVK macht, ausgetauscht werden soll, auch wenn es „bislang keine Beanstandungen“ über deren Arbeit gegeben habe.

Allerdings sei es durch die Dauer der Zusammenarbeit zu „unerwünschter Routine, Verlust an Kritikfähigkeit und personellen Verflechtungen“ gekommen.

Im Gespräch mit IPE stellt Michael Brandenberger, Geschäftsführer der Complementa, fest, dass Müller selbst betont, dass keine Kritik an der Arbeit der Beraterfirma geübt wurde. „Aber es ist seine Meinung, dass die Länge der Zusammenarbeit ein Problem darstellen könnte und jetzt ist es an der BVK das zu beurteilen“, so der Complementa-Chef.

Außerdem hielt Müller fest, dass das Investment Controlling noch deutlicher von der Strategiefindung und der Mandatsvergabe getrennt werden sollte. Die Kantonsregierung gab bekannt, dass die Vorschläge derzeit mit der Geschäftsführung der BVK abgesprochen werden.

Bereits umgesetzt werde allerdings die personelle Aufstockung der BVK sowohl im Asset Management als auch im Risikomanagement. Heute wurde auch bekannt, dass der bisherige stellvertretende Veranlagungschef der BVK, Thomas Liebi, ab 1. April als Chefökonom in die Research-Abteilung der Swisscanto wechseln wird.

Ein weiterer Vorschlag von Müller ist die Schaffung einer „Whistleblowing“-Stelle für das ganze Kanton Zürich. Außerdem solle die Revision der BVK an eine externe Firma ausgelagert werden. Diesen letzten Punkt unterstützen auch die beiden Wirtschaftsprüfer, BDO und Balmer-Etienne, die ausgewählte Mandatsvergaben der BVK über die vergangenen Jahre überprüft haben.

Sie stellte fest, dass ein paar Mandate nicht vorschriftsmäßig vergeben worden waren und dass die Mandate vor dem Wechsel in der Geschäftsführung im Jahr 2009 zumeist für die Manager „sehr lukrativ“ waren. Sie warnten auch davor, dass Mandatsvergaben an junge und unerfahrene Manager besonderer Aufsicht bedürfen. Beide Prüfungsfirmen legen der BVK nahe, ihre Bestimmungen für die Mandatsvergabe zu überarbeiten und die internen Kontrollsysteme aufzustocken.

Alle Experten hielten fest, dass ihre Berichte möglicherweise anders ausgefallen wären, wenn sie auch Zugang zu den Dokumenten gehabt hätten, die derzeit wegen der strafrechtlichen Untersuchung gegen Gloor bei der Staatsanwaltschaft liegen. Die BDO wird sich nun, gemeinsam mit Müller, auch die Immobilienveranlagungsstruktur der BVK ansehen.