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Fiduciary Management: Verwirrend, aber wichtig

Die „nächste Generation“ von Beratern sieht in Fiduciary Management eine interessante Lösung, würde aber nie den bestehenden Terminus verwenden.

Als Reaktion auf eine Serie von Artikeln auf IPE.com und Institutional-Investment.de zum Thema Fiduciary Management sprachen Petra Zamagna, Geschäftsführerin der deutschen Beraterfirma Ambitus, und Paul Boerboom, einer der Managing Partners der Beraterfirma Avida International, mit IPE über ihr Verständnis des Themas.

„Fiduciary Management ist sehr verwirrend und mittlerweile wird fast alles als Fiduciary Management bezeichnet, was langsam ein bisschen lächerlich ist“, so Boerboom, dessen Beraterfirma mit Ambitus kooperiert, um im deutschen Markt Fuß zu fassen.

Fiduciary Management sollte bedeuten, dass gemeinsam mit dem Pensionskassen-Management überlegt wird, wie es sich organisieren soll, welche internen Kompetenzen vorhanden und notwendig sind und schließlich welche Aufgaben  ausgegliedert werden können, so der holländische Berater weiter.

„Aufsichtsgremien müssen immer die Kontrolle behalten! Das Abgeben von Aufgaben ist nur ein Mittel, um die Mitglieder des Managements freizuspielen, damit sie sich mehr auf strategisches Risikomanagement und  Entscheidungen konzentrieren können“, betonte Boerboom.

„Wir sind einer der führenden Pioniere auf diesem Gebiet in den Niederlanden aber wir verwenden absichtlich nie den Ausdruck ‚Fiduciary Management’“, gibt er zu bedenken.

„Wir diskutieren verschiedene Lösungen mit dem Management und am Ende kann es sein, dass etwas herauskommt, dass von einigen ‚Fiduciary Management’, von anderen ‚Delegated CIO’ oder aber auch ‚Implemented Consulting’ genannt wird.“

Zamagna fügte hinzu, dass die Entscheidung, Aufgaben zu delegieren besonders in Deutschland  sehr wichtig ist, da über die letzten Jahre neue Durchführungswege wie CTAs und Pensionsfonds sowie komplexere Investmentstrukturen das Thema Renten viel komplizierter gemacht haben.

„Außerdem haben sich viel mehr Unternehmen entschieden, ihre Rentenverpflichtungen auszufinanzieren und brauchen jetzt ein effizientes Pensionsmanagement in ihren Treasury-Abteilungen“, so Zamagna.

„Wir sehen uns nicht als klassische Consultants, die versuchen, einen Kunden für immer zu gewinnen, sondern wir sind eher wie eine Feuerwehr, die Unternehmen und Versorgungseinrichtungen hilft, wenn diese etwas ändern wollen“, so die frühere Chefin der Aventis Pensionkasse weiter.

Auf die Frage, ob es sich Versorgungseinrichtungen leisten können, noch einen Consultant zusätzlich zu anderen externen Beratern zu engagieren, sagte Boerboom, dass Optimierungen in den meisten Fällen notwendig seien und sich praktisch selbst finanzieren.

„Wir sehen uns die Gebührenstruktur der Versorgungseinrichtung an und helfen, Verträge neu zu verhandeln oder wir finden neue Anbieter. Außerdem helfen wir dem Management das gesparte Geld wieder in strategische Themen wie z.B. Governance zu investieren, die oft vernachlässigt werden“, erläutert Boerboom.

Sowohl Zamagna als auch Boerboom sagen, dass das Interesse an diesen Services vorhanden ist – im Gegensatz zu anderen deutschen Beratern, die wiederum betonen, dass Fiduciary Management in Deutschland keinen Anklang findet.

„Wir haben ähnlich Reaktionen auf dieses System bei etablierten Consultants in Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz gesehen“, bestätigt Boerboom dessen Beraterfirma – genauso wie Ambitus – 2005 gegründet wurde. „Sie werden den Ansatz nicht begrüßen, solange sie sich nicht selbst neu erfinden“, ist Boerboom überzeugt.

Er hielt fest, dass die erste Generation von Fiduciary Management, wie sie in den Niederlanden Anfang des Jahrhunderts propagiert wurde, „ein Misserfolg“ war, weil sie zu statisch war und zu viel delegiert wurde.

„Aber die neue Generation, die jetzt auch schon seit fünf oder sechs Jahren existiert, ist flexibler und auch Firmen, die in der Anfangsphase dabei waren, kehren jetzt mit einem flexibleren Modell auf den Markt zurück“, erklärt Boerboom.

Sowohl Boerboom als auch Zamagna äußerten sich kritisch gegenüber großen Consultancy-Konglomeraten, weil diese zu viel abdecken würden und die Einstellung eines Spezialisten für gewisse Themen sowohl günstiger als auch zielführender sein kann – denn „maßgeschneiderte Dienstleistungen von erfahrenen Experten sind in der Regel effizienter“.