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Gastbeitrag: Nachhaltige Investments – klare und transparente Konzepte für einen anhaltenden Trend

Strikte Auswahl nach Nachhaltigkeitskriterien ermöglicht Outperformance. Aber die Auswahlkriterien und Gewichtung der Benchmarks für nachhaltige Investments unterscheiden sich erheblich.

Konrad Sippel

Socially Responsible Investments (SRI) und nachhaltige Anlagen stehen bei Anlegern hoch im Kurs. Laut dem europäischen Forum für nachhaltige Kapitalanlagen, European Sustainable Investment Forum (Eurosif), hat sich das Volumen dieser Investments im vergangenen Jahrzehnt mehr als verfünffacht und bereits zum Jahresende 2009 in Europa rund fünf Billionen Euro erreicht. Gleichzeitig hat sich die Anzahl der Produkte und Konzepte, die ein „nachhaltiges“ oder „verantwortliches“ Investment versprechen, vervielfacht.

Die Katastrophen im Golf von Mexiko und in Fukushima haben in den beiden vergangenen Jahren den Investment-Case für nachhaltige Kriterien in der Kapitalanlage noch einmal unterstrichen. So haben sich BP und Tepco von den Kurseinbrüchen infolge der Katastrophen noch nicht erholt und verdeutlichen damit die Anlagerisiken, die von solchen Ereignissen ausgehen. Gleichzeitig zeigt insbesondere der Fall BP die Schwierigkeiten vieler Nachhaltigkeitskonzepte.

So galt BP bis zum Unglück der Deepwater Horizon als ein führendes Unternehmen seiner Branche, auch nach Kriterien nachhaltiger Investments. Trotz der Vielzahl unterschiedlicher Nachhaltigkeitsprodukte fehlt es Investoren daher nach wie vor an schlüssigen und vor allem transparenten Konzepten, um ein verantwortliches Investment effektiv umzusetzen. Hier setzen die im April erstmals berechneten STOXX Global ESG Leaders Indizes an, die Unternehmen nach ihrer Performance nach Umwelt- und sozialen Kriterien sowie ihrer Corporate Governance bewerten. Die neuen Indizes basieren auf umfassenden, transparenten Bewertungskriterien und unterstützen eine flexible Gewichtung der einzelnen Gesichtspunkte durch die Investoren.

Unabhängiges Monitoring für schnelle Indexanpassung
Der Fall von BP hat gezeigt, wie schnell Investoren das Vertrauen entziehen können und wie sehr sich die Bewertung eines angesehenen Unternehmens nach Nachhaltigkeitskriterien verschlechtern kann. Für die Indexabbildung bedeutet dies: Die Auswahl der Unternehmen muss schnell an solche unerwarteten Ereignisse und Katastrophen angepasst werden. Dies lässt sich beispielsweise über unabhängige Experten sicherstellen, die fortlaufend darüber wachen, dass die Zusammensetzung den Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen entspricht. Bei den STOXX Global ESG Leaders Indizes werden alle 1.800 Unternehmen des STOXX Global 1800, die im Widerspruch zum Global Compact stehen, von vorneherein ausgeschlossen. Beispielsweise sind aktuell Unternehmen wie Alstom, Wal Mart sowie BP und weitere Öl-Konzerne generell ausgeschlossen. Gleichzeitig können die unabhängigen Experten unmittelbar auf Ereignisse wie die Katastrophe im Golf von Mexiko reagieren und diese Unternehmen direkt aus dem Index entfernen. Die Folge: Das Indexportfolio reflektiert solche Ereignisse, die die Bewertung des Unternehmens verändern, unmittelbar und entspricht damit verlässlich hohen Nachhaltigkeitskriterien.

Gewichtung nach Nachhaltigkeitsperformance
Jedes Unternehmen wird daraufhin geprüft, ob es den Prinzipien des Global Compact entspricht. Die STOXX Global ESG Leaders Indizes fokussieren sich jedoch nicht auf einzelne Branchen und schließen einzelne Industriezweige auch nicht grundsätzlich aus. Hiermit unterscheiden sie sich beispielsweise von Indexkonzepten, die allein in ökologische Industrien, wie erneuerbare Energien oder die Aufbereitung von Wasser, investieren. Die Auswahl und Gewichtung der STOXX Global ESG Leaders Indizes basiert auf den Key Performance Indicators (KPI) der Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) und des europäischen Verbandes für Finanzanalyse und Asset Management, European Federation of Financial Analyst Societies (EFFAS). Eine breite Anerkennung der gewählten Kriterien ist damit unter professionellen Anlegern sichergestellt.

Wichtiger noch: Die Bewertung der einzelnen Unternehmen ist transparent und nachvollziehbar. Insgesamt unterstützen mehr als 130 Kriterien des ESG 3.0 Standards die Auswahl und Bewertung der Unternehmen. In der Auswertung und Quantifizierung der einzelnen Kriterien arbeitet STOXX mit Sustainalytics, einem führenden Research-Anbieter für Nachhaltigkeitsdaten zusammen. Beispielsweise bestimmen allein mehr als 50 Einzelkriterien die ökologische Bewertung der einzelnen Titel entlang der gesamten Wertschöpfungskette des jeweiligen Unternehmens. In die drei Sub-Indizes aufgenommen werden ausschließlich Werte, die in allen drei Kategorien – Umwelt, Soziales und Corporate Governance – mindestens ein Ranking von 50 und in einer mindestens ein Ranking von 75% erzielen, also zu dem führenden Quartil ihrer Branche zählen. Der STOXX Global ESG Leaders Index setzt sich gleich gewichtet aus den drei Sub-Indizes zusammen, wodurch die Unternehmen, die in mehreren Kategorien zu den besten ihrer Branche zählen, einen höheren Anteil ausmachen.

Ähnlich wie andere Nachhaltigkeitsindizes verfolgen die STOXX Global ESG Leaders Indizes also einen so genannten Best-in-class-Ansatz, also die Auswahl der jeweiligen Branchenführer. Jedoch unterscheiden sich die Gewichtungskriterien erheblich. Während Nachhaltigkeitsindizes wie der DJSI (Dow Jones Sustainability Index) World, FTSE4Good oder die MSCI Global ESG Indizes die ausgewählten Titel nach ihrer Marktkapitalisierung gewichten, erfolgt die Zusammensetzung der STOXX Global ESG Leaders Indizes entsprechend dem Ranking, das die einzelnen Unternehmen erzielen. Die Folge: Besonders nachhaltige Unternehmen werden übergewichtet. Das Portfolio folgt zudem nicht der typischen Übergewichtung von Ländern und Branchen, die zuletzt die höchsten Wertsteigerungen erzielt haben. Märkte mit einer traditionell hohen Marktkapitalisierung und starken Aktientradition wie die USA sind vergleichsweise schwach vertreten. So machen die US-Aktien rund 45% des STOXX Global 1800 Index aus, während nur 15% des STOXX Global ESG Leaders Index auf US-Aktien entfallen. Auch die Aufteilung auf verschiedene Branchen ist breit diversifiziert, wobei nachhaltige gegenüber herkömmlichen Industrien leicht übergewichtet sind. Beispielsweise schneiden Energiekonzerne aber auch Versorger in den Nachhaltigkeitsindizes schwächer ab als in den klassischen Industrie-Benchmarks mit einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung (sh. auch Grafik 1 in der Anlage).

Deutliche Unterschiede zwischen den Anlageregionen
Die Verschiebungen in der Gewichtung – weg von den stark marktkapitalisierten Unternehmen in Nordamerika hin zu europäischen Titeln – spiegelt das unterschiedlich ausgeprägte Bewusstsein der Unternehmen in den verschiedenen Regionen für Nachhaltigkeitskriterien wider. So weisen die Unternehmen aus Europa ein erheblich besseres Ranking in allen drei Bereichen auf als Titel aus Nordamerika oder der Region Asien-Pazifik. Wie gut die Kriterien der STOXX Global ESG Leaders Indizes greifen, um die jeweils führenden Unternehmen herauszufiltern, zeigt sich daran, dass der Index in allen drei Bereichen – Umwelt, Soziales und Corporate Governance – ein erheblich besseres Ranking aufweist als die marktgewichteten Benchmarks für die verschiedenen Anlageregionen (sh. auch Grafik 2 in der Anlage).

Fazit:
Die strikte Auswahl nach Nachhaltigkeitskriterien schlägt sich auch in der Performance nieder. So haben sich die STOXX Global ESG Leaders Indizes in der Rückrechnung basierend auf aktuellen Daten zu den ESG Kriterien im vergangenen Jahrzehnt mehr als doppelt so gut wie der marktbreite STOXX Global 1800 Index entwickelt – was die Vorteile eines sorgfältigen Investments nach Nachhaltigkeitskriterien belegt. Ereignisse wie die Naturkatastrophe im Golf von Mexiko im Frühjahr 2010 und der darauffolgende Absturz von BP verdeutlichen die hohe Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien für ein verantwortungsbewusstes Investment. Anlagerisiken durch Fehlverhalten oder unzureichende Standards auf Unternehmensseite lassen sich so reduzieren. Gleichzeitig zeigen diese Fälle, wie wichtig klar nachvollziehbare und transparente Kriterien und ein ständiges Monitoring für die Auswahl nachhaltiger Unternehmen sind. Nur so lassen sich Portfolien nach harten und verlässlichen Kriterien zusammenstellen. In den neuen STOXX Global ESG Leaders Indizes finden Investoren ein transparentes und umfassendes Konzept, mit dem sie das Renditepotential einer nachhaltigen Anlage heben können.


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*) Konrad Sippel, Executive Director, Head of Product Development bei STOXX Limited.