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„Im Fondsmanagement sind die Themen Liquidität und Handelbarkeit ganz extrem ins Bewusstsein der Investoren gerückt“

Viel ist in den vergangenen 12 Monaten seit dem Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers an den Märkten passiert. Risikomanagement und Liquidität genießen mittlerweile einen ganz anderen Stellenwert auf der Agenda von Investoren. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger nutzte bei einem Besuch der BayernInvest in München die Gelegenheit, darüber mit Michael Bentlage, Sprecher der Geschäftsführung, und Oliver Brandt, Geschäftsführer, zu sprechen.

IPE Institutional Investment: Herr Bentlage, wie wohl fühlen Sie sich derzeit als Tochter einer Landesbank. Die Diskussion ist ja zumindest deutlich ruhiger geworden…
Bentlage: Ich kann von meiner Seite nur sagen, dass wir uns als Tochter der BayernLB sehr wohl fühlen. Wir sehen uns angesichts der Neuausrichtung der Bank als stimmigen Teil des Ganzen, der die neue Kundenzielgruppe hervorragend bedienen kann und somit Cross-Selling-Effekte im Konzern ermöglicht.

IPE Institutional Investment: Seit unserem letzten Gespräch hat sich auch an den Märkten viel verändert. Die letzten 12 Monate ist einiges passiert…
Bentlage: Im Fondsmanagement sind die Themen Liquidität und Handelbarkeit ganz extrem ins Bewusstsein der Investoren gerückt. Angefangen hatte es schon 2007/2008, dass signifikant Liquiditätsprämien bezahlt wurden, allerdings hat sich post Lehman alles noch mal verschärft. Auch muss man festhalten, dass auf Kundenseite die Risikomanagement-Systeme sehr gut funktioniert haben, anders als 2002/2003 wo doch einiges nicht rund lief und der ein oder andere Anleger sehr überrascht wurde.

IPE Institutional Investment: Hat sich die Lage nicht auch schon wieder ein Stück normalisiert?
Bentlage: Wenn man die derzeitige Rekordemissionstätigkeit an den Credit-Märkten anschaut, muss man dem zustimmen. Auf der anderen Seite sehe ich jegliche nichttransparente Vehikel und Strategien, wo langfristig kaum Aussicht auf Besserung besteht. Hier wird mittlerweile sehr genau hingesehen.

IPE Institutional Investment: Wie haben Sie es von der Kundenseite erlebt, Herr Brandt?
Brandt: Hier war es ganz sicher ein Wechselbad der Gefühle. Gerade als Anbieter aus dem Landesbankensektor haben wir – wie andere auch – in der zweiten Jahreshälfte 2008 und auch noch Anfang 2009 durchaus Gegenwind verspürt.  Das ist mittlerweile überwunden, wir werden als verlässlicher und serviceorientierter Partner wieder klar wahrgenommen. Entsprechend zeigen sich auch Akquisitionserfolge, gerade seit dem zweiten Quartal.
Bentlage: Das letzte Jahr war in der Kundenbeziehung sicher auch eine Zeit, wo man viel richtig oder viel falsch machen konnte. Ich denke jeder Anbieter, der so wie wir proaktiv den Kontakt gesucht hat, konnte hier punkten. Wir konnten durch eine gute Beratung hier vielfach Beziehungen deutlich ausbauen, was nicht selbstverständlich ist.
Brandt: Wichtig ist natürlich, dass man den Kunden gut kennt, sonst ist es nicht umsetzbar.

IPE Institutional Investment:  Wie sehen Sie das Thema „Absolute Return“ - vielfach hört man von institutioneller Seite den Bedarf nach derartigen Produkten. Auf der anderen Seite hat es im vergangenen Jahr bei manchen so gar nicht funktioniert…
Brandt: Absolut. Nehmen Sie nur Versicherungen oder Versorgungswerke. Long-only Aktien spielt hier kaum mehr eine Rolle. Das wird mal taktisch gespielt, aber grundsätzlich geht es tatsächlich klar in die von Ihnen angesprochene Richtung.

IPE Institutional Investment: Hält der Trend zu „Credit“ an?
Bentlage: Die Attraktivität im Credit-Bereich hat sicher durch die Einengung der Spreads nachgelassen. Das Interesse ist aber weiterhin hoch, auch weil mittlerweile durchaus Risiken bei Staatsanleihen gesehen werden. So schätzen Investoren gute Corporates gegenüber Staatsanleihen aus Griechenland und Spanien nicht unbedingt riskanter ein. Sie sehen, dass auch die Bonität von Staaten mittlerweile stärker hinterfragt wird. Aber um auf die Frage zurückzukommen, ich denke der Trend wird in der Tat noch weiter anhalten.

IPE Institutional Investment: Inflation – Thema oder kein Thema?
Bentlage: Ich würde sagen, dass die allermeisten Anleger hier kein Thema sehen – zumindest wenn man die Sicht auf die nächsten zwei bis drei Jahre beschränkt. Diese Einschätzung teilen wir als Haus zu 100%.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie das Thema Risikobudget?
Brandt: Sehr unterschiedlich. Nehmen Sie zum Beispiel die Versicherungen. Da gibt es nicht wenige – auch große – die eine kleine gesicherte Quote haben, da aber auch nicht viel mehr nach oben drehen können. Dann gibt es einige kleine und mittelgroße, die sehr gut gearbeitet haben und im Prinzip auf schnell wieder auf 10 bis 15% aufstocken könnten, wenn gewollt. Grundsätzlich ist aber wie schon gesagt festzustellen, dass Aktien mehrheitlich taktisch gespielt werden, von strategisch ist derzeit wenig die Rede. Wenn dann wird mit Wertuntergrenze oder im Rahmen des Overlays gesteuert. 

IPE Institutional Investment: Gibt es grundsätzlich den Trend, die Allokationsentscheidung wieder stärker dem Asset Manager zu überlassen – Stichwort Fiduciary Management?
Brandt: Bei kleineren Institutionen ist das durchaus der Fall, nicht aber bei den großen Versicherungen oder Industrieunternehmen. Hier können Sie höchstens mit dem Overlay noch etwas punkten.
Bentlage: Der Markt ist sicher geteilt. Die überwiegende Mehrzahl ist hier selbst aktiv. Tatsächlich gab es natürlich schon immer solche Fälle, wo sie zunächst mit dem Kunden über Asset Allocation gesprochen haben und dann in fortfolgende Schritte auch involviert waren. Das hat sich nicht unbedingt jetzt erst entwickelt.

IPE Institutional Investment: Passiv versus Aktiv. Wohin gehen Investoren?
Brandt: Wer ein funktionierendes Overlay hat, setzt durchaus gerne auf eine kostengünstige passive Abbildung der darunter liegenden Assetklassen. Insbesondere natürlich in Märkten, wo die Möglichkeiten zur Alpha-Generierung gering sind.
Bentlage: Der Trend zu passiv ist in der Tat ganz klar intakt. Wir profitieren hier von der Individualisierung die der Kunde gerne hätte. So etwas können sie dann nur über einen Spezialfonds abbilden.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.