Die Innovationskraft im Asset Management liegt vor allem in neuen, noch nicht etablierten Investmentstrategien. Die Vorzüge junger Strategien haben das Investieren in Emerging Managers zu einem kleinen, aber festen Bestandteil bei vielen institutionellen US-Investoren gemacht: nicht nur, weil Emerging Manager die Performance etablierter Strategien häufig übertreffen, sondern auch, weil die Entwicklung und Erprobung neuartiger, hoch spezialisierter Strategien ganz entscheidend für die Weiterentwicklung der Asset Management-Branche insgesamt ist. Die Investition in Emerging Manager ist jedoch mit spezifischen Risiken verbunden, die selbst durch eine intensive Due Diligence und ein ausgefeiltes Risikomanagement nicht ganz ausgeschlossen werden können. Aber diese Laborrisiken muss ganz bewusst in Kauf nehmen, wer es als Asset Manager mit einem systematischen Innovationsprozesses ernst meint.
„Made in Germany“
Hedgefonds „made in Germany“ stehen bei institutionellen Investoren bislang nicht recht hoch im Kurs. Gerade einmal 10% des auf 25 Mrd. Euro taxierten Hedgefonds-Markt in Deutschland entfallen laut BAI auf die deutsche Fondsbranche. Im internationalen Vergleich ist Deutschland damit weit abgeschlagen. Wirklich „big“ ist dagegen die Industrie in den USA und London. Allein die 20 größten US-Hedgefonds verwalten ungefähr ein Drittel der weltweiten Branchengelder. In den USA werden fast 60% des weltweiten Hedgefondsvolumens ca. 1,5 Bio. USD gemanagt. Hinter diesen Zahlen steht aber weitaus mehr als schiere Größe. London und New York geben die Tonart in der Branche an. Dort werden die Innovationen geboren, die die Märkte antreiben, seien es Hedgefonds, Portable Alpha- und Overlay-Konzepte oder alternative Investmentstrategien. Das kann man aus Sicht des Finanzstandortes Deutschland bedauern, aber vielleicht sollte man aus deutscher Perspektive eher fragen, was wir von den dortigen Hedgefonds-Zentren lernen können.
Innovation als Motor im Asset Management
Im Asset Management bestimmt die Innovationskraft von heute ganz entscheidend die Branche und ihre Wettbewerbsfähigkeit von morgen – und zwar unabhängig von der Marktverfassung. Dies gilt ganz besonders, wenn man sich die Bedürfnisse institutioneller Investoren anschaut. Sie brauchen keine zyklischen Massenprodukte, sondern stabile, kalkulierbare und nachhaltige Renditen. Angesichts limitierter Risikobudgets und eines für die eigenen Verbindlichkeiten zu niedrigen Zinsniveaus versuchen diese Investoren ganz gezielt neue Alphaquellen zu erschließen und ihre Portfolien breiter und tiefer zu diversifizieren, um so wichtige Zusatzerträge zu generieren. Die Konsequenz daraus: Institutionelle Anleger wenden sich einerseits ab von traditionellen Investments wie Bonds, hin zu speziellen Asset Klassen. Gleichzeitig öffnen sie sich alternativen, innovativen und gering korrelierten Strategien und deren Know-how-Trägern. Es gibt fast keinen Artikel für institutionelle Investoren, bei dem nicht auf die Vorteile einer breiteren und tieferen Diversifizierung hingewiesen wird. Auch wenn dieses Beispiel fast schon ein wenig überstrapaziert ist, die Zahlen und Ergebnisse der Anlagestrategien amerikanischer Elite-Universitäten sprechen nach wie vor für sich. Dort sind gerade auch Strategien junger Manager, so genannter Emerging Manager, die noch keinen richtigen Track Record vorweisen, ein fester Bestandteil der Portfolios.
Emerging Manager – Talentiert, hungrig, Unternehmertypen
Die Performancevorteile von Emerging Markets belegen eine ganze Reihe von Studien. Jedoch ist der Begriff Emerging Manager teilweise irreführend: „Jung“ bezieht sich in der Regel auf den Track Record, der unterhalb von 2 oder 3 Jahren liegt oder auf die Höhe der verwalteten Assets. Emerging Manager verkörpern den eigentlichen Talent-Pool innerhalb der Investment Branche: talentiert, hungrig, aber auch sehr erfahren, verfolgen sie ihre eigenen, innovativen Strategien, sind einem risikobereiten Unternehmergeist verpflichtet, wollen etwas bewegen. Ein Großteil der „Star-Manager“ von morgen ist darunter. Gerade weil die Kapazitäten bei erfolgreichen Strategien limitiert sind, ist der Zugang zu diesem Talent-Pool so wichtig für Investoren. Aber ihn zu finden, bevor der Markt die Talente entdeckt hat, ist nicht ganz leicht. Datenbanken gibt es (noch) keine. Gefragt ist ein eigenes, starkes Netzwerk und ein guter persönlicher Kontakt zu den Top-Tradern und Prime Brokern. Emerging Manager kommen aus dem Umfeld ehemaliger Proprietary Trader, die sich mit eigenen Strategien selbständig gemacht haben, traditionellen Buy-side Spezialisten und erfolgreicher Fondsmanagern. Aber auch Experten aus dem akademischen Umfeld sind darunter, die die praktische Anwendung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten suchen.
Performance-Vorteile in den Anfangsjahren
So unterschiedlich die Strategien von Emerging Manager im einzelnen auch sein mögen, eine ganze Reihe von Untersuchungen geben starke Hinweise auf eine Performance-Stärke in ihren Anfangsjahren gegenüber etablierten Managern ebenso wie ihre höhere Bereitschaft, Risiken zu übernehmen. Emerging Manager weisen danach sehr gute Absolute-Return-Profile auf und performen typischerweise das Hedgefonds-Universum aus. Dies auch in unterschiedlichen Zeiträumen (3 Jahre, 5 Jahre, 10 Jahre).
Eine Studie von Lazard ging daher explizit der Frage nach, ob Studien junger Hedgefonds-Strategien eventuell aufgrund eines möglichen Survivor Bias oder Market Bias verzerrt seien. Lazard untersuchte dazu 3.477 Hedgefonds in dem Zeitraum von 1980 bis 2000. Das Fazit: Hedgefonds unterhalb von 3 Jahren können, eine entsprechende Due Diligence vorausgesetzt, etablierte Fonds outperformen, ohne dass notwendigerweise höhere Volatilitäten zu verzeichnen sind. Auch nach Bereinigung um ausgeschiedene Fonds lagen die Renditen von jungen Fonds über denen von etablierten Hedgefonds, was gegen eine starke Verzerrung durch einen Survivor Bias spricht.
Lesen Sie nächste Woche – im zweiten Teil des Artikels – mehr zu den Gründen der Performance-Stärke von Emerging Managern und wo Risiken lauern?
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*) Ralf Lochmüller ist Sprecher der Partner bei Lupus alpha