Der persönliche Wille und Erfolgsdruck ist ein ganz anderer, als bei in großen Konzernen eingebundenen Managern. Denn die persönliche Karriere hängt in ganz anderer Weise von der eigenen Performance ab, als dies bei etablierten Managern der Fall ist. Als Newcomer in der Community, der allein ohne eine große Investmentbank im Rücken agiert, müssen sie sich erst noch beweisen. Ein anderer Grund für die Performance-Stärke könnte auch darin zu suchen sein, dass neue Investment-Ideen und neue Anlagesegmente mehr Performance generieren können als „Me-too-Produkte“ oder „Copy-Cat Ideas“.
Stärken von Emerging Managern
+ Innovative Investmentstrategien
+ Hoher Erfahrungsgrad
+ Starke Produkt-Fokussierung
+ Hohe Identifikation und Motivation
+ Geringe Benchmark-Fokussierung
+ Unternehmerische Risikobereitschaft
+ Höhere Flexibilität und schnellere Entscheidungswege als in größeren (oftmals bürokratischen) Einheiten
+ Eigene Performance bestimmt finanziellen Verdienst
Operationelle Risiken als Sollbruchstelle
Aber es gibt auch eine Reihe spezifischer Risiken, die untrennbar mit Emerging Managern verbunden sind. Vielleicht etwas überraschend, die Hauptrisiken liegen nicht in den Investmentstrategien selbst, sondern im operationellen Bereich und in den Business Risiken. Portfolio Manager, die erstmals eine Strategie implementieren, fehlt eine robuste Infrastruktur, die personellen Ressourcen sind knapp, die Prozesse im Tagesgeschäft selten effizient, Investmentprozess und Risikomanagement-Abläufe sind weder erprobt noch eingespielt. Oftmals arbeiten Emerging Manager auch unterhalb ihres Break Even, was dazu führen kann, dass die Akquise neuer Assets zu Lasten der Performance geht.
Risiken bei Emerging Managern
- Kein Track Record
- Hohe operationelle Risiken (u.a. keine robuste Infrastruktur, begrenzte Research-Kapazitäten, unzureichende personelle Ressourcen)
- Business Risiken (begrenzte finanzielle Ressourcen, Assets under Management unterhalb des Break Even)
- Investmentstrategien noch nicht markterprobt, Gefahr von Torpedo-Risiken
Entscheidend ist bei einem Emerging Manager-Investment daher, inwieweit es gelingt, diese spezifischen Risiken durch ein geeignetes Seeding-Modell, eine intensive Due Diligence und ein ausgefeiltes Risikomanagement auszuschalten.
Was hält institutionelle Investoren davon ab, in Emerging Manager zu investieren? Für ihre Zurückhaltung haben institutionelle Investoren auf den ersten Blick meist gute Gründe: fehlende Mindestgröße bei den Assets under Management, kein ausreichender Track Record, mangelnde Infrastruktur und vor allem keine nachweisliche Reputation am Markt. Ohne einen Track Record von zwei oder drei Jahren, geht zumeist wenig. Das Dilemma: Warten Investoren zunächst diese Zeitspanne ab, um zu sehen, welcher Manager sich bewährt, so verpassen sie just die Phase, in der das größte Upside Potential erzielt werden kann. Reüssiert ein Manager in seiner Anfangsphase, ist die Strategie nach kurzer Zeit wegen übergroßer Nachfrage für weitere Interessenten geschlossen. In dem Maße wie die Zuflüsse in Hedgefonds weltweit steigen, dürfte sich die Frage der Sicherung knapper Kapazitäten erfolgreicher Strategien für Investoren in weitaus stärkerem Maße stellen als heute.
Infrastruktur und Risiko Management entscheidend
Vergleichsweise einfach können die Interessen von Seed-Investoren und Managern über einen Sponsor gelöst werden, der nicht nur eine Trading-Plattform, die komplette Infrastruktur und das Risiko Management übernimmt, sondern auch die Due Diligence unterschiedlicher Emerging Manager ebenso wie die Ansprache der Seed-Investoren löst. Auf Portfolio-Ebene bietet sich ein Style-diversifiziertes und Risiko-kontrolliertes Vorgehen an, beispielsweise über das Vehikel eines Fund of Funds, um die Risiken der einzelnen Manager zu reduzieren und gewisse Diversifikationsvorteile zu generieren – auch wenn die Steuerung der Asset Allocation nicht mit der Flexibilität eines „normalen“ Fund of Funds vergleichbar ist. Denn Early Stage Manager benötigen für die Erprobung ihrer Strategie eine Zeitspanne von mindestens 12 bis 18 Monaten.
Vorteile dieser Vorgehensweise: Emerging Manager können auf diese Weise ihre neue Investmentstrategien unter optimalen Rahmenbedingungen weiter entwickeln, zur Marktreife bringen und sich ganz auf ihre Performance konzentrieren, ohne sich um operative Anforderungen oder Vertriebsfragen kümmern zu müssen. Gleichzeitig erhalten Seed-Investoren ein tieferes Verständnis und Know-how davon, wo die Wertetreiber und wo die Schwächen der verschiedenen Manager liegen. Und vor allem: Sie erhalten direkten Zugang zu einem Talent-Pool, den sie sich alleine nur mit einem ganz erheblichen Aufwand erschließen könnten.
Lesen Sie nächste Woche – im dritten Teil des Artikels – mehr zur Notwendigkeit einer intensiven Due Dilligence und mehr zu den Anforderungen an einzelne Investmentstrategien.
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*) Ralf Lochmüller ist Sprecher der Partner bei Lupus alpha