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Invesco-Chefökonom: Griechenland und Portugal werden die Eurozone zuerst verlassen

Alle südeuropäischen Länder werden früher oder später die Eurozone verlassen, weil es ihnen an Wettbewerbsfähigkeit fehlt. Griechenland sowie Portugal werden dabei die erste sein, sagte John Greenwood, Chefökonom bei Invesco.

Akropolis, Athen

Laut Greenwood liegt das Problem nicht nur in der Staatsverschuldung, sondern in einer Kombination aus Schulden der Haushalte, Firmen und des Staates, die als nächstes zu einem Kreditausfall Portugals führen werde, sagte er in seiner Präsentation beim diesjährigen Invesco Investmentseminar in Österreich vergangene Woche.

In Sachen Griechenland hielt er fest, dass „ein 50%iger ‚Haircut’ effektiv ein ‚Default’ ist – wir nennen es nur nicht so“.

Letztendlich werden seiner Meinung nach alle südeuropäischen Staaten den Euro verlassen müssen, weil sie über die letzten zehn Jahre „ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren haben“. Derzeit seien beispielsweise die Lohnstückkosten bei ehrlicher Rechnung in Italien und Spanien 25% über jenen in Deutschland.

„Wenn diese Länder ihre eigene Währung hätten, dann müssten sie diese um eben diesen Faktor abwerten, aber so müssten sie über die nächsten Jahre die Löhne und Preise um 25% absenken“, erläuterte Greenwood.

Der Ökonom, der mitgeholfen hat, die Währung in Hong Kong nach deren Kollaps in den 1980er-Jahren zu reformieren, sagte, dass die schmerzhaften Einschnitte, die in dem asiatischen Land notwendig waren, dort nur funktioniert haben, weil es wenig demokratisch gewesen sei und weil es viel Wachstum gegeben habe.

Für Greenwood hat der Euro selbst das Problem geschaffen, da südeuropäische Länder effektiv Geld zu deutschen Konditionen leihen konnten. Und genau aus diesem Grund glaubt er auch nicht an die Ausgabe von Eurobonds, weil dann einige Länder „auf den Rockzipfeln Deutschlands Trittbrett fahren würden“.

Er erklärt Deutschlands außergewöhnliche Situation damit, dass es nach der Wiedervereinigung 1989 mit einem Wettbewerbsverlust zu kämpfen hatte und dabei die meisten Probleme bereits beseitigt hat, mit denen die südeuropäischen Länder heute kämpfen.

Die Staaten, die aus dem Euro ausscheiden werden, werden „es nicht schaffen, einen ‚Zweit-Euro’ zu kreieren“, dazu fehle es ihnen an Vertrauen an den Märkten, so Greenwood.

Einen „Lichtstrahl“ in seinem sonst düsteren Ausblick für Europa, sieht der Ökonom im neuen Kreditvergabe-Programm der ECB, das „auf großes Interesse gestoßen ist“.

Andere Maßnahmen, die den Fortbestand der derzeitigen Eurozone sichern oder zu einer vollständigen Fiskalunion führen sollen, „werden nicht funktionieren“, sagte Greenwood, sie verhinderten höchsten eine zukünftige Krise. Er erklärte, dass all diese Maßnahmen nicht die Probleme der Wettbewerbsfähigkeit, des Wachstums oder der Schuldenrückzahlung“ lösen.

Für 2012 sagt er eine „zweite Rezession in Europa“ voraus, und ein „unterdurchschnittliches BIP-Wachstum“ in anderen Ländern sowie ein „Ende der Straße“ für die Keynesianische Methode zur Wachstumsgenerierung, nämlich das Erhöhen der Staatsschulden.

Ein Problem, das Greenwood nicht sieht, ist Inflation, weil „alle Maßnahmen zum Schuldenabbau einen deflationären Effekt“ hätten und dass „Bankbilanzen sich durch Schuldenrückzahlungen nicht ausweiten, weil keine zusätzlichen Kredite vergeben werden“.