Ein fortdauernd anspruchsvolles Kapitalmarktumfeld, das hohe Ansprüche an nachhaltig erfolgreiche Investmentstrategien stellt, und berechtigte Skepsis gegenüber den zunehmend standardisierten Lösungen der Banken auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ein anhaltend hoher Druck durch Regulierung, Digitalisierung und Konsolidierungstendenzen: Die Branche Unabhängiger Vermögensverwalter bewegt sich im neuen Jahrzehnt in einem Spannungsfeld zwischen vorhandenen Wachstumstreibern und erheblichen, vielfach bürokratischen Hürden.
Grundsätzlich erscheinen die Zeiten prädestiniert für einen wachsenden Zuspruch von Privatanlegern, aber auch semi-professionelle und institutionellen Investoren. Sei es über individuelle Vermögensverwaltungsmandate oder die wachsende Zahl an vermögensverwaltenden Fonds-Lösungen: Vielfach überzeugen Unabhängige Vermögensverwalter mit schlüssigen Anlagestrategien, die auf Engagement, langjähriger Erfahrung und ausgewiesener Asset-Management-Kompetenz basieren. Weiter orientieren sich diese an den konkreten Bedürfnissen ihrer Kunden. Ein klarer Fokus liegt hier auf eindeutig formulierten Anlagezielen und einer konsequent darauf ausgerichteten Strategie, wie auch der Unabhängigkeit von Benchmarks und Konzernmeinungen. Dieses führt dabei regelmäßig zu respektablen Ergebnissen, wie zahlreiche Statistiken belegen.
Weiterer Pluspunkt ist ein hohes Maß an personeller Stabilität. Das gilt sowohl für das Vermögensmanagement selbst als auch für die Beratung und Betreuung der Kunden. Ein häufig über viele Jahre aufgebautes Vertrauensverhältnis sorgt für eine enge Kundenbeziehung, die sich schwer durch neuartige Angebote etwa aus dem Bereich der Robo-Advisor ersetzen lässt.
Darüber hinaus wirkt sich die nicht zu Unrecht vielfach kritisierte europäische Wertpapierrichtlinie MiFID II zumindest in Teilen positiv auf das Geschäft Unabhängiger Vermögensverwalter aus. Denn die vor gut zwei Jahren umgesetzte Vorschrift bietet ihnen die Möglichkeit, sich noch klarer von anderen Anbietern zu differenzieren. Insbesondere bewerten sie die geforderte Kostentransparenz, das Zuwendungsverbot und den erweiterten Sachkundenachweis mit jährlicher Überprüfung als positiv. Dies ergibt eine Umfrage des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) unter seinen Mitgliedern.
Schließlich sorgt der selbst auferlegte Qualitätsstandard der Branche der unabhängigen Vermögensverwalter dafür, dass diese Anforderungen ohnehin erfüllt werden oder sich ohne große Schwierigkeiten erfüllen lassen.
Trotz dieses Rückenwinds profitieren bis heute vorwiegend einige wenige große und langjährig etablierte Häuser. Während sie ein teilweise stattliches Wachstum der verwalteten Volumina melden, fallen die Mittelzuflüsse insgesamt und insbesondere bei kleineren Anbietern eher moderat aus. Auch die Zahl der Unabhängigen Vermögensverwaltungen wächst trotz zahlreicher Neugründungen allenfalls leicht. Das liegt zum einen am durch die höheren regulatorischen Anforderungen bedingten Trend zu größeren Unternehmen, der zu Übernahmen und Fusionen führt. Zum anderen sind vor dem gleichen Hintergrund durchaus auch Geschäftsaufgaben zu verzeichnen. So bedarf es laut VuV heute einer rund doppelt so starken Mindest-Unternehmensgröße und entsprechend höherer Umsätze als noch vor wenigen Jahren, um die regulatorisch geforderte Organisationsstruktur bereitstellen zu können.
Angesichts der nicht nur durch MiFID II, sondern auch durch zahlreiche weitere nationale und internationale Vorschriften wie beispielsweise die Datenschutzgrundverordnung gebundenen personellen Ressourcen bleibt gerade kleineren Häusern wenig oder gar kein Spielraum, ihr Angebot bekannt zu machen und besser zu vermarkten. Entsprechend gering ist im internationalen Vergleich bis heute der Marktanteil Unabhängiger Vermögensverwalter in Deutschland. Mit nur etwas über vier bis fünf Prozent Anteil gemessen am privaten Geldvermögen deutscher Haushalte schneiden deutsche Unabhängige Vermögensverwalter weit schwächer ab als beispielsweise ihre Schweizer Kollegen, die auf einen zweistelligen Prozentwert kommen.
Eines der zentralen Anliegen des VuV neben der Unterstützung in allen regulatorischen und organisatorischen Fragen sowie der Interessensvertretung gegenüber der Politik ist es, die Vorzüge der Unabhängigen Vermögensverwaltung unter Anlegern bekannter zu machen. Diesen sollen letztlich erfolgversprechende Lösungen für die private Altersvorsorge an die Hand gegeben werden, die sich klar von den bis heute vielfach propagierten und immer noch weit verbreiteten klassischen Vehikeln unterscheiden.
Bei der Bewältigung der teilweise überbordenden Regulierungs-Bürokratie sollten Unabhängige Vermögensverwalter, genau wie für Marketing und Vertrieb, nicht allein auf den Verband bauen, sondern zusätzlich Dienstleister ins Boot holen. Diese sollten das Geschäft mit der Unabhängigen Vermögensverwaltung zu ihren Spezialgebieten zählen.
Auf die Asset-Servicing-Anbieter, die auf Fonds Unabhängiger Vermögensverwalter spezialisiert sind, kommt hier besondere Bedeutung zu. Service-Kapitalverwaltungsgesellschaften und Verwahrstellen können entscheidend zum nachhaltigen Investment- und Vertriebserfolg beitragen. Allerdings nur dann, wenn sie sich klar zum Segment bekennen und entsprechende Dienstleistungen vorhalten, die über das gerade im Verwahrstellengeschäft vergleichsweise klar definierte Aufgabenspektrum hinausreichen.
Dabei zeigt ein näherer Blick auf die Asset-Servicing-Branche eine ähnliche Dynamik, wie sie auch im Bereich der Vermögensverwaltung selbst zu beobachten ist: Dem durch Margendruck und regulatorische Vorgaben bedingten Trend zur größtmöglichen Standardisierung auf der einen Seite steht eine Spezialisierung auf der anderen Seite gegenüber.
Denn im Spannungsfeld zwischen Regulierung, Digitalisierung und Automatisierung zählen für die Dienstleister zunächst Größe und entsprechende Skalenvorteile, um dem zunehmenden Druck auf die Margen zu begegnen. Kleinere Anbieter können sich dem daraus resultierenden Trend zu einer weiteren Konsolidierung nur über eine klare Positionierung entziehen.
Und so zeichnet sich eine Zweiteilung zwischen globalen Generalisten und lokaler agierenden Spezialisten ab: Die Global Custodians bieten Services für große, multinational geprägte Kunden an, während kleinere, mittelständische Asset-Servicing-Häuser individueller geprägt sind und maßgeschneiderte Lösungen anbieten, die sich an konkreten Bedürfnissen der Investoren orientieren.
Im Segment der Vermögensverwalter und ihrer Private-Label-Fonds bieten spezialisierte Verwahrstellen neben Know-how rund um die Fondsauflegung und Regulierungsfragen insbesondere auch Unterstützung beim Vertrieb. Denn damit Anleger auf den Vermögensverwalter-Fonds aufmerksam werden und der Fonds zügig die kritische Größe überschreitet, sind gute Vertriebs- und Marketingaktivitäten unerlässlich. Verwahrstellen, die Private-Label-Fonds zu ihren Schwerpunkten zählen, können hier auf langfristig bestehende Netzwerke und einschlägige Erfahrungen zurückgreifen und den Vermögensverwalter so deutlich entlasten, etwa indem sie für Präsenz in Presse, auf Messen, Fachveranstaltungen und im Netz, etwa über Webinare sorgen.
Voraussetzung ist klarerweise ein schlüssiges Fondskonzept, das auf erprobten Strategien des Vermögensverwalters beruht und seine speziellen Fähigkeiten und Kenntnisse hervorhebt. Neben der Unabhängigkeit von Konzerninteressen sollte der Ansatz weitere Alleinstellungsmerkmale aufweisen, die ihn klar von Mainstream-Produkten abgrenzen. Dabei sollte die Anlagestrategie nachvollziehbar und einfach zu erklären sein. Vermögensverwalter müssen hier stets kritisch hinterfragen, ob sie Anlegern tatsächlich einen Mehrwert bieten. Gerade im weiterhin anspruchsvollen Marktumfeld ist das keine Selbstverständlichkeit.
---
*) Anja Schlick, Leiterin Asset Servicing/Financial Assets, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG
Kommentar: Asset-Servicing für Vermögensverwalter – Leistung, die sich lohnt

Anja Schlick