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Kommentar: Fiduciary Management unterstützt Altersversorger in anspruchsvollem Investitionsumfeld

Ein bei institutionellen Investoren zunehmend beliebter Weg die gestiegenen Anforderungen an das Risikomanagement zu bewältigen und im Niedrigzinsumfeld Renditen zu erzielen, ist Fiduciary Management, das heißt die Anlageoptimierung und -verwaltung auf Ebene des Gesamtportfolios durch unabhängige Dritte. In den Niederlanden, wo das Konzept ursprünglich entwickelt wurde, setzen drei Viertel aller Pensionsfonds auf Fiduciary Management. In Großbritannien sind es dreizehn Prozent - Tendenz ist steigend. Auch bei deutschen Versorgern beginnt Fiduciary Management auf zunehmendes Interesse zu stoßen.

Sebastian Hofmann-Werther

 

Fiduciary Management – ein Markt mit Wachstum
Altersvorsorge wird den Deutschen immer wichtiger. Dies bestätigen auch die jüngsten Zahlen des Gesamtverbands für die deutsche Versicherungswirtschaft. 2014 gab es mit 15 Mio. Verträgen allein für die betriebliche Altersvorsorge ein neues Rekordhoch. Auch der übrige Bedarf an Vorsorgelösungen durch Lebensversicherer, Pensionskassen und -fonds nimmt stetig zu. Gerade für die kleineren und mittleren Unternehmen ist der bürokratische Aufwand jedoch hoch und das Anlagemanagement erscheint oft zu komplex.

Dass Fiduciary Management unter deutschen institutionellen Investoren noch nicht so weit verbreitet ist, deutet die Verwendung des englischen Begriffs schon an. Fiduciary Management, das heißt die Auslagerung der gesamten Vermögensanlage und die Übertragung der Pensionsfondsverwaltung an einen Dritten. Dies ist in Deutschland noch ein Nischenmarkt. In den Niederlanden, wo das Konzept ursprünglich entwickelt wurde, setzen drei Viertel aller Pensionsfonds auf das externe Treuhandmanagement. Laut einer KPMG-Studie von 2014 zum Fiduciary Management-Markt in Großbritannien haben die britischen Pensionskassen Fiduciary Managern im letzten Jahr insgesamt 72 Mrd. GBP anvertraut. Dies entspricht 13% des dortigen Pensionsfondsmarktes, wobei 5% den vollständigen Service von Fiduciary Managern nutzen und 8% auf die partielle Treuhandverwaltung durch Fiduciary Manager setzen. Insgesamt ist der Markt in Großbritannien laut KPMG im vergangenen Jahr um beträchtliche 47% gewachsen. Die Kunden von Fiduciary Managern im Vereinigten Königreich sind meist kleinere Pensionsfonds mit einer Verwaltungssumme von bis zu 250 Mio. GBP.

Veränderte Rahmenbedingungen
Die stärkere Nachfrage nach Fiduciary Management durch kleinere Pensionsfonds rührt daher, dass diese am intensivsten durch die veränderten Rahmenbedingungen der Finanzmärkte gefordert sind. Die relativ sichere Anlage in Anleihen birgt auf Grund des aktuellen Niedrigzinsumfelds die Gefahr, dass der Pensionsfonds nicht genügend Geld für die spätere Auszahlung an die Anleger erwirtschaftet, der Ausfinanzierungsgrad sinkt. Letzteres hätte auch Auswirkungen auf das Trägerunternehmen des Pensionsfonds. Gerade kleinere Pensionsfonds mit geringen Anlagevermögen haben oftmals nicht die finanziellen Mittel, um für den Notfall genügend abgesichert zu sein. Langfristige Investmentziele müssen an die kurzfristigen Marktbegebenheiten, die von Volatilität geprägt sind, angepasst werden. Um die vereinbarten Ertragsziele zu erreichen, müssen die Fiduciary Manager vermehrt auf eine breit diversifizierte Anlagestruktur setzen. Dies bedeutet auch die Einbeziehung spezialisierter Investment Manager, was mehr Zeit bei der Verwaltung beansprucht. Gleichzeitig unterliegen die Pensionsfonds nach der Finanzkrise von 2008 einer strengeren Aufsicht, was wiederum einen höheren Verwaltungsaufwand nach sich zieht. Eine weitere heutige Herausforderung ist die höhere Lebenserwartung. Eine Steigerung der Lebenserwartung um ein Jahr erhöht den Wert der Verbindlichkeiten eines Pensionsfonds um circa 3% bis 4%. Fiduciary Manager füllen oft das Ressourcen- und Zeitloch kleinerer Pensionsfonds. Sie implementieren spezialisierte Lösungen, die den Pensionsfonds dabei helfen sollen, ihre Anlageziele zu erreichen. Im Gegensatz zu den großen Pensionsfonds verfügen die kleineren Investoren nicht über die interne Infrastruktur, um die Märkte konstant zu überwachen sowie auf Veränderung kurzfristig zu reagieren.

Grad der Delegierung
Fiduciary Manager können die volle Verantwortung für die Vermögensanlage übertragen bekommen, also ein komplettes Mandat erhalten, oder nur Teilaufgaben wie Asset-Liability-Management, Master-KVG-Leistungen, Risiko-Overlay, Managerauswahl oder das eigentliche Asset Management ausfüllen, wobei die treuhänderische Verantwortung stets bei der Pensionseinrichtung verbleibt. Grundsätzlich verfolgt Fiduciary Management die Idee, dass dem Investor ein starker Partner zur Seite gestellt wird, der alle Belange der Vermögensanlage betreuen kann. Der Fiduciary Manager erarbeitet zusammen mit dem Investor die Strategische Asset Allokation. Wobei der Fiduciary Manager hier meist eine beratende Rolle einnimmt. Geht es dann in die Umsetzung der festgelegten Strategie, übernimmt der Fiduciary Manager die Implementierung und der Investor nimmt eine überwachende Rolle ein. Der Fiduciary Manager bringt Zugang zu unterschiedlichen infrage kommenden Investmentstrategien sowie ausreichende Ressourcen mit, um eine transparente und kosteneffiziente Assetverwaltung sicherzustellen. Schlussendlich soll die Governance verbessert und der Investor entlastet werden.

Schon die Delegierung eines Teils der Aufgaben der Kapitalanlage an einen externen Treuhänder kann erhebliche Ressourcen bei der Pensionseinrichtung freisetzen. Letztere kann sich bei Auslagerung auf die strategische Ausrichtung des Portfolios fokussieren, die schließlich am ausschlaggebendsten für den Erfolg des Pensionsfonds ist.

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*) Sebastian Hofmann-Werther ist Managing Director German-Speaking & Eastern Europe bei Russell Investments.