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Kommentar: Klimaregulierung - warum 2021 wegweisend werden könnte

Die 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow im November dieses Jahres weckt hohe Erwartungen. Zu Recht! Für Investoren wird es daher noch wichtiger werden, Klimarisiken in ihren Portfolios zu identifizieren und zu reduzieren.

Maria Elena Drew

Flutkatastrophe in Deutschland, Rekordhitze mit 50 Grad Celsius in Nordamerika, Flächenwaldbrände in Russland – der Klimawandel hat weitreichende Folgen für Umwelt, Mensch und Natur. Die Erderwärmung zu bremsen, gehört ohne Zweifel zu den wichtigsten Aufgaben in diesem Jahrhundert. Die Auswirkungen des Klimawandels in Form von außergewöhnlichen Wetterereignissen, schrumpfenden Gletschern und sich ändernden Niederschlagsmustern stellen auch ein systemisches Investitionsrisiko dar.

COP 26 wirft seinen Schatten voraus
Die Finanzmärkte können eine führende Rolle spielen, um den Klimaschutz voranzutreiben. Immerhin werden von den meisten institutionellen Investoren und auch von immer mehr Privatanlegern Investments nur noch getätigt, wenn sie ESG-konform sind bzw. über ein positives Nachhaltigkeitsrating verfügen. Um den Klimawandel aber wirklich wirksam bekämpfen zu können, bedarf es mehr. Gemeint sind damit insbesondere multinationale Initiativen mit verbindlichen Regularien. Ziel: Die Treibhausgasemissionen so bald und stark, wie möglich, herunterzufahren. Genau das erwarten zahlreichen Menschen von der im November stattfindenden 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow, kurz COP 26.

Rückblick: Im Dezember 2015 einigten sich seinerzeit 195 Staaten auf das Pariser Klimaübereinkomme. Es sieht vor, die Erderwärmung möglichst auf unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Paris (COP 21) war ein Meilenstein. Allerdings einer, der nur auf halber Wegstrecke liegt. Denn die jeweiligen nationalen Klimaschutzziele wurden von den Staaten selbst bestimmt und waren nicht Gegenstand der Verhandlungen. Zwar haben sich zahlreiche Länder Netto-Null-Kohlenstoff-Emissionsziele gesetzt. Allerdings fehlen die direkten Rechtsvorschriften zur Untermauerung der Vorgaben. So gehen Schätzungen davon aus, dass die aktuellen Verpflichtungen zum Klimawandel eine globale Erwärmung von 2,7 bis 3,0 Grad Celsius zur Folge haben werden. Die Wahrscheinlichkeit, unter 2,0 Grad Celsius Erwärmung zu bleiben, liegt dagegen nur bei 5%. Und selbst, wenn alle Länder ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen erfüllen, würde die Wahrscheinlichkeit unter der 2-Grad-Marke zu bleiben, nur 26% betragen.

Neue Impulse sind notwendig
Aufgrund dieser ernüchternden Zahlen ist davon auszugehen, dass ein Schwerpunkt von COP 26 die stärkere und schnellere Durchsetzung von Netto-Null-Zielen sein wird. Tatsächlich haben einige Länder bereits signalisiert, dass sie im Vorfeld der Glasgower Konferenz entsprechende Ankündigungen machen werden. Aber noch wegen eines anderen Punktes könnte der kommende UN-Klimagipfel wegweisend werden. Bislang konzentrierte sich der Großteil der weltweiten Klimaregulierung auf Kohlenstoff – hauptsächlich im Energiesektor. CO2 ist zwar das bedeutendste Treibhausgas, aber längst nicht das einzige. Um innerhalb eines globalen Temperaturanstiegs von 1,5 Grad Celsius zu bleiben, muss mehr, als nur Kohlendioxid eingedämmt werden. Neben einer Regulierung, die sich auf Stromerzeugung, Energieeffizienz und Verkehr konzentriert, sind ebenfalls umfassende Vorschriften zur Minderung von Methan (CH4), Lachgas (N2O) sowie fluorierter Gase notwendig. Wünschenswert wären auch Vorgaben für eine nachhaltigere Landnutzung. Zuversichtlich stimmt, dass die Dringlichkeit des Klimaproblems zunehmend anerkannt wird. Damit sind die Chancen, dass COP 26 ein Erfolg wird und zu einer sinnvollen Klimaregulierung führt, durchaus als gut einzuschätzen.

Gewinner und Verlierer
Aufgrund des Umstands, dass bald weltweit neue verschärfte Klimaregeln in Kraft treten könnten, ist davon auszugehen, dass die Klimathematik für die Anlageperformance noch relevanter wird. Natürlich ist die Regulierung nicht der einzige Punkt, der den Unternehmenssektor vor Herausforderungen stellt und nach einer proaktiven Nachhaltigkeitsstrategie verlangt. Weitere wichtige Faktoren sind neue Umwelttechnologien sowie sich verändernde Verbraucherpräferenzen. So haben sich durch Innovationen und smarte Prozesse die Kosten für erneuerbare Energien deutlich reduziert, was wiederum den Ausbau und Einsatz erneuerbarer Kapazitäten beschleunigt hat. Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) schätzt, dass die 3,2 Terawatt, die sich aus den aktuellen NDC-Leistungszielen für 2030 ergeben, bereits 2022 erreicht werden könnten. NDC steht für Nationally Determined Contributions womit die nationalen Beiträge aus den Pariser Klimaabkommen gemeint sind.

Bewertung des Klimawandels bei Investitionen
Wie bereits erwähnt, dürfte der Faktor Nachhaltigkeit bei Investmententscheidungen immer wichtiger werden. Doch wie lassen sich etwaige Gewinner und Verlierer identifizieren? Bei T. Rowe Price werden systematische Klimawandelfaktoren für einzelne Wertpapiere oder gesamte Portfolios mit dem Responsible Investing Indicator Model (RIIM) bewertet. Die RIIM-Analyse bietet den Analysten und Portfoliomanagern zwei wesentliche Vorteile. Erstens sucht RIIM proaktiv nach Umweltindikatoren bei Emittenten von Bonds und Aktien. Das ist ein wichtiger Punkt, da Umweltdaten häufig nicht offengelegt werden müssen und zudem nicht wie Finanzdaten in standardisierter Form vorliegen. Zweitens bietet RIIM einen Rahmen für die Bewertung von Umweltfaktoren, indem es den beteiligten Analysten und Portfoliomanagern die Möglichkeit gibt, die Entwicklung einer Anlage in Bezug auf Umweltfaktoren zu prognostizieren und Wertpapiere innerhalb des Anlageuniversums zu vergleichen.

Das RIIM-Model betrachtet die Umwelteigenschaften einer Investition ganzheitlich – Schlüsselbereiche und Schwerpunkte sind unter anderem: Energiewende, Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, Landnutzung, Wasserverbrauch sowie Rechenschaftspflicht und Transparenz für ESG (einschließlich Klimawandel). Ein weiteres kritisches Element der klimawandelbezogenen Analyse erfolgt durch Engagements. Die häufigsten Themen des umweltorientierten Engagements im Jahr 2020 waren die Bereiche Offenlegung, Treibhausgasemissionen, Produktnachhaltigkeit und allgemeines Umweltmanagement.

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
Bekanntlich ist auch das beste Analysetool nur so gut, wie die Daten, mit denen es gefüttert wird. Leider sind gerade Umweltdaten häufig unvollständig. Dies ist teilweise auf die begrenzte Offenlegung und das Fehlen universeller Berichtsstandards zurückzuführen, teilweise aber auch darauf, dass einige umweltorientierte Faktoren qualitativer Natur sind. Positiv stimmt jedoch, dass die Offenlegungs- und Standardisierungsprobleme nach und nach angegangen werden und nach Lösungen gesucht wird. Gleichwohl haben wir vermutlich noch einen langen Weg vor uns. So decken die Offenlegungsstufen für Emissionen von Scope 1 und 2 weniger als die Hälfte des investierbaren Anlageuniversums von T. Rowe Price ab, und die Offenlegung für Scope-3-Emissionen ist noch niedriger. Als Scope 1 bis 3 werden die Geltungsbereiche bezeichnet, in denen Unternehmen Treibhausgase emittieren. Scope 1 sind die eigenen direkten Treibhausgasemissionen. Scope 2 sind diejenigen aus der vorgelagerten und Scope 3 die aus der nachgelagerten Wertschöpfungskette.

Fazit: Klimarisiken bannen
Fassen wir zusammen: Der Klimawandel ist für die Staatengemeinschaft, für Verbraucher, für Unternehmen und für Asset Manager zunehmend ein wichtiges Anliegen. Die Frage, wie Unternehmen es managen, die Klimarisiken im Rahmen ihrer Aktivitäten zu mindern, dürfte weiter an Bedeutung gewinnen. Von COP 26 in Glasgow könnten diesbezügliche starke Impulse ausgehen.

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*) Maria Elena Drew, Research Director für Responsible Investing, T. Rowe Price