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Kommentar: Nachhaltigkeit und Eigentümerverantwortung nach Covid-19

Weltweit tobt nach wie vor die Covid-19-Pandemie und sorgt für ein bislang einzigartiges Marktumfeld. Jeder Versuch, die Zukunft auch nur mit einem gewissen Grad an Sicherheit zu prognostizieren, kann scheitern. Für uns waren fundierte Analysen schon immer der Schlüssel zu erfolgreichem aktiven Management – und ich denke, das gilt heute mehr denn je.

Lars Detlefs*

Covid-19 löst eine völlig neue Diskussion über Umwelt, Soziales und Governance (ESG) aus. Unternehmen finden neue Wege, um ihren Stakeholdern bei der Bewältigung dieser vielschichtigen Krise zu helfen. Finanzmärkte und Weltwirtschaft nehmen großen Schaden. Zugleich denken immer mehr Menschen über die sozialen Risiken nach. Es geht um Themen wie Gesundheit, Sicherheit, Wohlergehen und Menschenrechte.

Um die langfristige Nachhaltigkeit eines Unternehmens einzuschätzen, muss man es sehr genau kennen. Wir meinen, dass aktive Manager besser in der Lage sind, Unternehmensprozesse, Sektorentwicklungen und Geschäftsleitungen zu beurteilen. Sie können alle verfügbaren Informationen nutzen, nicht nur Finanzdaten – und sich dann ein Bild davon machen, was für die Unternehmensentwicklung wirklich wichtig ist. Wer ein Unternehmen nicht gut genug kennt, kann nur schwer erkennen, ob es nachhaltig und sozial verantwortlich handelt.

Langfristige Wertschöpfung und verantwortliche Anlage gehen Hand in Hand
Aber es geht um mehr, nämlich um eine nachhaltigere Gesellschaft: Aktive Manager können ein Bindeglied zwischen Kapitalmärkten und der Realwirtschaft sein – und dazu beitragen, dass Kapital verantwortlich investiert wird.

Als aktiver Manager setzen wir auf ESG-Integration und achten dabei auf die finanzielle Relevanz der Nachhaltigkeitsrisiken. Wir berücksichtigen ESG-Faktoren bei unseren sorgfältigen Fundamentalanalysen, der umsichtigen Einzelwertauswahl und im gesamten Investmentprozess. Das gehört zu unserem Selbstverständnis als langfristiger aktiver Manager und hilft uns, unser Ziel zu erreichen: langfristige Wertschöpfung für unsere Kunden durch eine verantwortliche Anlage ihres Vermögens, vor allem in unsicheren Zeiten.

Wir sind überzeugt, dass wir mit einem nachhaltigen Investmentansatz, der ESG-Faktoren einbindet, durch die Teilnahme an Hauptversammlungsabstimmungen und durch Engagement besser beurteilen können, welche Unternehmen dauerhafte Wettbewerbsvorteile haben. Die Pandemie ist noch lange nicht zu Ende. Deshalb müssen wir neu nachdenken – über die weltweite Nachhaltigkeit und darüber, welche Rolle verantwortliches Investieren in einer globalen Gesundheitskrise spielen kann. Seit Kurzem ist Stewardship – zu Recht – ein großes Thema. Die Vorteile eines planvollen Engagements und der Stimmrechtsausübung werden immer offensichtlicher.

Einige leicht zu erzielende Erfolge sind schon heute sichtbar. Die Nachhaltigkeitsziele werden immer präziser und individueller. Deshalb könnte sich ein aktiver Ansatz besser dazu eignen, ein Thema wie die Auswirkungen auf Zulieferer zu analysieren und seine Relevanz zu verstehen.

Aber auch passive Manager sind wichtig, damit sich kluges Engagement und die Teilnahme an Hauptversammlungsabstimmungen lohnen. Aber während große passive Manager mit ihren Stimmen zwar gut allgemeine Themen beeinflussen können, hindert sie ihre Größe bisweilen an einem differenzierten Engagement bei Unternehmen.

Aktives Management ist dagegen nuancierter. Aktive, Research-starke Investoren können neben Bewertungsanalysen beispielsweise ESG-Relevanzanalysen erstellen und sich aktiv und kontinuierlich bei ihren Portfoliounternehmen engagieren, um Verbesserungen anzustoßen.

Aktive Eigentümerschaft wird zum Standard werden
Wir sind überzeugt, dass Assetmanager, die durch die Einbindung von ESG-Faktoren, Abstimmungsteilnahme und Engagement nachhaltig investieren, langfristigen Wert schaffen. Außerdem können sie die Ziele ihrer Kunden besser erreichen und ihrer treuhänderischen Verantwortung nachkommen. Wir glauben nicht, dass Produkte mit einem einfachen ESG-Screening oder -Overlay das leisten können. Passiv zu investieren und die Überzeugungen des Indexanbieters zu übernehmen, bleibt eine aktive Entscheidung.

Unserer Erfahrung nach wünschen Investoren längerfristige, dauerhafte Fortschritte bei für bestimmte Unternehmen relevanten ESG-Themen. Transparenz und Kennzahlen sind wichtig. Wir warnen aber vor einer zu starken Abhängigkeit von zu eng gefassten oder nicht ausreichend aussagekräftigen Kennziffern. Sie können nur schwerlich die Nuancen und die ganze Bandbreite der ESG-Risiken und -Chancen eines Unternehmens erfassen.

Im Grunde dreht sich alles darum, ob Ihr Manager Ihre Ansichten und Ziele teilt – und darum zu verstehen, wie er Nachhaltigkeit in seinem Anlageprozess berücksichtigt. Aktive Eigentümerschaft wird ein Muss werden und der Standard für alle Manager, auch für passive. Vielleicht werden passive Eigentümer – wenn auch nicht unbedingt passive Manager – eines Tages dafür abgestraft, wenn sie ihr Stimmrecht nicht dazu nutzen, die Unternehmensprozesse nachhaltiger zu machen.

In der zurzeit extrem schwierigen und komplexen Finanzwelt werden jene Manager die Krise überstehen, die sich die langfristigen Anforderungen ihrer Kunden zu eigen machen. Davon sind wir als aktiver Manager überzeugt.

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*) Lars Detlefs ist Senior Managing Director, Institutional Sales Germany, bei MFS Investment Management.