Begonnen hat alles damit, dass in den frühen 1990er-Jahren ein Kunde der Universal Investment für seine multi-nationale Pensionskassen in einen US-Aktienfonds investieren wollte. Das war aber damals über einen Spezialfonds nicht möglich, weil der Sozialkapitalgedanke dahinter nur Investitionen in deutsche Werte erlaubte. Also lies der Kunde über die Universal Investment US-Aktien beimischen, wobei eine getrennte Managerbindung und Performancemessung aufgesetzt wurde.
So erzählt Markus Neubauer, der nach 36 Jahren im Unternehmen die Universal nun verlässt, die „Origin Story“ der deutschen Master KVG (bis 2013: KAG). „Wir wussten damals noch nicht, dass das die Geburtsstunde für etwas ist, was die Branche noch Jahre später mitdominieren wird.“
Heute sind 60% des gesamten deutschen Spezialfondsmarktes über Master-KVG-Modelle angelegt. Einziger wirklicher Konkurrent sind – wenn die Zinslandschaft stimmt – die Direktanlagen. Über die letzten Jahre war das kein Thema, weil nur über Beimischungen in Alternative Anlagen und Immobilien genug Rendite erzielt werden konnte. Jetzt, da die Zinsen wieder steigen, gewinnen Direktanlagen wieder an Relevanz. Allerdings überwiegen für viele Anleger auch hier die Vorteile einer Master KVG-Struktur.
„Ein Kunde sagt jetzt zum Beispiel, dass für ihn auch bei Direktinvestments die Services für Administration und Reporting, die die Master-KVG liefert, für seine Bilanzierung wichtig sind,“ so Neubauer. Generell bediene sich heute „fast jeder große Anleger“ dieses Vehikels, wegen der Transparenz durch Reporting, der Flexibilität bei der Auswahl von Asset Managern und der Risikomessbarkeit und der vielfältigen Anlagemöglichkeiten.
„Mit der Master-KVG wurde ein Weg eingeschlagen, der nicht mehr veränderbar ist – aber es gibt auch keinen Grund dafür, ganz im Gegenteil“, so Neubauer weiter.
Komplexitäts-Hilfe
Vor allem im Niedrigzinsumfeld ist mit der steigenden Nachfrage nach Diversifizierung im Portfolio und nach alternativen, nicht-korrelierten Anlagen auch die Nachfrage nach Master-KVG-Anbietern gestiegen. Vor allem auch im Bereich der Altersvorsorge, bestätigt Neubauer. Das frühere Rezept vieler Versorgungswerke, Pensionskassen und Versicherungen von Direktanlagen mit ein bisschen Immobilien hat sich in den letzten Jahren nicht bewährt. Anlagen sind auch sehr viel diversifizierter und internationaler geworden. „Anleger haben die Erfahrung gemacht, dass man mit einer KVG gut durch verschiedene Phasen der Kapitalmärkte kommt“, so Neubauer.
Mit der Nachfrage ist auch das Know-how der KVGs gestiegen, sowohl in Sachen Reporting und Risikoeinschätzung, als auch was Kundenwünsche angeht. „Eine KVG muss heute nicht mehr nur deutsche Spezialfonds anbieten können, sondern auch in Luxemburg und vielleicht in Irland vertreten sein“, erläutert Neubauer.
„Das System ist nicht mehr wegzudenken“, gibt der langjährige Manager zu bedenken. „Stellen Sie sich vor, die buchhalterische Arbeit oder die Transaktionsabwicklung müssten bei institutionellen Investoren wieder selbstgemacht werden – das geht nicht, schon allein wegen dem Fachkräftemangel.“
Aus Gründen wie diesen sowie des hohen technischen Aufwandes, der mittlerweile gefordert ist, sieht Neubauer in Zukunft eher eine Konsolidierung des Anbieter-Marktes. „Kleine Firmen werden höchstens für Nischenanlagen herangezogen werden. Aber auch dann ist es wahrscheinlich, dass sie das Reporting und andere Dienstleistungen an große Häuser auslagern – wie es auch heute schon geschieht.“
Durch die Größe einzelner Anbieter können aber auch Kosten reduziert werden, etwa im Einkauf und der gemeinsamen Nutzung von Indizes.
Nachhaltige Entwicklung
Auch das Thema ESG spreche für die KVG-Anbieter. Gerade in diesem Bereich wird der Zugang zu Daten, das Reporting und die Anpassung an sich noch verändernde Gesetzeslagen immer wichtiger.
In diesen und anderen Bereichen können Master-KVG-Anbieter auch als Teil von Gremien bestimmte Entwicklungen mitgestalten. Aber auch Asset Manager haben über die Jahre ihre Transparenz sowie ihr Datenmanagement an die Anforderungen der Master-KVGs anpassen müssen. „Und auch Asset Manager profitieren davon, dass KVGs ihnen bei der Regulierung den Rücken freihalten“, gibt Neubauer abschließend zu bedenken.