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Österreich: Experten warnen – Zweite Säule braucht Vereinfachung aber keine Garantien

Mehr Garantien in der österreichischen betrieblichen Altersvorsorge, wie sie derzeit in der Reformdiskussion um die zweite Säule angedacht werden, verkomplizieren das System nur und verstärken die Verunsicherung, so Vertreter der Koban Makler- und Beratergruppe. Der unabhängige akademische baV-Experte Wolfgang Mazal gibt ihnen Recht.

„Wir haben schon einen Durchführungsweg mit Garantien, die betriebliche Kollektivversicherung (BKV). Man muss den Leuten nur individuell die Wahlmöglichkeit geben, sich je nach Risikoprofil zu entscheiden“, erläuterte Thomas Kassler, Vorstand des baV-Armes der Koban Gruppe bei einem Pressegespräch.

Auch gegenüber den sogenannten Lebenszyklusmodellen ist Kassler skeptisch, denn diese würden Leute nur verwirren. Zudem würden solche starren Modelle gar nicht auf jeden Lebensstil passen.

Mazal, Professor für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien, bestätigte, dass „Vereinfachung der Schlüssel ist, um das Vertrauen der Leute in das System zu stärken“. Er hielt fest, dass Diskussionen um die Einführung eines Obligatoriums in der zweiten Säule seltsam anmuten, wenn man bedenkt, dass mit den Fonds für die „Abfertigung Neu“ bereits ein Obligatorium geschaffen worden ist.

In diese Fonds muss jeder Arbeitgeber für seine Mitarbeiter einzahlen, damit diese spätestens bei Beschäftigungsende das angesparte Kapital entweder herausnehmen können, oder zum nächsten Arbeitgeber mitnehmen. „Wir haben schon den systemischen Schritt gesetzt, ein Obligatorium zu schaffen, aber wir nennen es nicht beim Namen. Es gibt bei diesem Thema viel politisches Hin und Her“, so Mazal. Aber derzeit seien diese sogenannten Vorsorgekassen nicht als Pensionsvorsorge ausgelegt, da das Geld beinahe jederzeit entnommen werden kann.

Kassler schlug vor, das darin befindliche Kapital in Pensionskassen und BVKs zu übertragen, da Kapitalgarantien, wie sie in den Vorsorgekassen existieren, den Mitgliedern bei Anstieg der Inflation nicht helfen.

Die Koban-Gruppe fordert außerdem mehr steuerliche Begünstigungen für Altersvorsorge aber auch Gesundheits- und Unfallvorsorge in Unternehmen. Mazal hielt fest, dass Österreich die Beiträge der zweiten Säule zum Pensionssystem nicht auf das Niveau anderer Ländern anheben muss, da die erste Säule hierzulande „im Wesentlichen nachhaltig stabil“ sei. Er kann sich sogar eine völlig andere Nutzung der Gelder in der zweiten Säule vorstellen und zwar als ein „bridging income“.

Mit diesem könnten etwa Personen, die das Angebot der Altersteilzeit nutzen ihr Gehalt aufbessern, und somit auch mehr in das staatliche Pensionssystem einzahlen, womit sie bei Rentenantritt eine höhere Rente erhalten.