Die nächste österreichische Bundesregierung sollte der Stärkung der zweiten Säule der Altersvorsorge Priorität geben, so Mercer Österreich.
In einem Bericht über die Halbjahresperformance der österreichischen Pensionskassen verwies das Beratungsunternehmen auf das vor dem Sommer in Deutschland beschlossene Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG).
„In Deutschland haben die Parteien erkannt, dass die Zukunftsvorsorge der Bürgerinnen und Bürger eine Stärkung der zusätzlichen Säule in Form der betrieblichen Altersvorsorge braucht“, betonte Michaela Plank, Pensionsexpertin bei Mercer.
Der österreichische Minister für Arbeit und Soziales, Alois Stöger von den Sozialdemokraten, sagte im österreichischen Radio Ö1 vergangene Woche, dass er es sich „grundsätzlich vorstellen“ könnte, die betriebliche Altersvorsorge (bAV) verstärkt über Kollektivverträge einzuführen.
In Österreich besteht – im Gegensatz zu Deutschland – eine Verpflichtung für Unternehmen, einem Kollektivvertrag, wie die Tarifverträge in Österreich genannt werden, beizutreten.
Dies war das erste Mal, dass ein sozialdemokratischer Minister öffentlich diese Möglichkeit in Betracht gezogen hat.
„Eine Verankerung von betrieblichen Vorsorgeplänen im Kollektivvertrag würde die Einführung erleichtern und könnte helfen, auch KMU das Angebot schmackhaft zu machen – ohne dabei jedoch ein Obligatorium zu schaffen“, erklärte Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer Österreich.
Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen (FVPK), sagte vor Journalisten, er könne sich eine automatische Einbeziehung aller Arbeitnehmer in einen Pensionsplan eines Unternehmens vorstellen, mit einer Opting-Out-Möglichkeit.
„Das würde vor allem Menschen mit geringerem Einkommen helfen, ihre Pension im Ruhestand zu verbessern und es wäre ein guter Hebel für das System“, so Zakostelsky.
Der FVPK forderte die zukünftige Bundesregierung auf, einen Stichtag für die Erarbeitung eines Plans zur Stärkung der zweiten Säule anzusetzen. In Österreich werden am 15. Oktober dieses Jahres Neuwahlen abgehalten.
„Dieser Plan sollte mit Experten aus der Pensionskassenindustrie erarbeitet werden, damit eine umfassende Reform des gesamten Pensionssystems erfolgen kann“, so der FVPK-Obmann weiter.
Aktienallokation als Performance-Treiber im ersten Halbjahr
Die österreichischen Pensionskassen erwirtschafteten im Durchschnitt 3,2% über die ersten sechs Monate 2017.
Dies ist laut dem FVPK vor allem auf eine aktive Erhöhung der Aktienquote zurückzuführen.
Ende Juni lag die durchschnittliche Aktienquote bei 34,7% über alle Portfolios, die von den neun österreichischen Pensionskassen angeboten werden. Im Jahr davor lag der Anteil bei 25,4%.
„Für diese Erhöhung bauten die Pensionskassen ihre Anlagen in Anleihen ab, die nunmehr 58% der Portfolios ausmachen – verglichen mit 68,2% im Vorjahr“, so Zakostelsky.
Er fügte hinzu, dass er „überrascht“ sei, dass sich die Immobilienquote im gleichen Zeitraum kaum verändert habe und nunmehr bei 3,6% liege, verglichen mit 3,5% vor einem Jahr.
In einer eigenen Analyse stellte Mercer Österreich fest, dass es zwischen den einzelnen Portfolios und Pensionskassen „große Ertragsunterschiede“ gibt.
Die defensiven Portfolios – mit einem Aktienanteil bis zu 16% - erwirtschafteten zwischen 0,98% und 2,63%.
Die VBV Pensionskasse, die per Jahresende 6,35 Mrd. Euro verwaltete, schnitt in dieser Kategorie am besten ab – wie auch in der Kategorie „dynamische Portfolios“.
Die dynamischen Portfolios – mit einem Aktienanteil über 40% - erwirtschafteten zwischen 2,27% und 5,51% in der ersten Jahreshälfte.
Die Unterschiede seien „unter anderem der Volatilität und Duration geschuldet“, erläuterte Plank.
Österreich-Update: „Wunschliste bAV“ für die nächste Bundesregierung / Halbjahreszahlen der PKs
