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Österreicher leben länger - dennoch werden Pensionen billiger

Die Lebenserwartung des 60 bis 65jährigen Durchschnittsösterreichers hat sich um anderthalb bis zwei Jahre verlängert, dennoch muss über die nächsten zehn Jahre weit weniger Kapital für Pensionsrückstellungen aufgebracht werden als erwartet.

Während der Anstieg der Lebenserwartung von der Industrie erwartet wurde und im Prinzip schon in der letzten Anpassung der Sterbetafeln vor zehn Jahren einkalkuliert war, gab es einen sozialen Faktor, den die Aktuare nicht in diesem Ausmaß erwartet hatte. 

„Die Verheiratungswahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt des Todes ist ziemlich stark, nämlich um 20% gesunken,” erläuterte Helmut Holzer, Vizepräsident der Österreichischen Aktuarsvereinigung (AVÖ). Da viele Betriebspensionen sowie Ansprüche bei Pensionskassen auch eine Hinterbliebenenklausel beinhalten, führt der Rückgang der Verheiratungswahrscheinlichkeit zu einer Verbilligung der Pensionsrückstellungen.

Auf Grund der steigenden Lebenserwartung würde die Finanzierung von Pensionsansprüchen der zweiten Säule in Österreich um etwa 3,5% bis 4% steigen, so Holzer. Der gegenläufige Trend bei Eheschließungen halbiert diese Zahl jedoch auf 1,5% bis 2%. „Für einige Männer in den Altersbereichen 90+ wird die Pensionsfinanzierung sogar tatsächlich billiger,” erklärt Hartwig Sorger, Aktuar bei der ÖPAG Pensionskasse und einigen weiteren betrieblichen Pensionskassen. 

Er berechnete einen Anstieg des nötigen Kapitals für die ÖPAG Mitglieder von 5% wegen der steigenden Lebenserwartung. Für Frauen, da diese selten früher als ihre Männer sterben, und Mitglieder deren Hinterbliebenenklausel individuell gestaltet ist und sich nicht an den kollektiven Sterbetafeln orientiert, wird das auch eintreffen. Für den Großteil der Verträge wird die Verteuerung weit unter 5% liegen.

Überhaupt werde der wirtschaftliche Effekt bei allen Fällen nur 0,5% pro Jahr betragen, weil rechtlich eine Aufteilung der Kapitalerhöhung auf 10 Jahre gestattet ist, so Sorger. Die Möglichkeit, einen Lebenspartner in einen Pensionsvertrag mit einzubeziehen werde noch wenig genutzt, erläuterte der Aktuar. „Viele Unternehmen trauen sich nicht drüber, weil es keine Judikatur über die Beendigung solcher Partnerschaften gibt.”

Der neue Präsident der AVÖ, Christoph Krischanitz, der vor kurzem die Position von Helmut Holzer übernommen hat, betonte in einer Presseaussendung, dass die Erhöhung der Lebenswahrscheinlichkeit heuer nicht der einzige Faktor ist, der die Betriebspensionen negativ beeinflusst. „Hohe Inflationsraten, geringe Kapitalmarkterträge und die Unsicherheit über die mittelfristige Entwicklung der Zinsen machen das Jahr 2008 schon jetzt schwierig für die Betriebliche Altersvorsorge“, so das Statement.