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Österreichische Versicherer gehen in Offensive gegen Pensionskassen

Für die österreichischen Versicherer würde „eine Reform des Pensionskassensystems überflüssig”, wenn das ganze Pensionsvermögen in versicherungsförmige Durchführungswege transferiert wird.

Wien

„Die Betriebliche Kollektivversicherung ist eine Betriebspension mit Garantie und macht damit, als bereits bestehende sichere Alternative, eine Reform des Pensionskassensystems überflüssig,“ so der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) in einer Presseaussendung zum versicherungsförmigen Durchführungsweg Betriebliche Kollektivversicherung (BKV).

Dieser Durchführungsweg kämpft seit seiner Einführung 2005 um einen größeren Marktanteil der betrieblichen Altersvorsorge. Derzeit werden in der BKV rund 450 Mio. Euro verwaltet, während die Pensionskassen knapp 15 Mrd. Euro „under Management“ haben.

Seit der Krise diskutieren Politiker und Vertreter der Pensionsindustrie eine Reform des Pensionskassensystems, das unter Umständen Garantien einführen soll, nachdem einige Mitglieder von Pensionskassen schwere Kürzungen ihrer Auszahlungen hinnehmen mussten, da das österreichische System zumeist ein reines Defined Contribution-System ist.

Der VVO hielt nun fest, dass „gerade in Zeiten volatiler Börsen, die BKV einzige Form ist, Mitarbeiterpensionen sicher steigen zu lassen“, weil sie weniger von Marktbewegungen abhängig ist.

Allerdings halten Kritiker fest, dass dieser „Anstieg“ nur gering sein wird, nach dem die Finanzmarktaufsicht den Garantiezins der Versicherer mit Februar 2011 von 2,25% auf 2% abgesenkt hat.

Die Presseaussendung der VVO schlägt dennoch in eine Wunde. Denn die Pensionskassen, deren öffentliches Image seit der Krise weiter geschwächt worden war, mussten auch im ersten Quartal 2011 eine negative Performance erklären.

Weiterhin prüft gerade die Pensionskasse der Wirtschaftskammer, die ein Vermögen von 142 Mio. Euro verwaltet, ob eine ehemalige Beraterfirma Schuld an einem Millionenverlust durch eine Investition in die mittlerweile in Konkurs gegangene Immobilienfirma R-Quadrat trägt.

Es gibt noch keine offizielle Bestätigung der Verlusthöhe, aber einige Politiker haben bereits einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den Veranlagungskriterien der Wirtschaftskammer verlangt.

Unterdessen hat eine Umfrage, die von der Erste Bank Gruppe in Auftrag gegeben wurde, aufgezeigt, dass 64% der berufstätigen Österreicher das Wort „Pensionslücke“ nicht zuordnen können und nicht wissen, was es für ihre Pension bedeutet.

Ein Drittel der 1.000 befragten Österreicher zwischen 15 und 60 Jahren überschätzen die Höhe der staatlichen Pension, die sie einmal erhalten werden.

Während der Durchschnitt eine Rente erwartet, die rund 400 bis 800 Euro unter dem Letztgehalt liegt, gehen Experten eher davon aus, dass dieser Einschnitt für Arbeiter und Angestellte, die heute zwischen 30 und 45 Jahre alt sind, eher zwischen 800 und 1.000 Euro liegen wird.