Trotz eines klaren Trends zum Abbau von leistungsorientierten Systemen, auch „defined benefit“ (DB) genannt, werden diese auch noch in 30 bis 40 Jahren eine Rolle spielen.
Das war der Konsens unter Teilnehmern aus Österreich und Deutschland an einer Podiumsdiskussion beim diesjährigen „Institutionellen Altersvorsorge- und Investoren-Gipfel“, den Barbara Bertolini vergangene Woche bereits zum dritten Mal in Wien organisiert hat.
„Ich glaube nicht, dass neue DB-Pläne innerhalb der Pensionskassen aufgesetzt werden, aber Arbeitgeber werden DB noch bei direkten Leistungszusagen für Führungskräfte nutzen“, sagte Johannes Ziegelbecker, Geschäftsführer der österreichischen Bundespensionskasse, die derzeit rund 700 Mio. Euro für staatliche Angestellte verwaltet.
Sibylle Kampschulte, Senior International Consultant bei Willis Towers Watson in Wien, glaubt auch, dass DB noch eine Rolle spielen wird: „Punktuell wird es weiterhin DB geben, aus der Perspektive des Arbeitgebers, der sich damit an der einen oder anderen Stelle positionieren kann.“
Allerdings hielt Ziegelbecker fest: „Arbeitnehmer sehen oft die Beiträge nicht, die Arbeitgeber in DB-Systemen leisten, weil sie nur die Auszahlungen in der Zukunft wahrnehmen. In ‚defined contribution’ (DC) Systemen ist die Höhe der Beiträge sichtbarer.“
In Deutschland ist es in der Zusatzvorsorge für den öffentlichen Dienst genau jenes Rentenversprechen für die Zukunft, dass erwartet wird.
Dazu erläutert Hagen Hügelschäffer, Geschäftsführer bei der AKA-Arbeitsgemeinschaft kommunale und kirchliche Altersversorgung: „Eine Pensionierungswelle rollt auf den öffentlichen Dienst zu und es wird einen Fachkräftemangel geben. Gehaltsmäßig kann man nicht durch die Decke schießen, aber ein Goodie ist die Zusatzvorsorge.“
In den jüngsten Tarifverhandlungen wurden die Zinsen in der Zusatzvorsorge bei 3,25% in der aktiven Phase und 5,25 plus 1% Dynamisierung in der Rentenphase belassen.
Hügelschäffer fügte hinzu: „Im öffentlichen Dienst in Deutschland DC einzuführen wäre ein Ding der Unmöglichkeit.“
Die hohen Kosten der Vorsorge im öffentlichen Dienst wurden jüngst von Analysten im Think Tank ESISC als eine der größten Schwachstellen des Systems dargestellt.
<link http: www.esisc.org upload publications briefings>In einem Briefing schlugen die Autoren vor, „die Privilegien der Beamten zu streichen“.
Auf dem Panel bei der Konferenz in Wien berichtet Sibylle Reichert, Repräsentantin der niederländischen Pensionsfondsvereinigung in Brüssel, zur laufenden Debatte über eine Reform hin zu einem Mischsystem: „Die Niederlande bewegen sich auf ein ‚Individual Collective DC’-System zu, mit höherer Transparenz und höherer Sicherheit in der Auszahlungsphase.“
Sie fügte hinzu, dass der lang erwartete Vorschlag an die nach den Wahlen im März noch immer nicht gebildete Regierung, „bis zum Sommer vorliegen sollte“.
Die Übergangsphase vom derzeit rein leistungsorientierten System werde „20 bis 30 Jahre dauern“.
Reichert ist jedoch überzeugt, dass man „weg sollte von der DB/DC-Systemdiskussion“, weil „die Menschen interessiert, was sie am Ende herausbekommen“.
Allerdings sei ein reines DB-System nicht sinnvoll: „Wir brauchen ein Mischsystem. Es ist eine Illusion den Leuten eine Sicherheit zu geben, weil wir nicht wissen, was in 40 Jahren kommt“, so Reichert.
Hügelschäffer präsentierte Statistiken, die zeigen, wie gewichtig noch immer die Rückstellungen für DB-Pläne in Europa sind: „57% aller Deckungsmittel europaweit sind noch für DB-Pläne und nur 9% sind reines DC, 34% für Mischsysteme. Wenn man sich allerdings die Zahl der Pläne in der betrieblichen Altersvorsorge ansieht, so ist nur mehr eine Minderheit in DB.“
Insgesamt glauben die Konferenzteilnehmer, dass die Zukunft in DC oder Mischsystemen liegt, die auch kollektive Risikoabsicherung gegen Invalidität oder für Hinterbliebenenversorgung beinhalten.
Es gab einen allgemeinen Konsens bei der Konferenz, dass Kommunikation mit den Berechtigten ein wichtiger Bestandteil von DC und Mischsystemen sein muss.
Podiumsdiskussion: Leistungsorientierte Systeme haben noch eine Zukunft in der Rentenwelt
