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Private Banking unter der Lupe

Die FUCHS Briefe haben den Betreuern privater Vermögen im In- und deutschsprachigen Ausland ein weiteres Mal auf den Zahn gefühlt. Am 17. November werden die Ergebnisse in „TOPs 2012 – Top-Berater für die Krise“ veröffentlicht. Institutional Investment veröffentlicht einige Ergebnisse der Studie vorab.

Regelmäßig steht den Private Banking-Anbietern in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland eine breite Palette an Investmentmöglichkeiten zur Verfügung. Auch ist im Private Banking eine offene Produktarchitektur Usus: Selbst dort, wo hauseigene Produkte zum Einsatz gelangen, müssen diese mit Fremdprodukten konkurrieren. Für den Kunden ist es aber leider fast unmöglich zu verifizieren, ob das hauseigene Produkt im Portfolio tatsächlich alle anderen mit ähnlichen und gleichen Eigenheiten aussticht. Klare Kriterien sind bei den Anbietern regelmäßig Mangelware oder werden gegenüber dem Kunden zumindest nicht benannt.

Viele Privatbanken, aber auch Family Offices investieren in ein breites Anlageuniversum. Es umfasst jeweils Aktien, Renten, Immobilien (offene Fonds), geschlossene Fonds (Schiffe etc.), Hedgefonds, Mikrokredite, Zertifikate, ETFs und Rohstoffe als Komponente von Strategiefonds. Darüber hinaus kommen vereinzelt Investments in Wald, Infrastruktur, Private Equity, Venture Capital, Rohstoffe, Rückversicherungsstrategien für Großrisiken und Logistik zum Zuge.

Trend zur Diversifikation
Wenn überhaupt ein Trend im Investitionsverhalten der Anbieter zu erkennen ist, dann der einer breiten Diversifikation über alle Anlageklassen. Die Anbieter spielen auf der gesamten ihnen verfügbaren Klaviatur. Mit einem klar beschränkten Portfolio aus Aktien, Renten, ETF und einigen Direktinvestments arbeiten nur wenige Häuser wie beispielsweise Maerki Baumann in der Schweiz oder der Vermögensverwalter Wamsler & Co. in München.

Aufgrund der Risikomentalität des Testkunden waren sicherheitsorientierte Anlagen wie Rentenwerte, die regelmäßig eine feste Ausschüttung bringen, wichtig. Diese Grundrichtung haben die Vermögensmanager stets gesehen. Dabei wurden Einzelwerte oder Fondskonstruktionen gewählt, häufig wurden beide Varianten gemischt.

Aktien waren aber eindeutig die Favoriten in den Anlagevorschlägen. Diese Vermögensklasse war ein „Muss“ in unserem Fall, denn besonders mit Blick auf die Inflationsgefahren sind solche Substanzwerte von Bedeutung. Anleihen bieten eben keinen guten Inflationsschutz. Aber auch die Vermögensklasse Edelmetalle wurde häufig beigemischt. Dabei waren nicht nur Gold oder Silber Depotbausteine, teilweise wurde auch Platin eingesetzt, so z. B. von der Berenberg Bank.

Auch der Verweis auf eine Wohnimmobilie als Inflationsschutz kam bei einigen Anbietern zum Zuge. Spielraum gab es bei von der Private Banking Prüfinstanz Getesteten auch im Währungsbereich. Die Institute zeigten durchgängig große Skepsis gegen eine hohe Investitionsquote im Schweizer Franken und wichen gerne in Rohstoffwährungen aus. Besonders beliebt: Anlagen in Norwegischen Kronen, aber auch in Australischen und Kanadischen Dollar kamen oft zum Zuge.

Eine deutliche Mehrheit der getesteten Private Banking Anbieter stellt eigene Produkte her und schafft damit einen latenten Interessenkonflikt. Denn eigene Produkt gelten regelmäßig als margenstark, und damit ist der Anreiz für die Führung einer Bank immer groß, die Mitarbeiter anzuhalten, den Kunden möglichst viele davon mit zu verkaufen.

Wir hören immer wieder aus verschiedenen Häusern, dass Mitarbeiter darüber klagen, dass die nach außen kommunizierten Spielregeln eines sehr zurückhaltenden Einsatzes solcher Produkte verletzt werden, wenn das Jahresergebnis der Bank nicht wie gewünscht auszufallen droht.

Nach Auskunft der Anbieter liegt der Anteil hauseigener Produkte in den Kundenportfolios aber nur sehr selten über 10%. Oft sind es hauseigene Fonds, die steuerliche Vorteile für den Anleger haben können. Vergleichsweise hohe Quoten kommunizieren die Bank Gutmann (bis 30%), die Bank Julius Bär (bis 20%), die Commerzbank (ca. 10%), die Credit Suisse in Österreich (25-50%), CSPB (ca. ein Drittel), die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz; bis 20%) die Bank Sarasin (bis 15%), die Volksbank Vorarlberg (10-15%) und auch Wegelin („selten mehr als 15%“).

Vergütung
Die Vergütungshöhen für Private Banking Mandate haben eine große Spannweite. Als „preiswert“ fallen vor allem österreichische Banken auf: Die günstigsten Kosten für ein ausgewogenes Mandat bei einer Anlagesumme von 3,1 Mio. Euro setzt mit 0,6% All-in-Fee zuzüglich Mehrwertsteuer und fremder Spesen (die bspw. bei Aktienkäufen an Auslandsbörsen anfallen) die Schoellerbank in Salzburg an. 0,65% verlangen Sal. Oppenheim und die Erste Bank in Wien; 0,7% sind es bei der Raiffeisenbank in Liechtenstein und bei Reichmuth & Co. in München, 0,75% möchte der Vermögensmanager Flossbach von Storch in Köln bei einem Mandat der genannten Größenordnung, ebenso die KSW Vermögensverwaltung, die Liechtensteinische Landesbank und der Vermögensverwalter Spiekermann.

Am anderen Ende der Skala bewegt sich die Clariden Leu, eine Tochter der Credit Suisse, mit 1,75% (bei Kunden mit Sitzort Schweiz und Liechtenstein). 1,6% wollen die Baden-Württembergische Bank und Credit Suisse Private Banking, 1,5% die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) und die LLB (Schweiz). Man sieht, die Schweiz ist im Private Banking immer noch ein vergleichsweise teurer Standort für Kunden.

Oft ist die offen ausgewiesene Gebühr aber nur schöner Schein. Denn beim „Zweiteinkommen“, den Ausgabeaufschlägen auf hauseigene Produkte und interne Gebühren in Fonds verfahren die Häuser sehr unterschiedlich. Ausgabeaufschläge auf hauseigene Produkte behalten unter den uns berichtenden Häusern lediglich die CSPB, die LLB Schweiz und die Nassauische Sparkasse ein. Vertriebsvergütungen (Kickbacks), die gewöhnlich von Kapitalanlagegesellschaften (Produktfabriken) gezahlt werden, behalten die Credit Suisse in der Schweiz und Österreich, die Frankfurter Sparkasse 1822, die Laureus AG, die Liechtensteinische Landesbank, M.M. Warburg, die Nassauische Sparkasse, das Bankhaus Bauer, Reichmuth & Co., Sal. Oppenheim, die Volksbanken in Liechtenstein und Vorarlberg, der Vermögensverwalter Spiekermann, die SEB in Luxemburg, die DEKA in Luxemburg und die Oberbank ein.

Wir sehen das kritisch, da es regelmäßig die Transparenz bei den Mandatskosten verwischt. Leider gibt es daneben noch ein weites Feld von Anbietern, die die Kickbacks zumindest teilweise einbehalten. Der Kunde sollte dies ansprechen und in die Konditionsverhandlung einbeziehen.

Große Unterschiede gibt es auch in der Offenlegung. Vielfach geschieht dies in allgemeiner Form im Vermögensverwaltungsvertrag, wie etwa bei der schweizerischen Clariden Leu. Die Deutsche Bank informiert ihre Kunden darüber hinaus jährlich über die konkret angefallenen Beträge der Vertriebsvergütungen. Die Bank Sarasin hat dazu eine eigene Broschüre „Grundlagen für eine interessengerechte Zusammenarbeit“ erstellt, die sie ihren Kunden aushändigt. Den Kunden werden Bandbreiten über den Erhalt von Kickbacks mitgeteilt und sollten diese überschritten werden, wird der Kunde vor Abschluss eines Wertpapiergeschäfts entsprechend informiert. Die Walser Privatbank wiederum gibt dezidiert für jedes Produkt über Vertriebsentgelte und weitere Provisionen Auskunft.

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*) Ralf Vielhaber, Geschäftsführer, FUCHS Briefe.



Hinweis: Der neue TOPs – Vermögensmanagement im FUCHSBRIEFE Test erscheint am 17. November unter dem Titel Top-Berater für die Krise.