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Rechnungszins-Debatte entzweit Aktuare

Nicht alle Aktuare stimmen mit Towers Watson und Aon Hewitt überein, die einen Rechnungszins fordern, der auf dem zu erwartenden Ertrag basiert. Unterdessen zeigt sich an den neuesten Zahlen für die DAX-Pensionspläne welche Volatilität der Rechnungszins schon jetzt in die Verpflichtungen bringt.

In einem Schreiben hatten Alfred Gohdes von Towers Watson und Georg Thurnes von Aon Hewitt Deutschland die EIOPA aufgefordert, von der Idee eines markt-basierten Rechnungszinses abzugehen und statt dessen einen Zins zu verwenden, der sich am zu erwartenden Ertrag orientiert.

Auf Twitter zeigte sich Laurens Swinkels Senior Researcher Investment Policy bei der Norges Bank Investment Management (NBIM) geschockt und betonte: „Aktuare sind keine Ökonomen“.

Ähnlich äußerte sich Falco Valkenburg, Chairman Pensions Committee Groupe Consultatif Actuariel Européen, in einem Kommentar und erläuterte, dass der Rechnungszins nicht etwas sei, das „einfach vorgeschrieben werden kann und das für alle Pensionsversprechen gleich sein kann“.

Er fordert eine Unterscheidung zwischen „beinahe DC-ähnlichen“ Pensionsversprechen und jenen mit einer Garantie, weil ein Rechnungszins auf Basis des zu erwartenden Ertrags nur für erstere gelten könne, während es bei letzteren eines risikofreien Zinses bedürfe.

„Ich würde vorschlagen, dass wir aufhören, isoliert über den Rechnungszins zu reden – zunächst sollten wir wissen, was bewertet werden soll“, sagte Valkenburg und fügte hinzu, dass Aktuare „die Pflicht haben, alle Beteiligten objektiv und ohne Einfluss- nahme zu informieren“.

Unterdessen hat Towers Watson seine jüngsten Hochrechnungen über die Aus- finanzierungsgrade deutscher Unternehmens-Pensionspläne im German Pension Finance Watch 2012 veröffentlicht.

Auf Grund eines Rückgangs des Rechnungszinses um 140 Basispunkte auf 3,35% über die 12 Monate bis zum 31. Dezember 2012, verringerten sich die Ausfinanzierungs- grade der DAX-Pensionspläne um 7,7 Prozentpunkte auf knapp unter 60% im Durchschnitt.

Aber die Beraterfirma merkte an, dass sich der Rechnungszins bereits im Januar 2013 wieder auf 3,7% erholt habe, was „als erstes Anzeichen einer Zinsnormalisierung gedeutet werden kann“.

„Damit dürfte sich auch das - im Jahresverlauf 2012 herausfordernde - Umfeld für die Pensionswerke entspannen“, so die Presseaussendung.

Der Rückgang des Rechnungszinssatzes führte zu einem Anstieg der Pensionsver- pflichtungen für die DAX-Unternehmen von 259 Mrd. Euro auf 317 Mrd. Euro im Jahresverlauf und konnte laut Towers Watson nicht durch die gute Performance von rund 12% kompensiert werden, die das Vermögen auf 184 Mrd. Euro anstiegen ließ.

Die Entwicklung des Deckungsgrads in 2012 illustriert deutlich, wie stark die Bewertung der Pensionsverpflichtungen mit dem Rechnungszins schwankt", erklärt Dr. Thomas Jasper, Leiter des Beratungsbereichs "Betriebliche Altersversorgung" bei Towers Watson.

Er fügte hinzu, dass 2012 das historische Zinstief mit dem Bilanzstichtag zusammen- gefallen sei, denn ansonsten wäre der Deckungsgrad über 60% geblieben.