Foundation | Welcome

Menu


Rürup: Kapitalgedeckte Systeme sind zu sehr dem Zinsrisiko ausgesetzt

Der Rentenexperte plädiert für Hybridsysteme und eine rechtzeitige Anpassung des Rentensystems an die weitere Alterungsphase.

„Hybridmodelle sind eine gute Möglichkeit, um auf demografische Veränderungen zu reagieren“, so Bert Rürup, nunmehr Präsident des Handelsblatt Research Instituts in Düsseldorf. Er war einer der Vortragenden bei der Feier „100 Jahre kommunale Beamtenversorgung“, die Teil der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) ist und als Hybridplan sowohl mit Umlageelementen, als auch mit kapitalgedeckter Vorsorge aufgesetzt wurde.

„Aber hybrid heißt, dass volle Ausfinanzierung nie notwendig ist“, erläuterte der Rentenexperte.

Er fügte hinzu, dass der Anspruch auf volle Ausfinanzierung „Pensionspläne massiv dem Zinsänderungsrisiko ausliefert“.

Für ihn bieten Hybridpläne durch ihren kollektiven Abrechnungsverband „mehr Vorteile als Nachteile sowohl im Vergleich zu reinen umlagefinanzierten, als auch zu reinen kapitalgedeckten Plänen“.

Rürup erläuterte, dass die Beitragsäquivalenz, die in den meisten kapitalgedeckten Pensionsplänen versprochen wird, eine „intertemporale aber nicht intergenerative Umverteilung ermöglicht“.

In seiner Rede erklärte Rürup, dass Reichskanzler Otto von Bismarck ursprünglich vor 120 Jahren langfristig ein kapitalgedecktes staatliches Rentensystem einführen wollte. Dies wurde jedoch durch die Schuldensituation nach dem 2. Weltkrieg verhindert.

Im Gespräch mit IPE Institutional Investment nach seiner Rede betonte Rürup, dass er heute für die erste Säule kein kapitalgedecktes Element einführen möchte, weil das deutsche Rentensystem „kein Konstruktionsproblem, sondern ein Anpassungsproblem der bestehenden Instrumente“ hat.

Eines der Probleme sei, dass wir „uns zwar in einem Niedrigzinsumfeld, nicht aber in einem Niedrigrenditeumfeld befinden“ – dafür sei die Zinspolitik verantwortlich.

Eine mögliche Renditequelle für deutsche Institutionen könnten Aktienmärkte sein, so Rürup.

„Im Moment befinden sich mehr als 55% der Aktien des deutschen DAX im Besitz ausländischer Investoren und vor allem US-Pensionsfonds investieren gerne in deutsche Firmen“, erläuterte der Rentenexperte.

Rürup schlug dazu vor, „es für heimische institutionelle Anleger einfacher zu machen, in ausländische Aktien zu investieren“.

In Sachen Forschung warnte er, dass die meisten Berechnungen und Prognosen zur Zukunft des Rentensystems derzeit nur auf das Jahr 2030 kalibriert seien.

„Aber die Tatsache, dass wir uns vor einer weiteren Alterungsphase befinden, wird ausgeblendet“, so Rürup.

Er zeigte sich überzeugt, dass wir uns derzeit nur in einer „Pause“ befinden, was massive Alterung betrifft, die bis 2050 wieder zum großen Thema werde.

„Wir haben weitere 25 Jahre steigender Abhängigkeitsraten vor uns und die Strategien sind darauf noch nicht abgestimmt“, warnte Rürup.