Es ist nunmehr das sechste Jahr in dem die Schweizer Niederlassung von Aon Hewitt eine Pensionskassen-Umfrage durchführt, diesmal unter 160 Pensionskassen mit einem kollektiven verwalteten Vermögen von 237 Mrd. CHF (193 Mrd. Euro).
Laut Marianne Frei, Aktuarin bei der Beraterfirma, setzen sich Trends wie die Verschiebung von leistungsorientierten hin zu beitragsorientierten Plänen weiter fort. Außerdem werden technische Parameter wie der Rechnungszins („technischer Zins“) oder der Umwandlungssatz von Kassen mit Beiträgen, die über dem gesetzlichen Minimum liegen, weiter gekürzt.
Die befragten Pensionskassen verlangen erneut eine Verringerung der Regulierung rund um die technischen Parameter, um hier Kosten zu sparen.
„Und zum ersten Mal sprechen sie über flexible Renten oder verpflichtenden Kapitalbezug für einen Teil des Rentenkapitals“, bestätigte Werner Hertzog, Geschäftsführer von Aon Hewitt Schweiz, gegenüber IPE.
Laut den von der Beraterfirma gesammelten Daten hat die durchschnittliche Performance von 2,2% über die vergangenen 7 Jahre nur 80% der notwendigen Rendite abgedeckt, das Leistungsniveau ist aber gleich geblieben.
Hertzog hielt fest, dass eine Flexibilisierung eines Teils der Rente „eine Möglichkeit sein kann, diesen Transfer von Vermögen von aktiven Versicherten auf Rentner zu stoppen.“
„Aber es muss nicht für alle Pensionskassen der richtige Weg sein“, so betonte er. Allerdings ist Hertzog überzeugt, dass sich dieses Modell „im überobligatorischen Bereich über kurz oder lang fest verankern wird, vor allem wenn die Pensionskasse einer öffentlichen Einrichtung wie der SBB hier den Eisbrecher macht.“
Viele Schweizer Pensionsexperten sind weiter skeptisch, ob es der SBB gegen die starken Gewerkschaften gelingen wird, ihren Vorschlag einen Teil der zukünftigen Renten je nach Performance flexibel zu gestalten, durchzusetzen.
Bei der Energie-Pensionskasse PKE, die ein ähnliches Modell ab kommendem Jahr einführen wird, waren drei Viertel der aktiv Versicherten für die Umstellung.
„Und dies, obwohl sie sich der Tatsache bewusst sind, dass es dann ihre Rente ist, bei der 10% flexibel ausgezahlt werden – wir waren überrascht“, hielt Ronald Schnurrenberger, Geschäftsführer der PKE, fest.
Aber Brigitte Schmid, Geschäftsführerin der Pensionskasse der Swiss Re ist „völlig gegen“ dieses Modell, weil man „nicht sicher sein könne, dass es wirklich ab und zu auch zu Erhöhungen der Rente führen wird“.
„Die Menschen werden es so sehen, dass ihnen etwas weggenommen wird“, ist Schmid überzeugt und hält fest, dass es wahrscheinlich sinnvoller wäre, die technischen Parameter weiter zu senken, also niedrigere Renten zu versprechen, diese aber garantiert.
Bei Swiss Re sehe man sich „eher“ einen verpflichtenden Kapitalbezug bei Rentenantritt an statt einer lebenslangen Rente – „sollte eine solche Maßnahme überhaupt eingeführt werden“.
Markus Hübscher, Geschäftsführer der SBB-Pensionskasse, betonte, dass es in den Debatten immer so klinge, als würden die Renten in Zukunft vollkommen flexibel – „aber 90% oder mehr sind fix“.
Er ergänzte, Pensionskassen „sollten nichts versprechen, was sie nicht halten können“.
Laut Hertzog könnten flexible Renten so kalibriert werden, dass sie z.B. nur im absoluten Notfall zum Einsatz kommen, und zwar, wenn sie mit einem sehr niedrigen technischen Zins gekoppelt werden.
„Pensionskassen sollten die Flexibilität, die ihnen die gesetzlichen Rahmenbedingungen lassen, ausnutzen und bei flexiblen Renten geht es nicht um Leistungskürzungen, sondern um eine Risikobeteiligung der Rentner“, so Hertzog.
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HINWEIS in eigener Sache: Lesen Sie mehr über Schweizer Themen inklusive flexiblen Renten in der Dezember-Ausgabe des IPE Magazins.
SCHWEIZ: Flexible Renten entzweien Pensionskassen
