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Spekulation vs. Kapitalanlage, 1. Teil

Im ersten Teil der Serie wirft Mark Robertson, unabhängiger Finanzjournalist und Finanzanalyst bei Vontobel Asset Management, Inc., New York von 1991–2000, die Frage auf, was überhaupt unter die Begrifflichkeit der Spekulation fällt.

Investoren können heutzutage unter einem verwirrenden Spektrum von Angeboten wählen, die Kapitalschutz und eine angemessene Rendite versprechen. Oftmals findet man sogar die Zusicherung einer überdurchschnittlichen Rendite. Die Liste an Anlagealternativen umfasst – aber ist keinesfalls beschränkt auf – Bankeinlagen, Geldmarktpapiere, Staatsanleihen, erstklassige Unternehmensanleihen, Junk Bonds, Hypotheken, Beteiligungen, Rohstoffe, Wandelanleihen und natürlich Aktien. Man kann für nahezu alles Optionen oder andere derivative Finanzinstrumente kaufen und Hedgefonds erwerben, die in nahezu allem handeln, überall. Lassen sich aber all diese Angebote wirklich als Kapitalanlage bezeichnen? Wir sind nicht dieser Ansicht.

Beispiele aus der Wirklichkeit – Gold, Momentum, Optionen & Markt-Timing
Hier ein Beispiel: Im Dezember 2004 konnte man eine Unze Gold für 450 US-$ kaufen. Viele Leute hatten tatsächlich Gold gekauft; der Unzenpreis war seit April 2004 um rund 20 % gestiegen. Warum sollte man Gold kaufen? Man erhält keine Dividende. Es gibt keinen Cashflow, der den Wert von Gold im Zeitablauf erhöhen würde, und Gold ist kein sonderlich nützlicher Industrie-Rohstoff. Viele Leute kaufen Gold als „Wertaufbewahrungsmittel“, da sie es als einen Schutz vor Inflation betrachten. Was ist darunter genau zu verstehen? Damit ist gemeint, dass sie glauben, bei einem Anstieg des Preisniveaus wird auch der Goldpreis zulegen und damit seinen Wert bewahren. Dies war, zumindest theoretisch, zutreffend, als Regierungen noch versprachen, Gold auf Verlangen gegen Papiergeld einzulösen, was heute jedoch nicht mehr der Fall ist. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Regierungen der Welt jemals zum alten System zurückkehren werden und damit die Kontrolle über die Geldpresse aus den Händen geben. Wie dargestellt, sind Goldkäufe eine Wette sowohl auf einen allgemeinen Preisanstieg als auch darauf, dass sich der Goldpreis mindestens im Umfang der Inflationsrate erhöht. Mitunter ist dies der Fall gewesen, aber nicht immer. Man hätte im Januar 1980 eine Goldunze für rund 850 US-$ kaufen können. Zu diesem Zeitpunkt waren die Inflationserwartungen außerordentlich hoch. Man hätte aber auch 1977 eine Unze Gold für weniger als 300 US-$ kaufen können. Zu diesem Zeitpunkt waren die Inflationserwartungen außerordentlich niedrig. Der Goldpreis ist ein Barometer für das Vertrauen der Käufer in die Papierwährung. Im Wesentlichen kaufen sie Gold, weil es nicht Papier ist und weil sie erwarten, dass zu einem zukünftigen Zeitpunkt jemand anderes bereit sein wird, für diesen unproduktiven Vermögenswert einen höheren Preis zu zahlen. Gold ist nicht der einzige Vermögenswert mit geringem oder ohne Nutzwert, der aufgrund seiner vermeintlichen Funktion als Wertaufbewahrungsmittel als Anlage mit Preissteigerungspotenzial vermarktet wird. Man kann auch in Bilder alter Meister, Oldtimer, Wein, Münzen, Briefmarken und Baseballkarten „investieren“. Sammlerstücke – und Gold ist in gewisser Hinsicht das Sammlerstück schlechthin – sind jedoch keine Investments. Sie sind Spekulationen.

Lesen Sie nächste Woche, im zweiten Teil der Serie, mehr zu Strategien bei der Kapitalanlage.