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Streitgespräch Stiglitz/Sinn über Eurobonds

Sie stimmen überein, dass der Euro nicht überleben wird, wenn sich in Europa nichts ändert. Aber der US-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn sind sich uneins wenn es um das Thema Eurobonds geht. Dies zeigte eine Diskussion der beiden bei der diesjährigen Risikomanangement-Konferenz von Union Investment.

Stiglitz, hier beim World Economic Forum in Davos

In ihren Vorträgen sprachen sie beide über ein strukturelles Problem in der Eurozone und weniger über Fehler einzelner Randländer der Eurozone. Ifo-Präsident Sinn wiederholte seine Forderung nach Eröffnung der Möglichkeit für Staaten aus dem Euro auszusteigen, um die Währung und damit die Schulden abwerten zu können.

Stiglitz hält „den Euro für einen Fehler“, aber „jetzt da ihr ihn habt“ brauche es strukturelle Reformen, um vom Sparkurs zum Wachstum zu gelangen. „Ich glaube ihr braucht eine Banken-Union. Nicht nur mit einem gemeinsamen Aufsichtsrecht, sondern auch einer gemeinsamen Depot-Versicherung, einer stärkeren Fiskalunion mit einer Art Eurobond – man kann sich ja einen anderen Namen ausdenken, wenn dieser vorbelastet ist“, so Stiglitz.

Der Ökonom argumentierte, dass Europas Verschuldung geringer sei als die der USA. Wenn also Europa gemeinsam Kredite aufnehmen würde, würden die Zinsen fallen, was einige Mitgliedstaaten von ihren Problemen mit hohen Zinsen befreien würde.

Aber Sinn zeigte skeptisch. Man könne keine gemeinsame Depot-Struktur aufbauen, ohne zuvor die politische Einheit und die gemeinsame Verwaltung zu verstärken: „Wir brauchen die Vereinigten Staaten von Europa, das wäre ein Versicherungsvertrag, der unterzeichnet werden muss, dann können wir Eurobonds usw. haben. Wir können nicht einfach durch die Hintertüre so tun, als hätten wir die Vereinigten Staaten von Europa bereits, das würde viel mehr Probleme bringen“, warnte er.

Stiglitz ist hingegen überzeugt, dass „es so viel gar nicht braucht“, weil eine angemessene Überwachung zur Minimierung des Risikos beitragen könne.

„Die Zukunft ist viel wichtiger als die vergangenen zehn Jahre und wenn man ein System findet, dass ab jetzt funktioniert, dann kann man sich um das Problem des Vermächtnis kümmern“, so der Nobelpreisträger.