IPE D.A.CH: Herr Hennig, erst vor wenigen Wochen haben Sie für das deutsche Investmentgeschäft die Weichen neu gestellt, was steht dahinter?
Hennig: Deutschland zählt wie die Schweiz, Frankreich und Großbritannien zu den Kernmärkten von Swiss Life AM, der uns attraktive Wachstumschancen bietet. In den letzten Jahren sind wir hier stark gewachsen. Auch für die Zukunft haben wir uns ambitionierte Wachstumsziele gesetzt Und nun starten wir die nächste Phase der Umsetzung in Deutschland. Um zu wachsen, wollen wir die Aktivitäten von Swiss Life AM noch stärker an den Kundenbedürfnissen ausrichten. Unseren Kunden und Vertriebseinheiten wollen wir attraktive Produkte im Immobilien-, Infrastruktur- & Wertpapierbereich mit langfristig stabiler Wertschöpfung und hoher Dienstleistungsqualität bieten und dadurch auch unser Wachstum vorantreiben.
IPE D.A.CH: Auf Ihren Schultern ruht als Head of Sales & Marketing die Verantwortung im Vertrieb, was sind die wesentlichen Schwerpunkte, für die Swiss Life Asset Managers stehen will?
Hennig: Wir wollen als einen Schwerpunkt das Geschäft mit kapitalanlagebasierten Lösungen im Bereich der betrieblichen Altersversorgung deutlich ausbauen. Im Real Estate Geschäft, wo wir mit CORPUS SIREO und BEOS in Deutschland gut positioniert sind, möchten wir das Fondsangebot für private und institutionelle Anleger sowie auch Dienstleistungen für Kunden im Corporate Real Estate Management ausweiten. Im Bereich der Wertpapiere wollen wir den Anteil an den von uns aktuell verwalteten Gesamt-Assets-under-Management über alle liquiden Anlageklassen hinweg vergrößern. Zusätzlicher Wachstumstreiber soll auch die Digitalisierung von Kundenlösungen und Vertriebswegen sein.
IPE D.A.CH: Ich würde gerne noch etwas näher auf den Bereich der Pension Solutions eingehen. Wer ist hier die Hauptzielgruppe und welche Lösungen bieten Sie an?
Hennig: Die Hauptzielgruppe für den Geschäftsbereich Investment & Pension Solutions sind Unternehmen in Deutschland, die ihren Mitarbeitern eine Versorgung in Form der Direktzusage gegeben haben. Über unsere neue Gruppen-Treuhand bieten wir den Unternehmen an, die Pensionsverpflichtungen aus alten, meist geschlossenen leistungsorientierten Zusagen, aber auch aus modernen beitragsorientierten Zusagen zu finanzieren. Wir entwickeln basierend auf einer ALM-Studie mit dem Unternehmen zusammen die strategische Asset Allokation und setzen diese dann um. Über den Swiss Life Pensionsfonds wollen wir Unternehmen auch die Möglichkeit geben, Verpflichtungen komplett auszulagern und damit von der Bilanz zu nehmen. Weiterhin bieten wir Lösungen für die Finanzierung von Zeitwertkonten sowie Altersteilzeitverpflichtungen an. Das alles gepaart mit einer hoch digitalen Lösung für die Administration, die den Verwaltungsaufwand im Unternehmen größtmöglich minimiert und dem Mitarbeiter die Möglichkeit bietet, alle Ansprüche jederzeit im Blick zu haben.
IPE D.A.CH: Sie sprachen auch bereits den Bereich Infrastruktur an. Wo sehen Sie hier die wesentlichen Vorteile für institutionelle Anleger?
Hennig: Der private Infrastruktursektor – hierzu zählen Anlagen und Dienstleistungen, die für das Funktionieren von Volkswirtschaften notwendig sind – hat sich in den letzten zehn Jahren stark weiterentwickelt. Denn Investitionen in Infrastruktur zeichnen sich durch stabile und attraktive risikobereinigte Renditen aus. Sie sind daher mittlerweile oft fester Bestandteil der Asset Allokation institutioneller Anleger. Anders als etwa bei Aktien oder anderen Wertpapieren handelt es sich hier jedoch um einen Markt, der nicht allen Investoren direkt zugänglich ist. Errichtung, Betrieb und Finanzierung von Infrastruktur sind wegen der vitalen Bedeutung oft staatlich reguliert und erfordern spezifisches Know-how, nicht selten auch technischer Art. Es sind aber gerade diese Markteintrittsschranken, die Infrastrukturanlagen interessant machen, da sie das Risiko für Investoren reduzieren.
IPE D.A.CH: Gibt es Investorengruppen, die Sie hier besonders auf dem Radar haben?
Hennig: Das sind neben Banken und Versicherungen auch Unternehmen, Pensionskassen und Versorgungswerke, quasi alle institutionellen Investoren. Ihnen bieten wir einen effizienten Zugang zur Anlageklasse Infrastruktur. Investitionen in die Kerninfrastruktur in Europa und Nordamerika stehen bei unserer Anlagestrategie im Fokus. Unser Ziel ist es, den Deal-flow zu maximieren und gut diversifizierte Fonds anbieten zu können. Infolgedessen sind wir bereit, unsere eigenen Deals zu leiten, uns mit anderen (institutionellen) Investoren in Konsortien zusammenzuschließen, aber auch in gewisse Infrastruktur-Fonds gemeinsam zu investieren.
IPE D.A.CH: Sind diese auch identisch als Zielgruppe für Real Estate Investments?
Hennig: Banken, Versicherungen sowie Unternehmen, Pensionskassen und Versorgungswerke zählen natürlich auch zu unseren Kunden im Bereich Immobilien.
IPE D.A.CH: Gibt es im Real Estate Bereich einen Sektor, den Sie besonders chancenreich einstufen?
Hennig: Künftige neue Immobilien-Produkte wollen wir vor allem im Value-Add-Anlagesegment entwickeln. Auch die Expertise in den Bereichen Health Care sowie Unternehmensimmobilien und Logistik soll weiter gestärkt werden. In diesen Segmenten sehen wir gute Chancen, und hier besitzt Swiss Life Asset Managers im deutschen Markt langjährige Erfahrung. Für die Nutzungsart der Gesundheitsimmobilien sowie Unternehmensimmobilie & Logistik sollen zudem europäische Kompetenzzentren von Swiss Life Asset Managers entstehen, mit denen ein Hub entsteht, der die länderübergreifende Zusammenarbeit von Swiss Life Asset Managers stärken wird.
IPE D.A.CH: Viele Schweizer Asset Manager sind bereits seit langem im ESG-Bereich tätig. Wie ist es bei Swiss Life Asset Managers?
Hennig: Seit Mitte 2018 haben wir Nachhaltigkeitskriterien systematisch in das Risikomanagement und die Investitionsprozesse integriert. Wir begrüßen, wie dieses Thema zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Swiss Life Asset Managers trägt dieser Entwicklung im Einklang mit unserer Anlagephilosophie Rechnung, nachhaltige und langfristig stabile Renditen für unsere Kunden zu erzielen. Daher verpflichten wir uns den von den Vereinten Nationen unterstützten Grundsätzen für verantwortungsbewusstes Investieren (PRI). Swiss Life Asset Managers ist seit 2018 auch Mitglied des GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark). Hierbei geht es uns darum, den langfristigen Erhalt und die Optimierung des Immobilienpotenzials sicherzustellen. Wir betrachten die Berücksichtigung und Integration von ESG-Kriterien in den Anlageprozess als wesentlichen Bestandteil unserer Aufgabe als Vermögensverwalter.
IPE D.A.CH: Welche Trends bzw. Themen sehen Sie – neben genannten – in den nächsten 2-3 Jahren auf die institutionellen Anleger zukommen?
Hennig: Wir beschäftigen uns intensiv mit den Entwicklungen rund um die Themen Urbanisierung, „Silver Society“ und die demografischen Veränderungen, Klimawandel und Ressourcenknappheit, technologische Transformation und der Verschiebung der Wirtschaftskraft. Diese Themen haben erheblichen Einfluss auf die Vermögensverwaltungsbranche. Wir müssen diese Megatrends eingehend betrachten und diskutieren, um ableiten zu können, wie wir bereits heute mit zukünftigen Trends und Entwicklungen umgehen können. Dies mit dem Ziel, bessere Investitionsentscheidungen für den Erfolg unserer Kunden heute und in Zukunft treffen zu können.
IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke!
„Wir wollen als einen Schwerpunkt das Geschäft mit kapitalanlagebasierten Lösungen im Bereich der betrieblichen Altersversorgung deutlich ausbauen“

Michael Hennig (Bildrechte: Swiss Life AM)