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„2013 dürften wir im Bereich High Yield Renditen von 4-6% und im Bereich Investmentgrade von 1-3% sehen“

Die Rallye an den Kreditmärkten hat die Suche nach Rendite nicht einfacher gemacht. Enge Spreads und gestiegene Kurse machen es mittlerweile schwierig, von der Verpflichtungsseite her notwendige Renditen zu erzielen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit See Yeng Quek, Executive Director and CIO Fixed Income, und Thomas Chow, Division Director and Portfolio Manager Credits, von Delaware Investments – einer Investmentboutique der Macquarie Group mit Assets in Höhe von 180 Mrd. Euro, davon rund 135 Mrd. US-Dollar im Bereich Fixed Income – über die Marktchancen und –risiken im Creditbereich.

See Yeng Quek (oben) und Thomas Chow

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie Ihren Investmentansatz kurz und prägnant beschreiben?
Quek: Wir sind ein fundamentaler, bottom-up-Manager. Wir gehen keine großen Makrowetten wie Duration, Zinsen, Währungen, Länderallokationen oder dergleichen ein. Das Portfolio entsteht aus unserem Research, welches wir Bond für Bond betreiben. Entsprechend sind 52 unserer 132 Investment Professionals als Research Analysten tätig.
Chow: Ich kann dies nur unterstreichen, unsere Stärke als Asset Manager ist, dass jegliche Attribution ganz klar zeigt, dass die Performancebeiträge aus unserer fundamentalen Analyse stammen. Gerade im aktuellen Umfeld, wo das Beta des Marktes nicht mehr so stark ausfallen dürfte, sehen wir in unserem Bondpicking Ansatz einen echten Mehrwert für Investoren.

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie das Umfeld für Bondinvestoren aktuell umschreiben? Immerhin liegt hinter den Bondmärkten eine nicht ganz unbedeutende Rally…
Chow: Das ist richtig. Dennoch sehen wir angesichts der moderaten Wachstumsraten in vielen Volkswirtschaften bzw. bei Unternehmen ein geradezu optimales Szenario für geringe Ausfallraten und vorteilhafte Renditen für Investoren.

IPE Institutional Investment: Wie haben Sie selbst Ihr Portfolio aufgestellt?
Quek: Wir unterscheiden in unseren Portfolios zwischen Zinsertrag und Kurssteigerung. Wenn wir über den Bereich Global Credit sprechen, so haben wir im Zeitablauf in etwa 50-70% der Portfolios in Core Holdings allokiert. Diese Emittenten zeigen solide Fundamentaldaten und sorgen für Stabilität im Portfolio. Wir suchen auch nach Positionen, die Ratingupgrades versprechen (10 bis 30%), unterbewertete Bonds (10 bis 30%) sowie auch nach opportunistischen Investments (0 bis 10%).

IPE Institutional Investment: Auf welche Bereiche bzw. Themen setzen Sie aktuell?
Quek: Wir versuchen, starke Unternehmen und Marken zu identifizieren. Heinz ist ein solches Unternehmen, das man exemplarisch hier nennen kann, auch nach dem kürzlichen Leverage Ereignis, das federführend durch Warren Buffet erfolgte. Hinsichtlich Branchen sprechen wir von einer konstanten „relativ value“ Einschätzung. Derzeit gefallen uns Unternehmen aus dem Energiebereich, kurzlebige Konsumgüter und der Dienstleistungssektor.

IPE Institutional Investment: Woher kommen Ihre Investmentideen – allein aus dem Research?
Chow: Keinesfalls, das Research ist die Basis unserer Analysen und Ideen, die fundamental und bewertungstechnisch belegt sein müssen. Investmentideen kommen aber auch aus dem Bereich Portfolio Management, hier werden insbesondere auch generelle Marktrisiken eingeschätzt, sowie dem Bereich Trading, der seine Expertise zu Angebot/Nachfrage bezogenen Themen und technischen Faktoren einbringt.

IPE Institutional Investment: Wie wichtig ist das Thema Liquidität?
Quek: Neben dem von uns ermittelten Wert einer Anleihe ist die Liquidität sicher ein ganz wesentliches Kriterium, speziell da Wall Street seinen Risikoappetit und die Einstellung zur Übernahme von Risiken geändert hat.

IPE Institutional Investment: Auch wenn der Markt positiv aussieht, woher droht Risiko?
Chow: Es kommt sehr darauf an, was die Ursache für zusätzlichen Leverage von Unternehmen ist. Wenn durch die niedrigen Zinsen aggressives Leveraging gefördert wird, kann das sehr gefährlich werden. Man sollte auf der Hut sein, da dies steigende Ausfallraten im nächsten wirtschaftlichen Abschwung zur Folge haben könnte. Ein solches Szenario erwarten wir nach derzeitiger Einschätzung allerdings nicht innerhalb der nächsten 24 Monate.

IPE Institutional Investment: Also keine Korrektur im Markt?
Quek: Aufgrund der Entwicklung in den Vorjahren und einer gewissen Unsicherheit im Markt ist sicherlich eine Korrektur am Kreditmarkt von 100 Basispunkten grundsätzlich vorstellbar. Allerdings sehen wir so eine Korrektur als nicht sehr wahrscheinlich an.

IPE Institutional Investment: Sprechen wir dann angesichts der gestiegenen Kurse von einem noch fairen Preisniveau?
Chow: Beim Blick auf die Spreads würde ich sagen ja. Durchschnittliche Spreads bei Unternehmen im Bereich Investmentgrade seit Mitte der 1990er Jahre waren in etwa 130 Basispunkte. Nahe diesem Spreadniveau investieren wir aktuell. Das Kurssteigerungspotenzial im Markt ist wahrscheinlich angesichts der Spreads und der potentiellen Auswirkung steigender Zinsen limitiert.

IPE Institutional Investment: Wie bleibt dann der Ausblick für das Gesamtjahr 2013?
Quek: Wir werden unseres Erachtens nicht mehr die zweistelligen Renditen vergangener Jahre sehen, ich glaube diese Aussage ist im Rahmen des Gesprächs bereits dargelegt worden. Realistisch betrachtet, dürften wir im Bereich High Yield Renditen von 4-6% und im Bereich Investmentgrade von 1-3% sehen. Mit der Unsicherheit im Markt dürften die Schlagzeilen rund um das Thema „Corporate Risk“ 2013 eher zunehmen. Wir erwarten jedoch ein weiterhin moderates wirtschaftliches Umfeld. Ganz wichtig wird es sein, in Portfolios, die Unternehmensanleihen orientiert sind, fundamentale Fehler beim Investieren zu vermeiden. Jede größere Fehlentscheidung wird einen dramatischen Einfluss auf die ohnehin moderaten Renditeerwartungen haben.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese interessanten Einblicke.