Foundation | Welcome

Menu


Analyse: Allheilmittel „Stiftungsfonds“ auf dem Prüfstand

Seit einigen Jahren haben sich in Deutschland sogenannte Stiftungsinvestmentfonds oder kurz Stiftungsfonds etabliert. Für Anlageverantwortliche hören sich die Verkaufsargumente der Fondsgesellschaften in der Regel gut an. Doch hat sich gerade in den letzten Jahren gezeigt, dass Wunsch und Wirklichkeit bei vielen Fonds auseinanderklaffen.

Stefan R. Haake

Kritikpunkte an Stiftungsfonds waren und sind unter anderem, dass sie stiftungsspezifische Besonderheiten nicht berücksichtigen und häufig auch Kleinanlegern offenstehen – und so die Chance einer Kapitalanlage von Gleichen unter Gleichen vergeben wird. Die Kapitalmarkt- und Stiftungsexperten von Portfolio Consulting wollten es genauer wissen und gingen der Frage nach, ob Stiftungsfonds den speziellen Anlage­bedürfnissen von Stiftungen in der täglichen Praxis wirklich gerecht werden.

Transparente Publikumsfonds, die sich teils durch die Namensgebung „Stiftungsfonds“ direkt oder durch entsprechende, zielgerichtete Marketingmaßnahmen positionieren, teilen sich einen Markt von rund fünf Milliarden Euro. Gemessen an der frei verfügbaren Gesamtvermögensmasse der deutschen Stiftungen (rechtsfähige gemeinnützige Stiftungen), stellt dieses Segment einen durchaus bedeutenden Anteil dar. Dies wird etwas relativiert, indem 35 Fonds sich dieses Volumen teilen und die drei größten Fonds allein rund 3 Mrd. Euro verwalten.

Neben dem reinen Bedürfnis mit den Erträgen aus der Vermögensverwaltung die nötigen Mittel für die Verwirklichung der Stiftungszwecke zu realisieren, spielt zunehmend die eigene personelle Aufstellung in Sachen Vermögensverwaltung eine immer entscheidendere Rolle. Die Stiftungsmittel alleine mit einem stets schwankenden Spendenaufkommen zu kompensieren, stellt viele Stiftungen vor die Herausforderung, neben einer Professionalisierung des Portfoliomanagements auch die Praxis des Fundraisings zu überprüfen oder gar zur Disposition zu stellen. Das bedeutet, neben den eventuell dazu nötigen Strukturreformen auch die hierfür mögliche Bindung zusätzlicher Stiftungsmittel. Ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist.

Hier stellt das zur Verfügung stellen von Asset-Management-Know-how durch Fondsgesellschaften, die dies quasi en passant mit dem vermeintlich passenden Fondsprodukt gleich mitliefern, ein in der Tat verlockendes Angebot dar, dem viele Stiftungsverantwortliche erlegen sind.

Aber waren und sind Stiftungsfonds denn wirklich die Gemeinnützigkeits-­Alleskönner? Die StiftungsInvestmentFonds-Datenbank der Portfolio Consulting liefert Antworten: Auf den ersten Blick erscheinen die Renditen vernünftig, die Kosten zwar teils hoch aber noch im akzeptablen Rahmen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die sogenannten Stiftungsfonds oftmals von erfahrenen Fondsmanagern nebenbei mitverwaltet werden. Die Fondsgesellschaften halten aber keine Spezialisten vor, die sich mit den speziellen Anforderungen des dritten Sektors auskennen. Folglich sind diese zwangsläufig nicht in den besonderen Investitionskriterien repräsentiert. Einige wenige Fondsgesellschaften haben sich zwar im Laufe der Zeit vereinzelt Know-how angeeignet und können inzwischen auf spezialisierte Fragestellungen wie zu „Nachhaltigkeit“ und „Ethik“ mit ausgefeilten Anlagerichtlinien antworten, die wenigsten Gesellschaften weisen hier aber langjährige Erfahrungen und vor allem entsprechende Track Records auf. Die Entwicklung hin zu einer Spezialisierung hat bei den meisten gerade erst begonnen. Vielfach hört man derzeit von Aktivitäten in den renommierten Häusern, dieses Spezialwissen künftig vorzuhalten und für Stiftungsprodukte einzusetzen.

Eine detailliertere Analyse der StiftungsFondsDatenbank-Zahlen zeigt weiter, dass – obwohl es wirklich sehr gute Asset Manager gibt – auch bei den Top-Performern erhebliche Schwankungen festzustellen sind. Dies ist ein simpler Nachweis dafür, dass einige Anlagestrategien am Markt aufgehen, andere eben nicht. Damit unterscheiden sich spezielle Stiftungsfonds nicht vom Gesamtmarkt der Vielzahl von Sondervermögen.

Ein weiterer sehr interessanter Aspekt: Drei Stiftungsfonds haben im Beobachtungszeitraum ihre Tätigkeit vollends eingestellt. Darunter auch ein Fonds, der die Rangliste im Bereich „Maximum Drawdown“ (mehr als 30% p.a.) anführte und nun unter neuem Namen, unter Tilgung der schlechten Risiko-Parameter sowie in neuem Gewand, erneut im Ranking auftaucht. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Weiter zunehmende professionelle Strukturen in Stiftungen und Fondsgesellschaften sind insgesamt für den Markt förderlich. Die Schwankungsbreiten bei den Ergebnissen der betrachteten Stiftungsfonds zeigen deutlich, dass nicht alleine die Wahl eines solchen Fonds die Ultima Ratio darstellt. Externe Experten und interessenunabhängige Family Offices können die Paradigmen-Wechsel in Stiftungen von Anfang an sinnvoll begleiten. Die vermeintliche Rückkehr des paradiesischen Zinsniveaus bei Staatsanleihen kann die positiven und auch notwendigen Entwicklungsanfänge einer neuen Anlagepolitik bei Stiftungen infrage stellen und bei einer schlichten Kosten-Nutzen-Betrachtung die Weiterführung sogar komplett scheitern lassen. Die Gefahr eines Niedrigzins-Déjà-vu in einigen Jahren könnte einhergehend mit befürchteten Deflationstendenzen und der bei Weitem nicht ausgestandenen Euro-Staaten-Krise (aktuellstes Beispiel Kroatien) erneut zur Realität werden.

Es bleibt zu hoffen, dass der eingeschlagene Weg – sowohl in der Fondsbranche, als auch im dritten Sektor selbst – weiterverfolgt wird. Die variable Einrichtung von Instrumenten zur Generierung nachhaltig fließender Stiftungsmittel steht dabei im Vordergrund der Bemühungen. Auf dieser Basis lassen sich dann Fragestellungen zum „Mission Related Investing“, der Standardisierung von Nachhaltigkeitsaspekten, der Verwirklichung von ethischen Anlagekriterien beantworten und diese in passende Lösungspakete verpacken. Würde diese Entwicklung gestoppt, hieße das wieder Back to the roots, im Hinblick auf alle Aspekte einer althergebrachten Stiftungsarbeit. Ein geeigneter Sparringspartner in allen Belangen der ordnungsgemäßen Stiftungsarbeit sind dabei spezialisierte Family ­Offices mit einem ausgeprägten „Trusted Advisory“, dies stets unabhängig von den vorherrschenden Marktsituationen.


Der Beitrag stammt von unserem Kooperationspartner alternative investor information (<link http: www.altii.de>www.altii.de).


---
Stefan R. Haake leitet das Münchner Büro der Portfolio Consuting GmbH Family Office und verantwortet als Mitglied der Geschäftsführung dabei insbesondere das Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie semiinstitutionellen Anlegern wie Stiftungen und großen Familienverbünden.

Portfolio Consulting mit Sitz in Frankfurt und München ist als unabhängiges Family Office tätig und hat sich auf die Betreuung komplexer Großvermögen spezialisiert. Portfolio Consulting erstellt eigene Analysen, um mithilfe objektiv überprüfbarer Kriterien die Leistungsfähigkeit von Vermögensverwaltern und vermögensverwaltenden Fonds für Privatkunden und Stiftungen zu ermitteln. Seit September 2013 ist Portfolio Consulting zudem exklusiver Kooperationspartner des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen e.V.

 

HINWEIS: Das Executive Summary der wichtigsten Ergebnisse und der untersuchten Fonds des StiftungsInvestmentFondsBerichts finden Sie unter www.altii.de/de/research sowie unter <link http: www.portfolio-consulting.com>www.portfolio-consulting.com.