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Analyse: Auswirkungen der US-Wahl auf Schwellenländeranleihen

Marcelo Assalin, Partner, Leiter und Portfoliomanager des Emerging Markets Debt-Teams von William Blair Investment Management bestätigt in einer aktuellen Einschätzung zu den Auswirkungen der US-Wahl auf Schwellenländeranleihen im wesentlichen die bereits im Juli 2024 getroffenen Einschätzungen.

Marcelo Assalin

„Unser kurzfristiger Ausblick auf die globale Wirtschaftsdynamik bleibt konstruktiv, da wir nur mit einer geringfügigen Verlangsamung rechnen, verbunden mit der Erwartung einer Verbesserung der globalen Liquidität. Wir gehen davon aus, dass sich der weltweite Disinflationstrend fortsetzen wird, was in den Industrieländern zu einer Senkung der Leitzinsen führen dürfte. Da die Zentralbanken ihre restriktive Geldpolitik allmählich zurückfahren, rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte mit weltweit niedrigeren Zinsen und verbesserten Liquiditätsbedingungen“.

„Die Ergebnisse der US-Wahlen ändern nichts an unserer Einschätzung. Wir halten an unserer positiven Haltung gegenüber Staatsanleihen von Schwellenländern fest, die wir aufgrund ihrer Diversifizierungsvorteile und ihres geringen Engagements in China schätzen. Diese Anlageklasse deckt ein breites Anlageuniversum mit 162 Emittenten aus über 70 Ländern ab, im Gegensatz zu einem höheren Anteil chinesischer Emittenten bei EM-Unternehmensanleihen und Lokalwährungsanleihen“.

„Wir bevorzugen auch auf Hartwährung lautende Schwellenländeranleihen, da wir davon ausgehen, dass der US-Dollar aufgrund der robusten US-Wirtschaft und einer vorsichtigen Federal Reserve stark bleiben wird. Unsere Prognose für die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen bleibt unverändert, wobei sich den Anlegern weiterhin attraktive Möglichkeiten bieten, ihr Engagement in Anlagen mit langen Laufzeiten zu erhöhen, um von attraktiven realen und nominalen Renditen zu profitieren“.

„Und schließlich haben die US-Wahlen zwar das Potenzial, eine erhebliche Marktvolatilität auszulösen, aber wir haben das Portfoliorisiko proaktiv reduziert und werden weiterhin auf Wiederanlagemöglichkeiten achten. In der Vergangenheit hat die politisch bedingte Volatilität wertvolle Gelegenheiten zur Alpha-Generierung geboten, und wir gehen davon aus, dass sich in der aktuellen Situation ähnliche Aussichten ergeben werden“.

Auszug aus der William Blair Investment Management-Analyse „U.S.-Wahlen: Was ein Trump-Sieg für Schwellenländeranleihen bedeuten würde“ vom 24. Juli 2024
In den letzten Wochen haben die Fragen nach den möglichen Auswirkungen einer zweiten Regierung Donald Trump auf Schwellenländeranleihen (EMD) zugenommen und unser Team hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Erwartungen festlegen
Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass ein Sieg Trumps bei den bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen das Basisszenario ist. Auch wenn eine gewisse Unsicherheit über Trumps politische Agenda in seiner zweiten Amtszeit besteht, scheint die Marschrichtung scheint klar. Trump hat sich zu Zinssätzen und Steuersätzen, internationalen Handelsbedingungen, Regulierung, Energie und Außenpolitik (einschließlich Finanzhilfe) geäußert.

Obwohl er sich in der Vergangenheit stark gegen den Vorsitzenden der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, ausgesprochen hat, hat Trump kürzlich seine Rhetorik abgeschwächt und öffentlich erklärt, dass er Powell bis zum Ende seiner Amtszeit im Amt belassen würde. Außerdem scheint der rechtliche Spielraum für eine Einmischung begrenzt zu sein: Nach amerikanischem Recht kann ein amtierender Präsident jeden Fed-Beamten entlassen, aber nur aus „Gründen“ – nicht wegen politischer Differenzen.

Wir sind jedoch der Meinung, dass die Anleger mit einem starken Versuch rechnen sollten, Trumps wichtigste Steuersenkungen von 2017 zu erneuern und die Unternehmenssteuern weiter zu senken.

Höhere Zölle auf Importe scheinen ebenfalls sehr wahrscheinlich zu sein, auch wenn das Ausmaß je nach Handelspartner unterschiedlich sein dürfte.

Die Anleger sollten auch einen starken Deregulierungsschub und umfangreiche Anreize für die heimische Ölexploration erwarten.

In der Außenpolitik schließlich sollten die Anleger mit einer Neuausrichtung der Beziehungen zur Ukraine, Taiwan und der Nordatlantikpakt-Organisation (NATO) rechnen.

Wirtschaftliche Implikationen
In den Vereinigten Staaten würden höhere Zölle auf Importgüter wahrscheinlich zu einem vorübergehenden Anstieg der Inflation führen. Höhere Preise dürften sich wiederum auf die Nachfrage auswirken und das Wirtschaftswachstum möglicherweise vorübergehend beeinträchtigen. Wir würden nicht erwarten, dass die Fed auf einen solchen vorübergehenden Inflationsdruck reagieren wird.

Andererseits könnten niedrigere Steuern zu einer Verbesserung der Wirtschaftstätigkeit führen. Allerdings könnten umfangreiche, nicht finanzierte Steuersenkungen sich jedoch auch negativ auf das Haushaltsdefizit der USA auswirken.

Weltweit könnten sich höhere Zölle negativ auf den Handel auswirken. Länder, die große Handelsüberschüsse mit den Vereinigten Staaten haben, würden wahrscheinlich die größten Auswirkungen auf ihre Volkswirtschaften spüren. China, und in geringerem Maße auch Europa, könnten besonders betroffen sein. In diesen Ländern würden wir erhebliche fiskal- und geldpolitische Reaktionen erwarten, um die Auswirkungen der von der neuen US-Regierung verhängten höheren Zölle auszugleichen. Die Schwellenländer dürften weniger direkt betroffen sein, da der Handel zwischen den Schwellenländern in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat.

Insgesamt würden wir im Falle eines Sieges von Trump mit einem geringfügig schwächeren globalen Wachstum und einer vorübergehend höheren Inflation rechnen. In diesem Zusammenhang würden wir eine Beschleunigung des globalen geldpolitischen Normalisierungsprozesses erwarten, was zu niedrigeren globalen Zinssätzen führen würde. Wir glauben, dass die Fed wahrscheinlich hinter der Kurve bleiben würde, was dem US-Dollar zusätzliche Unterstützung bieten dürfte. Je nach dem Ausmaß der Steuersenkungen in den Vereinigten Staaten könnte es auch zu einer „Versteilerung“ der Renditekurve von US-Schatzpapieren (nach oben) kommen.

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Auswirkungen einer Trump-Regierung auf die US- und die Weltwirtschaft von den Maßnahmen der Regierung abhängen. Auch wenn Trump im Vorfeld der Wahlen im November als Spitzenkandidat gilt, ist es zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwierig abzuschätzen, wie sich das Kräfteverhältnis im US-Kongress gestalten wird. Eine fehlende Mehrheit im Kongress dürfte eine angemessene Kontrolle gewährleisten und die Umsetzung radikaleren Politiken verhindern.

Auswirkungen auf EM-Schuldtitel
Schwellenländeranleihen sind eine Anlageklasse, die von zwei vorherrschenden Makrokräften angetrieben wird: dem globalen Wirtschaftswachstum und der globalen Liquidität. Unabhängig vom Ausgang der bevorstehenden US-Wahlen sehen wir die kurzfristige Dynamik der Weltwirtschaft konstruktiv (wir rechnen nur mit einer leichten Verlangsamung) und erwarten eine Verbesserung der globalen Liquiditätsbedingungen.

Wir gehen davon aus, dass sich der weltweite Disinflationsprozess fortsetzen wird, und rechnen mit Leitzinssenkungen in den entwickelten Volkswirtschaften. Die allmähliche Aufhebung der geldpolitischen Restriktionen dürfte in der zweiten Jahreshälfte zu weltweit niedrigeren Zinsen und verbesserten Liquiditätsbedingungen in der zweiten Jahreshälfte führen. Wir glauben nicht, dass der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen diese Ansicht ändern wird.

Aufgrund der Diversifizierung des Anlageuniversums und des geringeren Engagements in China bevorzugen wir Staatsanleihen aus den Schwellenländern und des geringeren Engagements in China. Das Anlageuniversum für externe Staatsanleihen der Schwellenländer ist sehr diversifiziert, Es besteht aus 162 Emittenten aus über 70 Ländern. China ist in den Bereichen EM-Unternehmensanleihen und Lokalwährungen vertreten.

Wir bevorzugen außerdem auf Hartwährung lautende Schuldtitel, da wir erwarten, dass der US-Dollar durch eine starke US-Wirtschaft und eine vorsichtige Fed gestützt bleibt.

Unser Ausblick für die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen hat sich nicht geändert, und wir sind weiterhin der Meinung, dass es für Anleger attraktive Möglichkeiten gibt, ihr Engagement in langlaufenden Wertpapieren zu erhöhen, um sich attraktive reale und Nominalrenditen zu sichern.

Dennoch könnten die US-Wahlen für erhebliche Volatilität auf dem Markt sorgen. Wir haben kürzlich die Risiken in den Portfolios reduziert und werden sehr genau nach Gelegenheiten für Neuinvestitionen Ausschau halten. Frühere Episoden von politisch bedingter Volatilität haben sich als wichtige Gelegenheiten zur Alpha-Generierung erwiesen.