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„Anleger, die sich an einem Betriebsprojekt beteiligen, rechnen in der Regel mit einer Rendite von rund 7 bis 10% im Jahr“

Europaweit ist der öffentliche Sektor um die Sicherung von Infrastrukturinvestitionen bemüht, um alte Infrastruktur zu ersetzen oder neue Projekte zu realisieren. Thomas Fodor von der 3i Group geht im Interview mit unserem Kooperationspartner Hedgework der Frage auf den Grund, wie sich Investoren an solchen Projekten beteiligen können und welche Renditen dafür realistisch sind.

Thomas Fodor

Hedgework: Herr Fodor, was macht Infrastrukturinvestitionen aus Ihrer Sicht für Anleger interessant?
Fodor: Infrastrukturunternehmen haben im Allgemeinen eine starke Marktposition und agieren oftmals innerhalb eines regulatorischen Rahmens oder verfügen über stabile Einnahmen aus langfristigen Verträgen. Die Dienstleistungen dieser Unternehmen sind unverzichtbar – entweder, weil sie von grundlegender Bedeutung für die wirtschaftliche Aktivität und das Wachstum sind, wie bei Versorgungsunternehmen oder bei der Verkehrs- oder Kommunikationsinfrastruktur, oder weil sie wichtige gesellschaftliche Funktionen unterstützen, wie zum Beispiel Bildungs- oder Gesundheitseinrichtungen. Ein weiterer Vorteil ist, dass Infrastrukturanlagen in der Regel nur gering mit anderen Anlageklassen korreliert sind, darunter börsennotierte Aktien, Immobilien und festverzinsliche Anlagen. Überdies verschaffen die Qualität und die Vorhersehbarkeit der Cashflows Anlegern im Zeitablauf in der Regel stabile Renditen.

Hedgework: Public Private Partnerships (PPPs) sind viel genutzte Vehikel, um in Infrastruktur zu investieren. Was ist darunter zu verstehen?
Fodor: Das Modell der Public Private Partnerships, das in Großbritannien entwickelt wurde, um die unterfinanzierte öffentliche Infrastruktur in den Griff zu bekommen, kam in den 2000er-Jahren in der ganzen EU bei öffentlichen Einrichtungen verstärkt zum Einsatz. Sie werden häufig zur Beschaffung sozialer Infrastruktur – Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen, Schulen und Büchereien – sowie für staatliche Wohnungsbau- und Verkehrsprojekte eingesetzt. Das Ziel von PPPs ist die Bündelung der Stärken und Kompetenzen des öffentlichen und des privaten Sektors. Die öffentliche Hand kann so neue Infrastruktur beschaffen, wobei sich die Kosten über die Nutzungsdauer der Einrichtung verteilen, statt hohe Vorabzahlungen durch die öffentliche Hand vorauszusetzen, und die in Zusammenhang mit dem Bau, der Finanzierung und dem Betrieb der Infrastruktur entstehenden Risiken an den Privatsektor weiterreichen.

Hedgework: Welche Renditen winken hier als Entlohnung für das Risiko?
Fodor: Die Rendite von Infrastrukturinvestments hängt von der Phase ab, in der das Investment erfolgt. In der Bauphase rentieren typische Projekte mit 10 bis 14% pro Jahr. Nach dem Bau, der Inbetriebnahme und normalerweise einer kurzen Nachbesserungsperiode rechnen Anleger, die sich an einem Betriebsprojekt beteiligen, in der Regel mit einer Rendite von rund 7 bis 10% im Jahr.

Hedgework: Es gibt auch Risiken, die von Investoren kaum einkalkuliert werden können, wie etwa politische Entscheidungen oder regulatorische Änderungen. Wie lässt sich damit umgehen?
Fodor: PPP-Projekte beruhen im Prinzip auf Verträgen zwischen einem öffentlichen Auftraggeber und einer Zweckgesellschaft, die von Privatanlegern kontrolliert wird. Alle wichtigen Konditionen, die die erzielbare Rendite für Anleger bestimmen, werden von Anfang an per Vertrag festgelegt. Dies ist ein großer Unterschied zu Anlagen in erneuerbare Energien zum Beispiel, wo die Rendite von gesetzlich festgelegten Subventionen abhängt. Neue Mehrheiten in nationalen Parlamenten können zu Gesetzesänderungen führen und daher Veränderungen bei den Subventionsregelungen bewirken. Es ist schwieriger für Behörden, von einem Vertrag zurückzutreten.

Hedgework: Was sind die Unterschiede zwischen Greenfield- und Brownfield-Projekten und welche Bedeutung haben sie für Anleger?
Fodor: Die Rendite-Risiko-Profile von Greenfield- und Brownfield-Anlagen weisen deutliche Unterschiede auf. Schematisch betrachtet sind Greenfield-Anleger an höheren Gesamtrenditen interessiert. Sie rechnen nicht damit, eine laufende Rendite zu erwirtschaften. In der Regel folgt die Veräußerung der Beteiligung nach Abschluss der Bautätigkeit, d. h. nach 3 bis 6 Jahren. Diese Anleger sind auch bereit, ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen, einschließlich des Baurisikos. Brownfield-Anleger hingegen sind meist institutionelle Investoren mit einem längeren Anlagehorizont und einem Interesse an planbarer Rendite. Ein Ausstieg aus einer Beteiligung ist meist erst nach mehreren Jahrzehnten ein Thema. Sie gehen dabei ein Betriebsrisiko ein und übertragen dieses Risiko in der Regel auf eine Drittfirma.

Hedgework: Welches Investitionsvolumen zeichnet die einzelnen Märkte aus?
Fodor: Rund 11 Mrd. Euro an Beteiligungskapital wurden seit 2005 in circa 500 PPP-Greenfield-Projekte in ganz Westeuropa – ohne Großbritannien – investiert. Die klare Mehrheit dieser Projekte wurde in Frankreich, den Benelux-Staaten, Deutschland, Spanien und Italien vergeben. Irland, die skandinavischen Länder und die osteuropäischen Länder haben ebenfalls auf PPP gesetzt, aber in geringerem Umfang.

Hedgework: Wie können sich Investoren an solchen Projekten beteiligen?
Fodor: Großprojekte mit einem Investitionsvolumen von 100 Mio. Euro und mehr locken immer öfter Direktinvestitionen von Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften an. Solche Projekte sind allerdings eher die Ausnahme. Demgegenüber bleibt der PPP-Markt im Prinzip ein Fondsmarkt. Anleger sind sich darüber im Klaren, dass ein Manager erforderlich ist, der kleinere Projekte bündelt, für Diversifizierung sorgt, das Portfolio überwacht und Probleme löst, sobald sie auftreten, und nach Möglichkeit die Cashflows und Kosten optimiert, um die Rendite für die Anleger zu maximieren.

Hedgework: Welches Know-how muss man mitbringen, um über einzelne Investments enstcheiden zu können?
Fodor: Ich bin der Ansicht, dass Fachkenntnisse und Erfahrungen in mehreren Bereichen nötig sind, um ein Portfolio an PPP-Brownfield-Projekten erfolgreich zu übernehmen und zu verwalten. Zum Beispiel: gute Beziehungen zu Bauunternehmen, um von möglichen Projekten zu erfahren, bevor sie allgemein vermarktet werden; Kenntnis des lokalen Fremdfinanzierungsmarktes und seiner Akteure, um Refinanzierungsgewinne abschätzen und einzupreisen und dadurch einen konkurrenzfähigen Preis anbieten zu können; die Fähigkeit zum Ermitteln von operationellen Kosteneinsparungen im gesamten Portfolio zur Renditesteigerung, zum Beispiel bei der Verwaltung der Zweckgesellschaft und bei der Versicherung; Erfahrung mit der aktiven Steuerung eines umfangreichen Portfolios von operationellen Projekten. Alles dies erleichtert das Erkennen möglicher Trends und potenzieller zukünftiger Probleme, was der Preisgestaltung zugutekommt.

Hedgework: Und wie kann man sich schließlich wieder verabschieden? Gibt es einen funktionierenden Sekundärmarkt?
Fodor: In Großbritannien ist der Sekundärmarkt für Projekte sehr aktiv und voll funktionsfähig. Insgesamt entwickelt sich der Sekundärmarkt in Europa rasant. Wir schätzen, dass die Liquidität weiter zunehmen wird, da immer mehr Projekte die Betriebsphase erreichen. Auch auf Fondsebene wächst ein Sekundärmarkt für Limited Partner heran – unserer Einschätzung nach nimmt die Liquidität für Investoren zu, die ihre Beteiligung an andere Finanzinstitute verkaufen wollen.

Hedgework: Vielen Dank für diese Einblicke.

Das Interview für Hedgework führte Ronny Kohl.

Thomas Fodor ist seit Februar 2016 als Director Investor Relations für den Infrastrukturbereich der 3i Group tätig. Er ist verantwortlich für die Kommunikation mit den Investoren der Infrastrukturfonds der 3i Group und leitet das Business Development. Er besitzt einen Master in Finance and Business Administration von der HEC Paris. Die 3i Group ist ein international führender Investment Manager für Private Equity, Infrastruktur-Equity und Private Debt. 3i investiert seit 1987 in Infrastruktur und hat sich bis heute an über 260 Infrastrukturprojekten beteiligt. Die Gruppe wurde 1945 gegründet und ist seit 1994 an der London Stock Exchange notiert. Per 31. März 2016 verwaltete die 3i Group ein Vermögen von rund 16,2 Milliarden Euro, davon rund 2,8 Milliarden durch das Infrastruktur-Team. Die Polaris Investment Advisory AG ist ein strategischer Partner von 3i Infrastruktur und übernimmt in dieser Funktion die Kundenbetreuung institutioneller Investoren in Deutschland und der Schweiz. Polaris ist auf alternative Anlagestrategien im Bereich Liquid Alternatives und Privatmarktanlagen spezialisiert.