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„Auch beim Thema Absolute Return gelingt es nur rund 20% der Manager die Benchmark zu schlagen“

Absolute Return-Strategien sind nicht zuletzt angesichts der Rückschläge an den Finanzmärkten in den vergangenen Jahren bei vielen institutionellen Adressen als Gesprächsthema ganz oben. Eine jüngst von Lupus alpha vorgelegte Studie zu Absolute Return-Fonds zeigt allerdings, dass auch dort nicht die Bäume in den Himmel wachsen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Ralf Lochmüller, Partner und Sprecher der Geschäftsführung bei Lupus alpha über die interessantesten Inhalte und den Status Quo im Absolute Return-Sektor.

Ralf Lochmüller

IPE Institutional Investment: Herr Lochmüller, zum Einstieg ganz direkt gefragt – was hat Sie an den Ergebnissen Ihrer Studie selbst am meisten überrascht?
Lochmüller: Die Spreizung der Renditen hat mich doch sehr überrascht. Zwar haben immerhin 50% der untersuchten Fonds auch tatsächlich absolut positive Erträge über den untersuchten Dreijahreszeitraum erzielt, dennoch überrascht schon die hohe Anzahl an Fonds die annualisiert 5-10% verloren haben.

IPE Institutional Investment: Ihre Studie zeigt, dass unter Absolute Return bereits seit längerem die unterschiedlichsten Konzepte subsummiert werden. Was steht für Sie persönlich hinter dem Begriff?
Lochmüller:
Absolute Return lässt sich ganz sicher nicht auf eine bestimmte Investmentstrategie festlegen. Was die Strategien angeht, ist das Segment sehr, sehr heterogen. Man muss es ganz klar am Ziel festmachen. Für mich ist hier die Frage, ob es der Fonds bzw. der Fondsmanager schafft, über einen längeren Zeitraum, also mindestens drei Jahre den Geldmarkt zu schlagen, ohne in einzelnen Jahren weit ins Minus zu geraten. Dazu sollte eine Absolute Return-Strategie eine Diversifizierung zu traditionellen Assetklassen darstellen. Unkorrelierte Erträge sind hier das Stichwort.

IPE Institutional Investment: Machen Absolute Return-Strategien überhaupt für jeden Investor Sinn? Ich denke hier an große Adressen, die selbst verschiedentliche Overlay- bzw. Absicherungsstrategien fahren…
Lochmüller:
Ich denke, es macht zunächst einmal für jeden Investor Sinn, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Stabile nachhaltige Erträge kann jedes Portfolio brauchen. Man hat gesehen, dass die Finanzkrise die Spreu vom Weizen auf der Anbieterseite getrennt hat und es nun für den Anleger um einiges einfacher geworden ist, nach einem guten und stabilen Fonds zu schauen. In den guten Jahren war es sicher wesentlich schwieriger festzustellen, was nur Marktbeta oder was tatsächlich auf das Talent des Fondsmanagers zurück zu führen war.

IPE Institutional Investment: Das Talent des Fondsmanagers ist ein gutes Stichwort. Ihre Studie zeigt, dass – wie in anderen Assetklassen auch – rund 20% der Manager die Bechmark schlagen…
Lochmüller:
Ich denke, in der Studie wird deutlich, dass sich auch der Bereich Absolute Return nicht anders verhält wie andere aktiv gemanagte Investmentansätze. Es gelingt eben nur rund 20% der Manager, ihren Referenzindex bzw. die Benchmark zuschlagen. Ob dies ein europäischer Aktienindex oder das Ziel EONIA+ ist, das ist da ganz offensichtlich zweitrangig.

IPE Institutional Investment: Das Interesse an absoluten Erträgen wird nicht zuletzt angesichts der niedrigen Zinsen im Anleihebereich vermutlich weiter steigen. Erwarten Sie auf der Anbieterseite auch mit einem weiter steigenden Angebot an Fonds, werden sich z.B. die Hedgefonds stärker über UCITSIII-Produkte stärker vorwagen?
Lochmüller:
Die Möglichkeiten im UCITSIII-Mantel werden ganz sicher verstärkt ausgenutzt, wie man aktuell auch sieht. Allerdings sollte man nicht nur allein auf die Verpackung schauen. Letztlich bleibt die Strategie entscheidend. Darauf muss der Investor achten. Aber ganz klar: durch das steigende Angebot, die größere Anzahl an Strategien, wird es für die Investoren noch mehr auf die Auswahl des richtigen Asset Managers ankommen.

IPE Institutional Investment: Welche Risikokennzahlen sollte ich als Investor an AR-Fonds anlegen?
Lochmüller:
Der Maximum Drawdown ist sicher eine interessante Kennziffer, gerade was die Robustheit in extremen Marktsituationen angeht. Aus Diversifikationsgesichtspunkten muss man auch auf die Korrelation achten. Letztlich geht es aber primär um das Sharpe Ratio – der Investor möchte schließlich eine dem Risiko entsprechende Verzinsung erreichen. Wir alle wissen, dass die Risikobudgets der Investoren eng sind, die Volatilität darf also nicht zu hoch sein.

IPE Institutional Investment: Immer wieder wird die mitunter doch sehr hohe Kostenbelastung bei Absolute Return-Fonds bzw. Mandaten angesprochen. Was hat hier Ihre Studie ergeben?
Lochmüller:
Das ist ein interessanter Punkt. Wir haben in unserer Studie für Publikumsfonds eine Total-Expense-Ratio von durchschnittlich 150 bps ermittelt. Gerade angesichts des aktuellen risikofreien Zinssatzes von nur einem Prozent, ist der Kostenfaktor damit deutlich höher als noch vor zwei oder drei Jahren. Im institutionellen Bereich liegt die TER bei durchschnittlich 40 bis 80 Basispunkten – je nach Strategie.

IPE Institutional Investment: Welche Rolle spielt mittlerweile der Consulting-Sektor beim Thema Absolute Return. Hier hat man sich ja anfangs etwas schwer getan…
Lochmüller:
Wir stellen aktuell fest, dass sich die Consultants dem Thema immer mehr öffnen. Es ist sehr aufwendig, die Absolute Return-Ansätze gerade beim Faktor Risikomanagement zu durchleuchten, aber mit dem steigenden Interesse der Investoren und der Breite der am Markt verfügbaren Strategien ist das Interesse von Seiten der Consultants stark gestiegen.

IPE Institutional Investment: Abschließend gefragt, welche „Trends“ sehen Sie beim Thema Absolute Return – werden die Strategien individueller?
Lochmüller:
Das Interesse, wie man den Absolute Return-Gedanken umsetzen sollte, ist in der Tat von Investorengruppe zu Investorengruppe sehr unterschiedlich. Ich gebe Ihnen recht, dass hier zunehmend individueller, z.B. im Sinne spezifischer Wertuntergrenzen agiert wird. Wir sehen auf der anderen Seite aber auch zunehmend den stärkeren Einsatz von diskretionären Ansätzen, wo Portfolio Manager weite Freiheitsgrade eingeräumt werden, um flexibel auf das holprige Kapitalmarktumfeld reagieren zu können.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke.