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BondUpdate: Aktien und Anleihen - Twin Peaks

Die weltweit als maßgeblich angesehenen US-Aktien- und Anleihekurse erreichten – bzw. hielten – in den vergangenen fünf Handelstagen neue Höchststände. Sie wurden getrieben von der Hoffnung auf Steuererleichterungen sowie eine weiterhin unterstützende Geldpolitik. Die Wahl von Jerome Powell zum zukünftigen Präsidenten der Federal Reserve (Fed) wurde von vielen Anleihe-Investoren begrüßt, da vielfach vermutet wird, dass unter seinem Vorsitz die geldpolitischen Entscheidungen der Fed ebenso umsichtig wie unter der derzeitigen Präsidentin Janet Yellen getroffen werden. Auch die Asien-Reise von US-Präsident Trump hat die jüngsten Ausbrüche politischer Unsicherheit gedämpft, die vor allem durch die harte Korruptionsbekämpfung in Saudi-Arabien und die zunehmenden Spannungen mit dem Iran ausgelöst wurden. Tatsächlich wurde der negative Effekt der Inhaftierung dutzender Prinzen, Minister und früherer Offizieller in Saudi-Arabien größtenteils durch das Händeschütteln von Donald Trump in China wettgemacht, denn vor weniger als einem Jahr galt China noch als Gegner der USA im globalen Handel. Der Ölpreis stieg zum Ende des letzten Monats stark von 54 auf 56,8 US-Dollar pro Fass an. Die Gründe dafür lagen in der Aussicht auf eine höhere Nachfrage und in den kürzlich aufgekommenen Spannungen im Mittleren Osten.

Klaus Dahmann

Auch der US-Dollar stieg und konnte damit seine Verluste aus dem Sommer ausgleichen. Die Folge davon war, dass die Währungen der Schwellenländer schwächelten. Insbesondere der Rubel fiel fast 2% über die letzten fünf Handelstage, nachdem die Zinssätze zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums zum fünften Mal in diesem Jahr gesenkt wurden. Enttäuschende Oktoberdaten aus China, wie beispielsweise die unter den Erwartungen liegenden Zahlen zu Im- und Exporten sowie beim Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes, haben die Assetklasse ebenfalls belastet. Auch in Europa fielen die Wirtschaftsdaten eher enttäuschend aus. So ging die deutsche Industrieproduktion im September um 1,6% zurück, während die Euroland-Inflation im Oktober um 0,1% sank. Dies und die monetären Stimulierungsprogramme der EZB führten bei europäischen Staatsanleihen zu fallenden Renditen. Im Gegensatz dazu hob die Bank of England zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt die Zinsen an, um die steigende Inflation zu bekämpfen. Ihre Hinweise zu weiteren möglichen Zinsschritten wurden jedoch von Investoren weitestgehend ignoriert (lesen Sie unten mehr dazu).

Im Blickpunkt
Aktien und Anleihen: Mit ein bisschen Hilfe durch die Fed: US-Aktien haben ihre Rekordjagd fortgesetzt, da Anleger weiterhin an Trumps Fähigkeit glauben, seine angekündigten Steuererleichterungen durchzusetzen. Zudem überzeugten die Unternehmen im dritten Quartal mit deutlich mehr positiven (73%) als negativen (20%) Gewinnüberraschungen. Auch die Kurse von Staatsanleihen stiegen – trotz starker Zahlen vom Arbeitsmarkt. Ursächlich hierfür dürfte die Aussicht sein, dass der neu gewählte Notenbankvorsitzende Jerome Powell die Geldpolitik weiterhin locker halten wird. Wie in der Abbildung zu sehen ist, existiert seit dem Start des Multi-Billionen Dollar Hilfsprogramm der Fed nach der Finanzkrise 2007-08 ein enger Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Aktien- und Anleihekurse und der Notenbankpolitik. Aus der zweiten Abbildung wird jedoch deutlich, dass die Zinsstruktur ein wesentlich weniger rosiges Bild zeichnet: Die Differenz zwischen den 5- und den 30jährigen Staatsanleihen hat in dieser Woche ihren niedrigsten Stand in den letzten 10 Jahren erreicht – ein Zeichen dafür, dass die Anleger künftig weder von einem starken Wachstum noch von Inflation ausgehen. Klicken Sie hier für die Ansichten von Western Assets Chief Investment Officer Ken Leech zu übertriebenem Optimismus und Pessimismus an den Märkten.

Aktien, Anleihen und Zinsstruktur: Unterschiedliche Stories


Quelle: Bloomberg, 8. Nov. 2017. RHS = rechte Seite der Abbildung. Vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Löhne in Großbritannien – allein zuhaus? Nun, wo sich der Winter ankündigt, freuen sich die Briten über steigende Lohn-Daten – eine echte Erleichterung, nachdem sie monatelang unter zunehmender Inflation, schleppendem Wachstum und hoher Unsicherheit wegen des bevorstehenden Austritts ihres Landes aus der Europäischen Union litten. Dieser Lohnanstieg fällt jedoch zusammen mit einem Rückgang der Anzahl verfügbarer Arbeitskräfte. Dies könnte als ein Zeichen dafür gedeutet werden, dass das Land aufgrund des bevorstehenden Brexits weniger ausländische Arbeitnehmer anzieht. Zu der Besorgnis tragen zudem die von der Bank of England bei lokalen Unternehmen gesammelten Daten hinsichtlich der über die kommenden zwei Jahre erwarteten Konsumausgaben bei. Gemäß den Aussagen der befragten Unternehmer stellen die ökonomischen Unsicherheiten das größte Hemmnis bei der Umsetzung ihrer Pläne dar. Im Einklang mit dieser trüben Stimmung verlor das Pfund in diesem Monat 1,4% gegenüber dem US-Dollar und ist damit die schwächste Währung innerhalb der Industrieländer.

Im Abseits
Schwellenländer-Währungen, keine Renditen: Die meisten Währungen der Schwellenländer haben in den letzten fünf Handelstagen gegenüber dem erstarkten US-Dollar verloren und die ansonsten unveränderten Indizes für Staatsanleihen in lokaler Währung in Mitleidenschaft gezogen. Die Währungsverluste waren in Europa aufgrund des schwächelnden Euros sogar noch größer als in Lateinamerika. So konnten beispielsweise der kolumbianische Peso und der brasilianische Real vor dem Hintergrund des steigenden Ölpreises anziehen. Trotz dieser Währungsschwäche beeinflussen die Wechselkurse die führenden Anleihemärkte in den Schwellenländern jedoch weniger als andere Faktoren, wie zum Beispiel Zinszahlungen aus Rentenpapieren. Wie in der Abbildung zu erkennen ist, hat die Benchmark für Staatsanleihen in lokaler Währung – der JP Morgan GBI EM Broad Index – seit Jahresstart eine Rendite von 8,45% erzielt, von denen 4,6% auf Zinszahlungen und 3,5% auf Währungen zurückzuführen sind. Während der Zinsbeitrag über alle Regionen recht stabil ist, half der Währungsbeitrag in Lateinamerika, belastete dagegen im Mittleren Osten und Afrika. Klicken Sie hier, um Brandywine Globals Blog zu lesen: Ein Reiseführer zum Währungsmanagement.

Renditebeiträge von Zinsen übertreffen die von Währungen
(Veränderung in % seit Jahresstart, nach Renditebeitrag, für den JP Morgan GBI EM Broad Index lokaler Staatsanleihen


Quelle: Bloomberg, 8.
Nov. 2017. USD = US-Dollar. Vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Der MOVE Index – bewegt sich nicht: Der MOVE-Index, der die Volatilität an den Rentenmärkten misst, fiel in dieser Woche auf seinen niedrigsten Stand seit seiner Einführung im Jahr 1988. Die abklingenden politischen Spannungen rund um Nord-Korea und das wesentlich diplomatischere Gebaren von US-Präsident Trump in China – noch vor einem Jahr ein erklärter Handels-Gegner der USA – haben zu dieser Stressreduzierung am Kapitalmarkt beigetragen. Diese Neuigkeiten sind jedoch möglicherweise nicht ganz so positiv wie sie zunächst scheinen, denn Volatilität schafft Gelegenheiten zum Handeln, insbesondere im Derivatebereich. Und daher gilt wie fast immer am Rentenmarkt: Gute Nachrichten können auch schlechte Nachrichten sein.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.

Quelle für alle Daten: Bloomberg und Barclays Capital; Stand: 8. November 2017, falls nicht anders angegeben.