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BondUpdate: Anleihen sinken – Inflation noch nicht in Sicht

Eine Woge in Rot ergoss sich in den letzten fünf Handelstagen über die wichtigsten Anleihe-Indizes. Anziehender globaler Wachstumsoptimismus, robuste Unternehmensgewinne in den USA, zunehmende Fusions- und Übernahmeaktivitäten sowie neuerliche Spannungen im internationalen Handel haben bei vielen Investoren wieder die Frage aufkommen lassen, ob das Ende der 30-jährigen Rallye an den Anleihemärkten schließlich erreicht ist. Zwar hat die erste Rede von US-Präsident Donald Trump zur Lage der Nation die Investoren enttäuscht – wie auch seine Antrittsrede vor einem Jahr – sodass die Renditen der US-Staatsanleihen sanken. Diese Bewegung war jedoch nicht stark genug, um den Wochentrend umzukehren: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, eine weltweite Benchmark, erreichte mit einem Niveau von 2,73% den höchsten Stand seit 2014.

Klaus Dahmann

Trotz all dieses Getöses blieb die Inflation weiterhin gedämpft: Das von der US-Notenbank präferierte Maß der 5-Jahres Inflationserwartungen blieb mit 2,05% auf dem Niveau der Vorwoche und hat den Stand aus dem Jahr 2015 noch nicht wieder erreicht. Zeitgleich fiel in Europa die tatsächliche Inflationsrate im Januar wie erwartet auf 1,3%. Sie lag damit sowohl unter den 1,4% aus dem Dezember als auch unter der von der EZB anvisierten 2%-Marke. Weitere wenig optimistische Signale kamen vom Ölpreis und den gestiegenen Lagerbeständen sowie vom US-Bruttoinlandsprodukt, welches im vierten Quartal – genauso wie die Daten zu den Verkäufen neuer Häuser – die Erwartungen verfehlte. Die Schwellenländer überlebten die Woche meist wegen des Anstieges ihrer Währungen: Der brasilianische Real beispielsweise stieg stark, nachdem ein Gericht die Strafe im Korruptionsverfahren gegen den früheren, linksgerichteten Präsidenten Lula bestätigte und dadurch seine Chancen auf eine Wiederwahl im Oktober verringerte. Kolumbien senkte den Zinssatz von 4,75% auf 4,5%.

IM BLICKPUNKT
Euro – Momentum bei Europas Banken?
Die Europäische Währung setzte ihre Rallye gegenüber dem US-Dollar fort und weist damit einen Zugewinn von mittlerweile 15% auf Jahressicht auf, was sie zur stärksten Währung innerhalb der entwickelten Länder macht. Die Wirtschaft in der Region wuchs um 0,6% im letzten Quartal 2017 bzw. um 2,7% in der Gesamtjahresbetrachtung und damit mehr als die US-Wirtschaft, die um 2,5% anstieg. Einst noch holprig unterwegs, warten nun auch Frankreich und Spanien mit hohen Wachstumsraten auf. Der zusammengefasste Einkaufsmanagerindex für die Region konnte im Januar ebenfalls einen Anstieg vermelden und steht nun auf einem Nachkrisen-Hoch von 58,6 Punkten. Trotz der Anstrengungen der EZB, den Investoren Mut zu machen, bleibt ihre Geldpolitik das Fundament für ein anhaltendes Wachstum. Die Renditen europäischer Anleihen notierten leicht höher, sodass die fünfjährigen Bundesanleihen erstmals seit 2015 wieder die 0%-Marke berührten. Trotz des Ausverkaufs bei Staatsanleihen konnten einige Bereiche bei Unternehmensanleihen vom Momentum der Region profitieren: Western Asset meint, dass europäische Banken aufgrund ihrer besseren Fundamentaldaten und einer steileren Zinsstrukturkurve ihre Profitabilität steigern konnten. In der Abbildung kann man erkennen, dass der durchschnittliche Verschuldungsgrad europäischer Banken seit der Finanzkrise kontinuierlich sinkt und damit die Prämie, die Investoren für das Halten dieser Anlageklasse verlangen, reduziert. Wird es weitere gute Nachrichten geben?

Schuldendisziplin europäischer Banken verringert Risikoprämie, die Investoren verlangen


Quelle: Bloomberg, Barclays Capital; 31. Januar 2018. Der durchschnittliche Verschuldungsgrad wurde auf Basis der Daten von 24 der 26 Banken aus dem Euro Stoxx-Index berechnet. Der optionsbereinigte Aufschlag wird in Basispunkten angegeben und auf der rechten Achse abgetragen. Der Euro-Aggregate Banking-Index ist Teil des Bloomberg Barclays Euro Aggregate Corporate Index. Beachten Sie bitte auch die Definitionen im Disclaimer.

Waschmaschinen-Affäre: Schaut China einfach weg? Der Preis, den US-Konsumenten demnächst für Waschmaschinen und Solarmodule bezahlen müssen, könnte steigen, nachdem die USA für beide Produkte neue Zölle erhoben haben. Von offizieller Seite in China war umgehend zu hören, dass diese protektionistische Maßnahme einen Missbrauch von Steuerungsmechanismen im Handel darstellt, was wiederum die Sorge der Anleger vor erneuten Spannungen zwischen den beiden Ländern ansteigen ließ. China scheint jedoch eher an der Etablierung eines von Handelsinteressen freien Renminbis als globale Leitwährung interessiert zu sein, als sich in einen Handelskrieg verwickeln zu lassen. Der Renminbi stieg in den letzten fünf Handelstagen tatsächlich um 2% gegenüber dem Dollar – eine völlig untypische Reaktion für eine Währung, die in einem Handelskrieg eher abwertet, um so Exporte zu fördern. Der Anstieg in dieser Woche hat den Renminbi auf den höchsten Stand seit 2015 befördert, als China die globalen Finanzmärkte mit einer Abwertung durchschüttelte.

IM ABSEITS?
Staatsanleihen fallen – aber wo bleibt die Inflation?
Die letzten fünf Handelstage haben einen Ausverkauf bei US-Staatsanleihen gesehen. Auslöser dafür war die Erwartung, dass das stärkere globale Wachstum, robuste Unternehmensgewinne und die neuen Steuersenkungen die Inflation wiederbeleben und eventuell die geplanten Zinsanhebungen durch die US-Notenbank beschleunigen könnten. Langlaufende Staatsanleihen litten dabei stärker als alle anderen Wertpapiere und sahen Verluste von 1,3% über die vergangenen fünf Handelstage, da sie sehr sensibel auf Inflation(serwartungen) reagieren. Auf Monatssicht hat die Anlageklasse 4,1% eingebüßt. Die Inflation lässt sich jedoch immer noch nicht blicken: Nicht nur die Inflationserwartungen zeigten sich in dieser Woche unverändert, auch das Wirtschaftswachstum sowie die Daten des Häusermarktes blieben hinter den Schätzungen zurück. Zudem scheint auch das Lohnwachstum, einer der Kerntreiber von Inflation, zu stagnieren, wenn nicht sogar zurückzugehen. Wie aus der Abbildung zu erkennen, hat der Rückgang der Beschäftigtenrate im US-Arbeitsmarkt dazu beigetragen, die Lohnkosten im Zaum zu halten, nachdem diese kürzlich bereits gefallen waren. Trotz dieser Trends sind die Inflationserwartungen über die vergangenen Monate hinweg leicht gestiegen. Lesen Sie hier mehr zur Meinung von Ken Leech, Chief Investment Officer von Western Asset, warum die Inflation sich weiterhin in den USA und auch global nur gedämpft entwickeln wird.

Inflationserwartungen steigen, aber Lohnkosten fallen: Sind US-Staatsanleihen über-verkauft?


Quelle: Bloomberg, Stand 31. Januar 2018. Begriffserklärungen finden Sie im Disclaimer.

Geht die britische Wirtschaft leer aus? Trotz der Verlängerung der Übergangsperiode bis Großbritannien die Europäische Union endgültig verlassen wird, spürt die britische Wirtschaft nun die Tragweite der Entscheidung, den zweitgrößten Handelszusammenschluss der Welt zu verlassen. Im vergangenen Jahr wuchs die Wirtschaft des Landes um 1,8% - die geringste Rate der letzten fünf Jahre. Die britische Wirtschaft bleibt somit hinter dem europäischen und dem US-Wachstum zurück, die sich stärker synchronisiert mit dem globalen Aufwärtstrend erweisen. Mark Carney, der Gouverneur der britischen Zentralbank, weist darauf hin, dass die britische Wirtschaft bereits jetzt eine um 1% schlechtere Entwicklung im Vergleich zu einer Situation ohne Brexit zeigt. In diesem Jahr wird die Lücke auf 2% steigen.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.

Quelle für alle Daten: Bloomberg und Barclays Capital; Stand: 31. Januar 2018, falls nicht anders angegeben.