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BondUpdate: Argentinische Staatsschulden – Und täglich grüßt das Murmeltier

„Diesmal ist es anders“ für Argentiniens jüngste Staatsschuldenkrise - aber nicht auf eine gute Weise.

Stephan Bannier

Zum einen kommt das aktuelle Dilemma gerade knapp ein Jahr nach einem Rekord-Rettungsabkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) – was weitere Entlastungen noch schwieriger machen könnte als bisher. Zum anderen hat die schnelle Abwertung des argentinischen Peso gegenüber dem US-Dollar den Wert der Schulden in Landeswährung so hoch getrieben, dass das Land Schwierigkeiten haben könnte, sich für den vom IWF für September vorgesehenen Teil seiner geplanten Rettungszahlung zu qualifizieren.

Diese jüngste Phase der Probleme Argentiniens wurde durch die entscheidende Niederlage der Partei von Präsident Mauricio Macri in den Vorwahlen vom 11. August ausgelöst, in denen sie über 15 Prozentpunkte zurücklag. Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Spannungen ist die dem Ergebnis zugrundeliegende Unzufriedenheit nicht überraschend.

Die Märkte sind dagegen eindeutig geschockt von der Aussicht auf eine mögliche Rückkehr zu einer „Kirchner“-Politik, falls Macris Partei beiseitegeschoben werden sollte. Diese Politik, inklusive der Beschränkungen von Kapitalflüssen und Importen, hatte dazu beigetragen, Argentiniens Zahlungsausfall im Jahr 2014 zu verstärken.

Hundertjährige sind politikverdrossen



Quelle: Bloomberg, Stand: 20. August 2019. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Diese Informationen dienen nur der Veranschaulichung und spiegeln nicht die Wertentwicklung einer tatsächlichen Investition wider

Die Parlamentswahlen finden voraussichtlich am 27. Oktober 2019 statt. Brandywine Global weist jedoch darauf hin, dass Argentinien hinsichtlich der Währungsreserven – mit dem 1,4-fachen seiner gesamten Geldmenge oder dem Gegenwert von vollen 13 Monaten an Importen – gut positioniert ist. Dies deutet darauf hin, dass die aktuelle Krise an den Finanzmärkten übertrieben – oder unnötig – sein könnte, falls die Wahl den Amtsinhaber Macri letztlich doch bestätigen sollte.

Im Aufschwung: Wertentwicklung der US Treasuries – kann irgendjemand mithalten?
Abgesehen von den Sorgen um die Zinskurve und die Rezession zeigt ein Blick auf die Gesamtrendite des Rentenmarktes im Jahr 2019 Bewegungen von bemerkenswertem Ausmaß.

Die Treasuries als Gruppe haben allein seit Ende Juli über 10,5% zugelegt. Damit stieg der Wert für das laufende Jahr auf knapp 8%.

Die Gewinne bei Anleihen in fast allen Sektoren der US-Festverzinslichen werden natürlich durch die Suche nach immer knapper werdenden Erträgen und durch starke Unterschiede bei den verfügbaren Renditen getrieben. Die Renditen der 5-jährigen US-Treasuries, die derzeit bei 1,421% liegen, übertreffen die deutschen 5-jährigen Renditen (-0,913%) deutlich. Die einzigen positiven Renditen in Europa auf diesem Laufzeitniveau sind in Großbritannien (+0,365%), Italien (+0,798%) und Griechenland (+1,115%) zu finden. Die Suche nach positiven Renditen ist aktuell der mit Abstand wichtigste Aspekt im Markt für Staatsanleihen.

Im Abseits: Renditen von auf Euro lautenden Unternehmensanleihen
Am 13. August 2019 fiel die Rendite einer auf Euro lautenden Nestle-Anleihe mit einer Laufzeit von rund zehn Jahren (November 2029) unter null Prozent. Bis zum 20. August folgten drei weitere Unternehmen – Airbus mit Laufzeitende Oktober 2029, Walmart mit September 2029 und Sanofi mit März 2030.

Wenn sich diese Marktbedingungen fortsetzen, wird es für Unternehmen immer schwieriger werden, einer Verschuldung in Euro zu widerstehen - was letztendlich als Gegengewicht zu diesen sinkenden Renditen dienen könnte, sofern die Aktivität groß genug wird.

Quelle für alle Daten: Bloomberg, Stand: 20. August 2019, sofern nicht anders angegeben.

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*) Stephan Bannier, CFA, ist Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.