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Bondupdate: Bedenke gut, was Du Dir wünschst….

Die Reaktionen des Marktes nach dem Ergebnis des EU-Referendums in Großbritannien vergangenen Donnerstag waren schnell, verunsichert und vom Wunsch nach Sicherheit geprägt. Wie erwartet sahen Anleger die sicheren Häfen im japanischen Yen, 10-jährigen Staatsanleihen und Gold. Doch nachdem der erste Schock dieser neuen wirtschaftlichen und politischen Landkarte verdaut war, wurde auch der Prozess der Preisfindung deutlicher – einhergehend mit einem Abstieg der Gesamtrendite bei High Yield Bonds. Vermutlich war das eine Reaktion auf das erhöhte Kreditrisiko, das die gestiegene Unsicherheit und die schwächeren Aussichten bezüglich der Profitabilität der Unternehmen begleitet.

Klaus Dahmann

Aufsteiger
Yen versus Britisches Pfund – Meilenweit entfernt: Nur wenige Minuten nachdem das Ergebnis des Referendums bekanntgegeben wurde, schnellte der japanische Yen im Vergleich zum britischen Pfund um fast 19% in die Höhe. Drei Tage später waren es noch immer nur 137,7 Yen pro Pfund Sterling. Vor dem Referendum waren es 160 Yen. Während sich japanische Touristen und englische Gastwirte über diesen Kurs freuen können, wird es für britische Autokäufer oder Hersteller, die in Maschinen investieren wollen, nun härter. Und nicht nur für die: Der Anstieg des Yen im Vergleich zu den anderen Währungen der Welt macht es auch für Japans Premier Shinzo Abe schwieriger die Wirtschaft des Landes vom Boden wegzukriegen.

Gold – Hartwährung: Langjährige Beobachter sahen den Goldpreis von 1.900 US-Dollar in 2011 auf unter 1.100 US-Dollar Ende 2015 fallen. Ein Zeichen für eine Entkopplung des gelben Metalls von den weltweiten Risiken. Doch die Story dieses Jahr sieht gleich ganz anders aus: Der Goldpreis rauschte bis ans obere Ende von 1.200 US-Dollar im Februar, als die US-Notenbank Fed mit dem Schwanken der Weltwirtschaft eine gemäßigte Haltung einnahm, und schnellte unmittelbar nachdem die Ergebnisse zum Brexit vorlagen um 8,6% in die Höhe. Am 29. Juni um 15 Uhr US Eastern Time lag der Goldpreis schon bei 1.323 US-Dollar. Wo die Reise hingeht, wird die Zeit uns sagen.

Absteiger
Anleiherenditen – Die Stimmen werden lauter: Anleger hatten diese Woche Renditen und Spreads im Kopf, doch es zeigt sich eine weitere Entwicklung bei Anleiherenditen. Anders als der restliche Anleihemarkt sind gleich vier der wichtigen High Yield-Indizes in der letzten Woche ins Minus gerutscht: europäische und US-Dollar-High Yields, Emerging Market-High Yields in Lokalwährung und High Yield-Corporates. Und auch wenn es für das Erkennen von Trends nach dem Referendum noch etwas früh ist, ist es doch kein Zufall, dass gerade diese Spread-Sektoren den guten Nachrichten ausweichen konnten, die den großen Rest des Anleiheuniversums geflutet haben.

Inflation in Argentinien – hoffen: Die Verbraucherpreise im Mai sind laut dem offiziellen Statistikreport diese Woche um 4,2% gestiegen. Laut Finanzminister Alfonso Prat-Gay macht das eine annualisierte Rate zwischen 40 und 42%. Das klingt kaum nach guten Neuigkeiten. Dennoch muss man berücksichtigen, dass es sich um die erste offizielle Inflationsrate handelt, die die Regierung seit Dezember veröffentlicht hat. Damals hat Präsident Mauricio Macri das Amt von Cristina Fernandez übernommen, die überhaupt keine Veröffentlichung von Zahlen zugelassen hatte. Trotz allem klang schon Macris Ankündigung, die Inflation werde im Juni auf 2 bis 2,5% zurückgehen, übermäßig optimistisch. Dabei muss man ihm zugestehen, dass er seit seiner Amtsübernahme bereits große Fortschritte gemacht hat. Seine Einschätzungen zu den Zahlen, die er einem New Yorker Publikum präsentierte, waren jedoch stumpf: „Wir wollen uns nicht davon mitreißen lassen, dass wir sagen, Argentinien sei eine Stütze der Stabilität...“


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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.