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BondUpdate: Brexit, Mexiko, Währungen - was kommt als Nächstes?

Der Nachrichtenfluss der letzten Wochen hat die Diskussion über das Ende der seit dem Zweiten Weltkrieg bzw. Kalten Krieg geltenden nationalen und wirtschaftlichen Weltordnungen angeregt. Jedoch haben sowohl die wirtschaftliche Welt als auch die Finanzmärkte mit relativer Ruhe reagiert - was darauf hindeutet, dass das gegenwärtige apokalyptische Geschwätz übertrieben sein könnte.

Klaus Dahmann


Der Unterschied zwischen Stimmung und Aktivität war in dieser Woche in der Europäischen Union deutlich spürbar.

Die in der vergangenen Woche veröffentlichten deutschen Fabrikaufträge im Mai 2018 lagen um 4,4% über dem Vorjahreswert. Der weithin beachtete ZEW-Geschäftsklimaindex in Deutschland lag mit -24,7 deutlich unter der Medianprognose - welche selbst bereits recht pessimistisch war.

Auftragslage und Geschäftsklima in Deutschland, Juli 2015 – Juli 2018



Quelle: Bloomberg; 8. Juli 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Natürlich ist es möglich, dass die tatsächliche wirtschaftliche Aktivität im Juni der negativen Stimmung nachfolgt. Zudem dürfte die zusätzliche 200-Mrd. US-Dollar-Eskalation im Zollkonflikt zwischen den USA und China in dieser Woche die deutsche Wirtschaft nicht erfreuen. Auf der anderen Seite könnte jeder zollbedingte ökonomische Rückgang durch andere Quellen mehr als wettgemacht werden, wenn man sich die geschäftliche Annäherung zwischen China und der EU ansieht, die sich seit dem Ausbruch der Zollstreitigkeiten in diesem Jahr anbahnt.

Im Aufschwung: Mexikanischer Peso nach den Wahlen
Vor der Wahl am 1. Juli wurde der mexikanische Kandidat Andrés Manuel López Obrador (AMLO) als Reformer verehrt, jedoch auch als Unruhestifter gefürchtet. Aber als klarer Gewinner mit über 53% der Stimmen haben er und seine Partei klar erklärt, dass sie keine Feindseligkeiten gegenüber dem Privatsektor haben und sich auf Investitionen und soziale Unterstützung konzentrieren werden. Ihre Pläne sind expansiv, aber auch potentiell teuer und beinhalten Reinvestitionen in den Energiesektor sowie eine verstärkte Unterstützung von Menschen mit niedrigem Einkommen sowie Rentnern.

Bisher haben die Märkte AMLO beim Wort genommen. Nach einer eintägigen Pause hat der mexikanische Peso an drei der acht Handelstage seit der Wahl um mehr als 1% zugelegt - darunter ein rekordverdächtiger Anstieg von über 2,5%.

US-Dollar je Mexikanischer Peso: Kurs und Tagesveränderungen (%)



Quelle: Bloomberg; 8. Juli 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Da die neu gewählte Regierung erst Ende 2018 an die Macht kommt, werden die von AMLO geplanten Maßnahmen möglicherweise nicht in die Tat umgesetzt. Der moderate Ton seiner Aussagen wird jedoch zumindest vorläufig mit Erleichterung aufgenommen.

Im Abschwung: Volatilität beim Britischen Pfund
Nach dem Weggang der Brexit-Befürworter David Davis und Boris Johnson ist es durchaus möglich, dass die Regierung von Theresa May nicht mehr lange Bestand haben wird. Aber selbst wenn sie überlebt, scheint die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Verhandlungsposition gegenüber der Europäischen Union - mit dem Ziel eines „weichen Brexits“ - überlebt, eher begrenzt. In früheren Erklärungen hat Europas Chefunterhändler für den Brexit, Michel Barnier, geäußert, dass es nicht im Interesse der EU sei, einem Mitgliedstaat einen bequemen Weg aus der Europäischen Union zu ebnen. Und angesichts des offensichtlichen Mangels an praktischen Lösungsvorschlägen für Irlands Grenze zum Vereinigten Königreich scheint ein weiteres Durcheinander sehr wahrscheinlich zu sein.

Im Wechselkurs implizierte Volatilität, Britisches Pfund gegen US-Dollar



Quelle: Bloomberg; 8. Juli 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Umso erstaunlicher ist es, dass die implizite Wechselkursvolatilität des Pfunds sowohl kurzfristig als auch auf Jahressicht weiter abgenommen hat. Eine mögliche Erklärung: der Brexit ist eher eine sich entwickelnde Wirtschaftsgeschichte als ein spezifisches zeitgebundenes Ereignis; die Verhandlungen haben so viele Fristen, dass die Märkte noch nicht zwischen den so genannten "Drop-Dead"-Daten mit direkten finanziellen Auswirkungen und den Meilensteinen mit eher diffusen wirtschaftlichen Effekten unterscheiden.

Eine unwahrscheinliche, aber dennoch mögliche Erklärung: Die Märkte warten darauf, dass es greifbare Neuigkeiten gibt, die sich direkt auf die Geldflüsse auswirken. Nun, die Zeit wird es zeigen.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.