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BondUpdate: Das FED-Manuskript – eine Momentaufnahme

Die Aussage des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell vor dem Banking, Housing, and Urban Affairs Committee des Senats am 17. Juli war sowohl klar als auch kurz. Umso mehr ein Grund, sich auf die leichte, aber unverkennbare Verschiebung in Bezug auf das Tempo und das Niveau künftiger Zinserhöhungen zu konzentrieren.

Klaus Dahmann

Powell bezeichnete die Risiken für die Konjunkturaussichten der Fed als „ausgewogen“ und sagte, dass der beste Weg nach vorn darin bestehe, den Leitzins weiter schrittweise anzuheben – „momentan“.

Der Satz war mehr als eine Neuformulierung des Standard-Disclaimers, dass die Fed-Politik auf dem aktuellen Fluss an Wirtschaftsdaten basiere. Vielmehr wurde der Eindruck erweckt, dass das FOMC bei Zinserhöhungen und anderen Aktionen in keiner Weise auf Autopilot gestellt hat.

Dies ist insbesondere deshalb von Relevanz, weil sich Finanzmarktbeobachter auf eine mögliche Invertierung der US-Zinskurve fixiert haben, welche in der Vergangenheit ein verlässliches Signal für eine drohende Rezession innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate war.

Verflachung der Zinsstrukturkurve in 2018



Quelle: Bloomberg; 17. Juli 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Die Fed hat relativ wenig Einfluss auf den 30-jährigen Teil der Kurve. Aber die Erhöhungen der Fed Funds Rate, kombiniert mit der Belebung der Emission von kurzlaufenden Staatsanleihen zur Finanzierung gestiegener fiskalischer Großzügigkeiten, haben das kurze Ende der Kurve im Jahr 2018 in die Höhe getrieben. Einige Beobachter glauben, dass die Sorge um eine Invertierung der Kurve das FOMC davon abhalten könnte, die Zinsen so schnell wie geplant anzuheben.

Wenn ja, wäre das ein klarer Gewinn für die „Länger-Niedrig“-Zinsprognose und für Anleger, die ihre Portfolios entsprechend positioniert haben.

Im Aufschwung: Währungen der Schwellenländer
Nach einem düsteren ersten Halbjahr 2018 scheint es so, als würden viele der Schwellenländer-Währungen, die vorher die meisten Sorgen gemacht haben, gegenüber dem US-Dollar wieder Boden gut machen. Wie üblich folgte jede Bewegung bei einzelnen Währungen ihrer eigenen länderspezifischen Logik: Mexiko schwebte weiter auf einer Welle aus Optimismus nach den Wahlen; Argentinien profitierte von der einmaligen Großzügigkeit des IWF; Südafrika konnte einen Teil seines korruptionsbezogenen politischen Konflikts vorläufig hinter sich lassen.

Auf der anderen Seite forderte die widerspenstige Innenpolitik der Türkei weiterhin ihren Tribut, da die Unabhängigkeit der Zentralbank von der Regierungspolitik weiterhin durch die erweiterten Befugnisse ihres wiedergewählten Präsidenten Recip Tayyip Erdoğan bedroht ist.

Währungen der Schwellenländer – Gewinn/Verlust seit Quartalsstart (%)



Quelle: Bloomberg; 17. Juli 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

Im Abseits: Rohöl
Die Angebots- und Nachfragedynamik der globalen Rohölmärkte hat die Preise seit Ende Juni nach unten gedrückt; Brent Crude notierte am 17. Juli bei 71,89 US-Dollar pro Barrel, deutlich niedriger als an seinem Hoch am 10. Juli bei 79,35 US-Dollar; West Texas Intermediate (WTI) notierte bei 67,75 US-Dollar, auch deutlich weniger als noch zum Hoch am 3. Juli mit 75,02 US-Dollar.

Zudem hat sich der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI deutlich verschoben. Am 7. Juni erreichte die Differenz 11,37 US-Dollar; seit Anfang Juli bewegte sich die Prämie zwischen 4,00 US-Dollar und 5,00 US-Dollar pro Barrel. Eine wahrscheinliche Erklärung: Die Engpässe bei der Markteinführung von US-Schieferöl könnten zur gleichen Zeit zugenommen haben, als die Preise für Brent fielen. Die Preise für Brent fielen demnach zur gleichen Zeit als WTI schwieriger zu liefern war. Die Zeit wird zeigen, ob Venezuela seine Kapazität wiedererlangen wird, ob der Iran durch eine Neuverhängung von Sanktionen stärker behindert wird oder ob die derzeitige Unsicherheit des Welthandels die Gesamtnachfrage unter Druck setzen wird.

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*) Klaus Dahmann ist Niederlassungsleiter und Country Head Deutschland und Österreich bei Legg Mason. An dieser Stelle geben die Anlageexperten von Legg Mason regelmäßige Einschätzungen zu den aktuellen Entwicklungen an den globalen Bondmärkten ab.